Der ultimative Survival-Guide für entspannte Feiertage

Hohe Erwartungen, ein Raum voller Verwandter, unpassende Geschenke – für viele von uns steckt Weihnachten voller Tretminen. Mit diesen fünf Strategien bleibt es trotzdem friedlich.

von Timea Cheeseman

Wir verbringen wertvolle Zeit mit den Menschen, die uns am nächsten und am liebsten sind. Wir essen gut und beschenken uns gegenseitig. Wir lachen und feiern zusammen. Das ist Weihnachten, wie es im Buche steht. Was kann da schon schief gehen? Wer jetzt sagt “Na gar nichts”, dem sei gratuliert. Wer schon bei der Frage spontan Sorgenfalten bekommt, dem legen wir unsere fünf “Überlebensstrategien” ans Herz – mit kleinem Augenzwinkern, versteht sich.

Denn Weihnachten ist eine Zeit, die eine explosive Mischung bereithält. Zum einen, weil den Weihnachtstagen meist eine stressige und angespannte Zeit vorweg geht. Viel muss organisiert, eingekauft, dekoriert und vorbereitet werden. Die Erwartungen sind hoch, der Stress auch. Zum anderen, weil die meisten von uns Weihnachten mit ihrer Familie oder Freunden verbringen. Also den Menschen, die uns zwar am liebsten sind, die uns aber auch so gut kennen, dass sie uns binnen Sekunden auf die Palme bringen können. Und so wird Weihnachten ganz schnell zu einem wackeligen Balanceakt zwischen hohen Erwartungen, aufgestauten Emotionen und Stress. Damit du die besinnliche Zeit mit deinen Liebsten auch in vollen Zügen genießen kannst, haben wir für dich fünf Strategien gesammelt, mit denen sich die Weihnachts-Apokalypse verhindern lässt.

Strategie 1: Und alles ist – fast – perfekt

Das perfekte Weihnachten – welch wunderbare Illusion, der wir da jedes Jahr nachrennen. Unsere Erwartung steht irgendwo zwischen goldenen Kindheitserinnerungen und der herzerwärmenden Welt der Weihnachtswerbung. Und so vergießen wir Schweiß und Tränen für ein perfektes Weihnachten voller Harmonie, Liebe und Genuss. Es reicht eben nicht, dass das Essen gut und die Geschenke nett gemeint sind. Nein, Weihnachten muss etwas Besonderes sein. Also wird aus dem Essen ein Vier-Gänge-Menü, aus der Wohnung ein glänzendes Weihnachtsparadies und Familie und Gäste werden von vorne bis hinten verwöhnt. Doch der Weihnachts-Perfektionismus ist nicht nur anstrengend, sondern schafft auch jede Menge Stress für die Gastgeber.

Unsere erste Überlebensstrategie ist daher so deftig wie der Gänsebraten selbst: Schraubt den eigenen Perfektionismus herunter! Zumindest dort, wo es nicht so wichtig ist. Wo das ist, das muss jede Familie für sich entscheiden. Denn wer Kochen zu seinen Leidenschaften zählt, der sollte ein dekadentes Festmahl nicht aufgeben müssen. Vielleicht lässt sich dafür ja ein Kompromiss bei der Dekoration finden? Und wer mit einer großen Familie oder vielen Gästen feiert, der kann auch schon durch ein wenig Arbeitsteilung den eigenen Perfektionismus besser umverteilen und Stress und Erwartungen runterschrauben.

Praxis-Tipp: Schreibe kleine Aufgaben, die für die große Weihnachtsfeier anstehen, auf einzelne Zettel und lege sie gefaltet in ein Gefäß. Bitte deine Familienmitglieder oder Gäste, jeweils einen Zettel zu ziehen. So erhält jeder eine kleine Aufgabe, um die er sich in der Vorbereitung oder während der Feier kümmern muss. Aufgaben wie die Dekoration des Tisches oder das Nachfüllen der Getränke werden so besser verteilt, und Gastgeber oder Familienoberhäupter können sich zumindest von ein paar Erwartungen und Stressfaktoren loslösen.

Strategie 2: Viel Raum für Nichts

Vielleicht weißt du jetzt schon, wo du deinen Weihnachts-Perfektionismus loslassen kannst, um ein bisschen Arbeit und Stress abzugeben. Großartig, deine Überlebenschancen sind soeben schon gestiegen. Nun ist es Zeit für Strategie Nummer zwei: Freiräume schaffen – für dich, deine Familie und deine Gäste. Warum, fragst du? Weil Weihnachten an sich ganz leicht zu einer hochexplosiven Mischung aus Harmoniebedürfnis, Enttäuschung, Alkoholgenuss, Stress und aufgestauten Emotionen wird. Im schlimmsten Fall wird diese Mischung noch dadurch angeheizt, dass zu viele Menschen zu lange auf zu kleinem Raum aufeinander sitzen. Und das ist alles andere als gemütlich.

Damit dieses Pulverfass nicht in die Luft geht, ist es wichtig, genug Ruhepausen und Freiräume einzuplanen. So kann es schon helfen, das große Weihnachtsfest nicht komplett durchzuplanen, sondern immer wieder ein oder zwei Stunden freizulassen, in der jeder das tun kann, was er möchte und gegebenenfalls die Möglichkeit hat, sich für einige Momente zurückzuziehen. Das sollte übrigens auch für die eigenen Gäste gelten. So muss sich auch kein Gast unter dem Vorwand „das Auto umparken zu wollen“ für eine Stress-Zigarette rausschleichen.

Praxis-Tipp: Besprich mit deiner Familie und deinen Gästen am besten schon am Anfang der Feierlichkeiten, wann was passiert, und zu welchen Zeiten jeder die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen oder Ruhe zu suchen. So sind die Verhältnisse von Anfang an geklärt und weder du noch deine Gäste müssen ein schlechtes Gewissen haben, wenn das Bedürfnis nach Ruhe aufkommt.

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Strategie 3: Keine Macht der Völlerei

Weihnachten ist ein Fest der Liebe – der Liebe zum Essen. Selten wird in so kurzer Zeit so gut und so viel geschlemmt. Die Zeit zwischen Frühstück, Mittag und dem Weihnachtsessen wird mit Plätzchen und Lebkuchen versüßt und wer wirklich gar keinen Bissen mehr herunterbekommt, der greift genussvoll zu Punsch oder einer heißen Schokolade. Man könnte also sagen, dass sich ein Amuse-Gueule an das Nächste reiht. Schließlich möchte man den Koch oder Bäcker nicht beleidigen und ab dem ersten Januar wird ja sowieso wieder alles anders. Doch übermäßiges und vor allem unbewusstes Naschen und Schlemmen belastet nicht nur den Körper, sondern macht spätestens nach dem ersten Weihnachtstag auch ganz schön unzufrieden. Man fühlt sich müde und schlapp und im schlimmsten Fall macht der Überzucker auch noch gereizt. Im Zweifel sehen wir dann nur noch einen Ausweg: die Gastgeber für ihre Übertreibung bei der Menge und Auswahl der Speisen zu beschuldigen.

Um zu verhindern, dass deine Weihnachtszeit zu einem Akt der Völlerei wird, kommt dir Strategie Nummer drei zur Hilfe: Bewusst genießen. Denn wer sein Essen mit allen Sinnen wahrnimmt und genießt, isst automatisch langsamer und vor allem bewusster. Das wiederum führt dazu, dass man dem Körper Zeit gibt, Sättigungssignale zu senden und sich selbst auch die Aufmerksamkeit schenkt, um diese wahrzunehmen. Wer bewusst genießt, muss sich außerdem nichts verbieten. Klingt verlockend, oder?

Praxis-Tipp: Zelebriere dein Essen. Das heißt in der Praxis z. B.: Setze dich hin, wenn du isst, und verwende Geschirr (ja, auch für jedes Plätzchen). Iss langsam und versuche dich ganz auf deine Geruchs- und Geschmacksnerven zu konzentrieren. Zelebriere jeden Bissen für das, was er ist – etwas ganz besonderes.

Strategie 4: Mit Herz und Dankbarkeit aus der Geschenkefalle

Für Kinder ist sie das Höchste der Gefühle, für Erwachsene zunehmend stressig und ein potentielles Fettnäpfchen: die Bescherung. Die Idee, jemandem eine Freude zu machen, ist an sich lobenswert. Doch mit dem Alter lernt man dazu. Und so wissen wir auch, wie schwer es sein kann, jeden einzelnen zu beschenken, ohne in manchen Fällen geizig, geschmacklos, besserwisserisch oder gedankenlos zu erscheinen. Ebenso haben wir gelernt, wie anstrengend es sein kann, über eine zweistündige Bescherung Freude und Begeisterung vorzutäuschen. Als Sport-Muffel lässt sich eben nur bedingt Begeisterung für das Hantelset entwickeln. Und wer zum Teufel braucht einen tragbaren Sandwich-Maker?

Und so kommen wir zu Strategie Nummer vier: Verschenke dein Herz und reagiere mit Dankbarkeit. Grundsätzlich gibt es nämlich eine ganz einfache Art und Weise, Menschen eine Freude zu machen, nämlich, wenn man sein Herz mit ihnen teilt. Was nach einer Überdosis Kitsch klingtt, ist in der Praxis gar nicht so schwer. Zum Beispiel kann man einfach seine Gefühle mit jemandem teilen und dem Menschen sagen, was man an ihm schätzt oder was er einem bedeutet. Auch mit Geschenken, die sich auf schöne gemeinsame Erlebnisse beziehen, kann man nur gewinnen. Und was, wenn du selbst das Opfer eines unpassenden Geschenkes wirst? Dann hilft ein kleiner Perspektivwechsel – zu mehr Dankbarkeit. Nimm Abstand zu all den Gründen, warum das Geschenk vielleicht nicht das Richtige für dich ist und konzentriere dich auf das, was sich der andere dabei gedacht haben könnte. Vielleicht erkennst du ja viel mehr Herz dahinter als dir zu Anfang bewusst war?

Praxis-Tipp: Viele Menschen unterschätzen den Wert schöner und ehrlicher Worte. Überrasche deshalb diese Weihnachten deine Liebsten mal mit einer persönlichen Karte, in der du ihnen sagst, wie wichtig sie dir sind und warum du dankbar bist, sie in deinem Leben zu haben.

Strategie 5: Reden ist silber, atmen ist gold

Wer glaubt, sich schon in Sicherheit wägen zu dürfen, wird an dieser Stelle enttäuscht. Denn die vorherigen vier Strategien können zwar dein Überleben erleichtern, aber der Endgegner steht dir noch bevor. Wir wollen uns nun mit der wohl häufigsten Ursache für die familiäre Weihnachts-Apokalypse beschäftigen: der zwischenmenschlichen Kommunikation. Was sich harmlos anhört, ist in Wahrheit ein Minenfeld – vor allem an Weihnachten. Unter dem Schein der Harmonie, kann man mit den falschen Fragen, Kommentaren, Antworten oder Diskussionsthemen mindestens genauso oft zum Opfer, wie zum Täter werden.

Vielleicht weißt du ja schon, dass auf dich Fragen wie „Wo arbeitest Du?“, „Hat das überhaupt eine Zukunft?“, „Wolltet ihr nicht Kinder?“ oder Sticheleien wie „Deine Schwester ruft aber jedes Wochenende an!“ oder „Na, dir hat es aber in letzter Zeit wohl öfter gut geschmeckt, was?“ warten. Und vielleicht merkst du ja schon im Vorfeld, dass du immer noch sauer auf deine Schwägerin bist oder dich dein betrunkener Onkel wieder richtig auf die Palme bringen wird. In dem Fall kann es helfen, sich schon im Vorfeld mehr Bewusstsein zu schaffen. Sei dir zum Beispiel der Fallen bewusst, die auf dich lauern und fälle bewusst die Entscheidung, dass Weihnachten nicht die richtige Zeit ist, um emotionale Altlasten aufzuarbeiten oder deine Mitmenschen auf ihre Fehler anzusprechen.

Praxis-Tipp: Wenn du schon merkst, wie dich eine persönliche Frage, ein spitzer Kommentar oder das Verhalten deiner Mitmenschen langsam aber sicher angespannt macht, versuche dich auf deinen Atem zu konzentrieren. So lenkst du immer wieder den Fokus auf dich und schaffst Abstand zwischen dir und der negativen Situation.

Egal, ob dich dein Perfektionismus, ein Raum voller Verwandter oder ein unpassendes Geschenk in den Weihnachts-Wahnsinn treiben – mit unseren fünf Tipps wirst du es überleben – ja, du wirst es vielleicht sogar richtig genießen. Denn wenn man das weihnachtliche Minenfeld kennt, kann man es umschiffen und sich auf das konzentrieren, was wichtig ist: neue schöne Erinnerungen zu schaffen, mit den Menschen, die du am meisten liebst.

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