Kein Licht ohne Schatten: Warum wir Gegensätze brauchen

Gegensätze ziehen sich an, denn man kann sie auch als Teil eines großen Ganzen betrachten. Mit dieser Einstellung kann man auch zu mehr Balance finden und Negatives besser verarbeiten.

Von Alexandra Gojowy

Das Gesetz der Polarität besagt, dass alles in der Welt zwei Pole hat und diese auch braucht, um im Gleichgewicht zu bleiben. Tatsächlich beruht ein Großteil unseres Lebens auf dem Prinzip der Gegensätze. Ohne Nacht kein Tag, auf die Ebbe folgt die Flut und auch Leben und Tod sind untrennbar miteinander verbunden. Es scheint, als wären wir einem ganz natürlichen Prozess untergeordnet, den wir, trotz fortschreitender Technik und Digitalisierung, nicht umgehen können.

Wir wissen, dass die Welt aus Gegensätzen besteht, trotzdem fällt es uns schwer, diese Gewissheit auf unseren Alltag zu übertragen. Oft tun wir alles, damit es uns bloß nicht schlecht geht. Leider belasten viele der täglichen Bewältigungsstrategien, wie zum Beispiel Nikotin, Alkohol oder Koffein, langfristig unseren Körper und Geist. Die Ursache: Gefühle, die wir als negativ bewerten, gehen wir lieber aus dem Weg. Dadurch lösen sie sich aber nicht in Luft auf. Vielmehr sitzen sie dann in unserem Unterbewusstsein fest und warten nur darauf, bis ein unerwartetes Ereignis sie wieder an die Oberfläche holt. Ja, Auseinandersetzungen sind unbequem. Doch wer ewige Harmonie anstrebt, verdrängt einen wichtigen Teil in sich selbst, der gehört werden will.

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Polarität bedeutet auch, dass die Betonung des einen Pols dazu führt, dass auch der andere immer größer wird. Jeder kennt den großen Knall, der immer dann folgt, wenn man Konflikten über einen längeren Zeitraum konsequent aus dem Weg gegangen ist. Genauso wie beim Ein- und Ausatmen, ist das Leben ein Wechselspiel von zwei Seiten. Was wir brauchen, ist ein wenig mehr Gelassenheit, um die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind. Ganz ohne den Drang, sie verändern oder verbessern zu wollen. Wir geben dir drei Denkanstöße an die Hand, die dir mehr Wertschätzung für die Welt der Gegensätze vermitteln können.

Gegensätze sind Teil des gleichen Ganzen

Oder auch: “Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille”. Das altbekannte Sprichwort sagt viel über die Natur der Gegensätze aus. Je nach Blickwinkel, lässt sich wohl jeder Umstand im Leben unterschiedlich bewerten. Ein gutes Beispiel dafür sind plötzliche Veränderungen im beruflichen oder privaten Umfeld. Veränderungen sind meist unangenehm, denn sie stellen bekannte Strukturen auf den Kopf und können einen ganz schön aus dem Gleichgewicht bringen. Nachdem sich die ersten Wogen geglättet haben, kann man einer Veränderung aber meist auch etwas Positives abgewinnen. So wird einem schnell bewusst, dass viele Geschehnisse nicht statisch sind und sich mit der Zeit verändern können.

Ein bekanntes Sprichwort besagt: “Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, wir sehen sie, wie wir sind”. Wenn du einer schwierigen Erfahrung gegenüberstehst, mach dir bewusst, dass es nur eine Erfahrung ist, die von Natur aus eigentlich “leer” ist. Die Bewertung findet in deinem Kopf statt und wird durch deine subjektive Wahrnehmung geprägt. Wenn du besonders unglücklich über die Situation bist, dann versuche, sie als Teil des Ganzen zu akzeptieren. Wahrscheinlich stellt sie das Gegenstück zu einer besonders schönen Erfahrung dar, die du bereits machen durftest – oder die bereits auf dich wartet. So nimmst du dem Gefühl seine Endgültigkeit und kannst deinen Horizont leichter für neue Erfahrungen öffnen.

Es gibt nichts zu tun

Unsere Gesellschaft und auch unsere Wirtschaft streben ständig nach Wachstum. Im Vordergrund stehen Weiterentwicklung, Selbstoptimierung und das Erreichen von möglichst viel in immer kürzerer Zeit. So hat man nicht nur das Gefühl, die Zeit würde sich immer weiter beschleunigen, man fühlt sich aufgrund der Schnelllebigkeit auch zunehmends erschöpft. Es ist natürlich kein Problem, Pläne zu schmieden, Ziele zu haben und sich weiterentwickeln zu wollen. Zu oft machen wir unseren Selbstwert jedoch von diesen äußeren Faktoren abhängig.

Achtsamkeitstraining kann dabei helfen, den Fokus wieder nach Innen zu lenken. Die regelmäßige Stille macht dich unabhängiger von äußeren Reizen und schafft einen Ort der Ruhe, in den du dich bei Bedarf zurückziehen kannst. Je häufiger du diese Stille übst, desto leichter findest du sie auch in schwierigen Situationen. Gelassenheit hat auch etwas mit “lassen” zu tun. Die Dinge einfach mal ruhen lassen. Wer die Erfahrung macht, dass er nichts tun oder lassen muss, um zu sein, hat das Potential von Achtsamkeitstraining bereits erkannt. Im Grunde gibt es nichts zu tun, außer den Moment so anzunehmen, wie er sich gerade darstellt.

Zu innerer Balance finden

Natürlich wirft einen das Leben auch mal aus der Bahn. Manche Erfahrungen lassen sich nur schwer hinnehmen und bringen vielleicht sogar Schmerz und Frustration mit sich. In solchen Momenten kannst du dir bewusst machen, dass du die guten Zeiten ohne diese dunklen Momente nicht schätzen könntest. Auch weiß man oft nicht, was genau man von einem Beruf oder von einer Partnerschaft erwartet, wenn man vorher nicht die Erfahrung gemacht hat, was man nicht möchte.

Du siehst, was auch immer du jetzt als negativ bewertest, ist mit etwas Abstand nur als eine Seite der Medaille zu erkennen. Wenn du dir das Prinzip der Polarität zunutze machst, kannst du dir sicher sein, dass am anderen Ende wieder eine schöne Erfahrung auf dich wartet. Ganz wie ein Pendel, das in zwei Seiten ausschlägt. In der Mitte findet sich ein kurzer Moment der geistigen Balance, das Hier und Jetzt, in dem es keine zwei Seiten gibt, sondern nur ein großes Ganzes, das in liebender Akzeptanz betrachtet werden möchte.

Vergiss nicht, dass es ein lebenslanger Prozess ist, sich immer wieder in der Mitte einzupendeln. Auch, wenn du dort nur für einen winzigen Moment verweilst: Ehe dich deine Gedanken wieder in die eine oder andere Richtung schwingen, wirst du erkennen, dass Licht ohne Schatten nicht möglich ist. Und so einen Schritt in Richtung innerer Freiheit machen.

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