Finde die Balance zwischen online und offline

Digitale Auszeiten und Retro-Handys sind Trend. Manchmal braucht man einfach eine Pause von der virtuellen Welt. So schaffst du den Balanceakt zwischen on- und offline!

von Alexandra Gojowy

Liebes digitales Leben, wir müssen reden. Seitdem ich mich mit zwölf Jahren in den ersten Chat-Foren herumtrieb, führen wir eine innige Beziehung. Vieles ist seitdem passiert. Dubiose Chat-Foren sind aus der Mode gekommen und heute denken wir uns auch keine lustigen Usernamen mehr aus. Wir nutzen unseren echten Namen und haben den Chatroom immer in der Tasche. Meine Erinnerungen zeigen mir, dass die digitale Welt schon lange zu meinem Leben gehört. Hat meine Kindheit darunter gelitten? Ich denke nein. Allerdings habe ich nach dem Chatten auch noch auf der Straße gespielt.

Oft wird das Internet für seine Suchtgefahr verteufelt. Lustige Katzenvideos drohen eine ganze Generation mit leichter Unterhaltung zu verblöden. Das Internet allein ist aber nicht das Problem. Damals hat die Balance noch gestimmt. Außerdem zahlte man für das Surfen im Netz noch pro Minute und mein Vater zog spätestens nach einer halben Stunde den Stecker. Heute schauen wir rund achtzig Mal am Tag auf das Smartphone, was im Schnitt drei Stunden unserer Zeit kostet. Und dann? Statt zum Supermarkt zu gehen, bestellen wir unsere Lebensmittel online. Jugendliche tauschen keine Sammelkarten mehr, sondern höchstens die neuesten Serien-Tipps. Wir glauben trotzdem daran, dass der Balanceakt zwischen “on” und “off” funktionieren kann. Und geben dir in diesem Artikel einige praktische Beispiele.

Gedanken wirklich teilen, statt posten

Jeder kennt das peinlich berührte Gefühl, wenn man im Keller ein altes Tagebuch findet. Sogar alte Schulkalender blättere ich manchmal durch und freue mich über die kleinen Notizen am Seitenrand. Spätestens mit dem ersten eigenen Telefon war das Zettelchen schreiben dann vorbei. Plötzlich schrieb man nur noch SMS. Und seine Gedanken teilte man Jahre später lieber in Facebook-Posts. Der digitale Schriftverkehr macht vieles einfacher. Die SMS von früher sind mir trotzdem nicht mehr verfügbar. Wechseln wir das Handy oder löschen wir den Chatverlauf, so löschen wir auch monate- oder vielleicht sogar jahrelange Gespräche.

Minimalismus ist ein Trend, den ich willkommen heiße und die Frage danach, was wir wirklich brauchen, ist schnell beantwortet: Weniger! Trotzdem möchte keiner von uns die Kiste auf dem Dachboden missen, in der alte Konzerttickets, Kinokarten und Liebesbriefe des ersten festen Freundes oder Freundin gesammelt wurden. Also mach was, das bleibt! Denn deine Hände können mehr als tippen und klicken. Dafür musst du nicht mal ein Backtalent sein, einen Schrebergarten besitzen oder deine Wände neu streichen. Sharing is caring, das gilt auch für Gedanken. Es reicht, einen Stift in die Hand zu nehmen und mal wieder einen richtigen Brief zu schreiben.

Das verteufelte Internet kann dafür sogar neue Inspiration liefern. Nirgendwo sonst findet man eine so große Anzahl an Vorlagen, Impulsen oder Zitaten, die man für einen Brief verwenden könnte. So nutzt man ganz einfach das Beste aus beiden Welten. Überlege doch einmal, wen du in nächster Zeit mit einem handgeschriebenen Brief überraschen könntest.

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Digitale Inhalte mit Achtsamkeit konsumieren

Etwas zu schreiben tut auch deshalb so gut, weil wir damit ausnahmsweise etwas produzieren statt zu konsumieren. Jeden Tag muss unser Gehirn ein Vielzahl an Informationen verarbeiten. Multitasking ist an der Tagesordnung und oft springen wir beruflich wie privat zwischen der digitalen und analogen Welt hin und her. Eines wird dabei ganz deutlich: Für die meisten von uns überwiegt der tägliche Input gegenüber dem Output. Wir konsumieren viel mehr, als wir hervorbringen. Die Nachrichten beim Frühstück, Recherchen für den Job, Vorlesungen, die Playlist für das Nachmittagstief. Wenn am Ende des Tages unser Postfach aufgeräumt ist, haben wir schon das Gefühl, etwas “geschafft” zu haben.

Endlich im Feierabend gucken wir dann gerne Erklärvideos. Das animierte Kochrezept ist schnell verinnerlicht und sieht auch noch gut aus. Spätestens im Supermarkt verliert man dann aber doch Zeit und Geduld, alle Zutaten einzukaufen und den Feierabend mit einer ausgewachsenen Kochorgie zu beginnen. Überlege dir also genau, welche digitalen Inhalte du konsumieren möchtest. Was bringt dir wirklich etwas? Was hilft dir in deinem ganz persönlichen Alltag? Was möchtest du dir für die kommende Woche vornehmen? Suche gezielt nach Dingen, die dich interessieren und nimm dir anschließend Zeit, sie auch umzusetzen. Keine Technologie der Welt kann dir das Tun abnehmen. Auch wenn Apps und co. uns tatsächlich dabei helfen können, Neues zu lernen.

Apps, die uns etwas beibringen, funktionieren deshalb so gut, weil wir das Gelernte zeitgleich analog anwenden können. Während wir zum Beispiel den Sonnengruß im YouTube Video erklärt bekommen, führen wir die Bewegungen auch schon aus. Ein wunderbarer Weg, um Theorie und Praxis zu verbinden.

Trau dich, zum Macher zu werden

Egal wie dein Joballtag aussieht, versuche jede Woche, auch offline etwas zu schaffen. Du wirst sehen, dass sich nach einiger Zeit eine tiefe Zufriedenheit einstellt. Einen Brief zur Post zu bringen, ein eigenes Brot zu backen oder den Basilikum in den Balkonkasten zu verpflanzen, ist eine besondere Art der Befriedigung. Weitere Anregungen zum Selbermachen findest du außerdem (link: http://7mind.de/magazin/mach-s-dir-selbst-5-diy-tipps-fuer-einen-nachhaltigen-alltag text: hier). Vor einigen Tagen habe ich für den Sohn einer guten Freundin ein Schiff aus Papier gefaltet. Das war fast wie Fahrradfahren. Handbewegungen, die man nicht vergisst, auch wenn man sie jahrelang nicht ausgeführt hat. Den Blick in seinen Augen wird keine App je hervorzaubern können.

Wie immer sind es die ganz kleinen Dinge, auf die wir uns im Alltag besinnen können, um mit dem analogen Leben Kontakt aufzunehmen. Niemand sollte den ganzen Tag am Smartphone oder vor dem Laptop kleben. Sich vollkommen aus der digitalen Welt zurückzuziehen, ist auch keine Lösung. Wir können aber darauf achtgeben, was wir konsumieren und unseren digitalen Konsum darauf ausrichten, was uns wirklich Freude macht. So finden wir nicht nur heraus, was in unserem Leben Priorität hat, sondern bewegen uns auch weg vom passiven Konsumenten und hin zum (link: http://7mind.de/meditation/kreativitaet text: kreativen) Schöpfer unserer eigenen Welt. Eine, die uns zufrieden macht. Auch dann, wenn sie aus bunten Papierbooten und Basilikum besteht.

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