Die Soft-Skills der Zukunft – wie Achtsamkeit sie fördert

Mensch vs. Maschine - Roboter sind schon längst kein Science-Fiction mehr. Wir zeigen dir, wieso Soft Skills im Beruf immer wichtiger werden und wie du sie durch Achtsamkeit trainieren kannst!

Gastartikel von Amelie Haupt Amelie Haupt studierte Psychology & Management mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie. Bei UrBestSelf (bekannt für Das 6-Minuten-Tagebuch) schreibt sie Blog-Beiträge und den wöchentlichen Newsletter Die Achtsamen Drei.

Werden Computer unsere Jobs überflüssig machen? Das ist eine Sorge, die unter den heutigen Erwerbstätigen zunehmend wächst. Warum vor allem Soft-Skills in Zukunft eine besondere Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielen und wie du die wichtigsten Sozialkompetenzen durch Achtsamkeit stärken kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Bevölkerung vor einer Massenarbeitslosigkeit fürchtet, schreibt der Historiker Yuval Noah Harari in seinem Buch 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert. Die industrielle Revolution versetzte die Menschen ebenso in Sorge wie nun die digitale Revolution. Die gute Nachricht: Als die Erfindung der Dampfmaschine die Wirtschaft neu aufrollte, entstand für jeden verlorenen Arbeitsplatz mindestens ein neuer. Die Chancen stehen also gut, dass unser Arbeitsmarkt dank des Fortschritts neue Triebe schlagen wird. Die große Herausforderung liegt allerdings darin, die Anforderungen der neu aufkommenden Jobs zu meistern.

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Die Zukunft gehört den Soft-Skills

Um langfristig in Lohn und Brot zu stehen, empfiehlt Harari, in die sozialen Fähigkeiten zu investieren. Denn was uns auch zukünftig von Maschinen unterscheiden wird, ist unsere Menschlichkeit. Kannst du dir vorstellen, dass ein Roboter die feurigen Motivationsschreie der Sport-Trainerin so gut imitieren kann, dass dir trotz Schweiß eine Gänsehaut über den Rücken läuft? Während wir die wiederkehrenden, eintönigen Aufgaben auf den Computer abwälzen können, gewinnen wir Zeit für das Zwischenmenschliche, wie Geschäftsbeziehungen, Feedback-Gespräche, Diskussionsrunden zum Ideen austauschen, etc.

Laut einer LinkedIn-Studie und dem Medium Magazin schätzen Führungskräfte u. a. Kreativität, Empathie und Führungskompetenz als die wichtigsten Soft-Skills der Zukunft ein. Und nun die wirklich gute Nachricht: Studien zeigen, dass diese Kompetenzen durch Achtsamkeit gefördert werden können. Vielleicht kann man mit dieser Begründung die Meditations-App im nächsten Jahr von der Steuer absetzen? ;-)

Kreativität durch Achtsamkeit

Der Begriff “Kreativität” geht auf das lateinische Wort creare zurück, was bedeutet, etwas neu zu schöpfen, herzustellen, zu erfinden. Trotz allen technologischen Fortschritts, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis die Wissenschaft in der Lage ist, Computern auch mit dieser Fähigkeit auszurüsten. Bisher kann kein Computer etwas Neues erschaffen, sondern lediglich imitieren, was er vorher durch ein Programm oder die Auswertung von Daten gelernt hat.

Damit bleiben aber nicht nur die bildenden Künste in der Hand des Menschen, auch im Arbeitsleben müssen kreative Lösungen gefunden werden. Alle, die mehr als nur nach Schema F arbeiten, müssen sich stets neue Ansätze ausdenken: Produkte erfinden, die Motivation in der Abteilung hochhalten, Ideen zur Kundengewinnung entwickeln oder sich überlegen, wie man seinen Service zu einem außergewöhnlichen Erlebnis macht.

Wie Achtsamkeit dabei helfen kann? Achtsamkeit fördert Kreativität, indem sie Stress reduziert. Die Diplom-Psychologin und Neurowissenschaftlerin Britta Hölzel schaute sich die Gehirne von TeilnehmerInnen eines Achtsamkeitstrainings vor und nach dem Kurs an. Die Untersuchung zeigte, dass sich die Substanz im Hippocampus, zuständig für Gedächtnis, Lernprozesse und Emotionsregulation, gestärkt hatte. Dahingegen war die Amygdala, zuständig für Kampf-oder-Fluchtverhalten, kleiner geworden. Es leuchtet ein, dass es mit unserer Kreativität nicht weit her ist, wenn Körper und Gehirn durch den berühmten Säbelzahntiger in Alarmbereitschaft versetzt sind und erst einmal das akute Überleben sichern müssen. Erst abends am beruhigenden Lagerfeuer werden die kreativen Ideen für neue Jagdstrategien kommen.

Für den Psychologen Dr. Frank Berzbach spielen Stille und Einsamkeit eine zentrale Rolle, um Kreativität Raum zu geben. Das ist im Büro nicht immer einfach – auch wenn Noise-Cancelling-Kopfhörer eine der dankbarsten Erfindungen seit der Einführung des Großraumbüros sind. Aber wenigstens zu Hause können wir Radio und Fernseher mal auslassen, um in die Stille zu horchen. Oder wie Peter Lustig es in der beliebten Kinderserie Löwenzahn auf den Punkt brachte: Einfach mal abschalten.

Kreativität spielt in deinem Beruf eine besonders große Rolle? Dann haben wir noch zwei weitere Beiträge, die dich interessieren könnten: Hier erfährst du, wie du durch Meditation kreativer wirst und hier findest du 5 weitere Methoden, wie du deine Kreativität steigern kannst.

Emotionale Intelligenz durch Achtsamkeit

Bevor wir die Empfindungen anderer Menschen nachvollziehen können, müssen wir zunächst unsere eigene Gefühlswelt erforschen. Je weiter du die Landkarte deines Innenlebens erkundschaftest, desto größer ist dein Repertoire, um das Innenleben anderer Menschen zu verstehen. Ganz gleich ob Yoga, Meditation oder Body Scan – die meisten Achtsamkeitsübungen beginnen damit, deinen inneren Zustand zu erfassen: Wie geht es deinem Körper? Wo sitzen Verspannungen? Verspürst du Unruhe, Müdigkeit oder Freude?

Ein Experiment zeigt den direkten Effekt von Achtsamkeit auf Empathie: TeilnehmerInnen der Studie – allesamt Meditationsneulinge – praktizierten entweder eine 5-minütige Achtsamkeitsübung oder wurden abgelenkt. Anschließend wurden ihnen Fotos gezeigt, auf denen nur die Augen von Menschen zu sehen waren. Nun sollten sie einschätzen, welche Emotionen die Person auf dem Bild bei der Aufnahme empfand. Die Meditationsgruppe zeigte signifikant bessere Ergebnisse, die richtigen Emotionen einzuschätzen.

In einer weiteren Übung schaute die gleiche Gruppe ein Video, in dem eine Frau von ihren Team-Kameradinnen beim Ballspielen ignoriert wurde. Die Probanden sollten dieser Person einen Brief schreiben. In der Meditationsgruppe zeigten die Briefe durchweg mehr empathische Äußerungen gegenüber der ausgeschlossenen Ballspielerin.

Wie Meditation deine emotionale Intelligenz fördert und dabei sogar Auswirkungen auf dein Gehirn hat, kannst du in diesem Beitrag genauer nachlesen.

Führungskompetenz durch Achtsamkeit

Der cholerische Chef, der mit hochrotem Gesicht herumbrüllt, kommt hoffentlich nur noch in Klischee-Filmen vor. Man erwartet heute von Führungskräften, dass sie nicht den Kopf verlieren, auch wenn es mal heiß hergeht. Selbst- und Emotionsregulation sind hier die Fachbegriffe, die letztendlich meinen, dass man sich nicht von seinen Impulsen leiten lässt, sondern Vernunft und Besonnenheit die Oberhand behalten.

Die Harvard Business Review hat drei Effekte identifiziert, die ein achtsamer Führungsstil mit sich bringt.

  1. Meta-Kognition meint die Fähigkeit auch in turbulenten Zeiten einen Schritt zurückzutreten und deine Gedanken, Gefühle, Eindrücke und Impulse zu beobachten, bevor du handelst. Das Achtsamkeitstraining verschafft dir diesen winzigen Moment, in dem du wie im Film Matrix vor die Wahl zwischen zwei Realitäten gestellt wird. Entweder du folgst deinem automatischen Verhalten, das in Stresssituationen meist auf Angst und aggressive Instinkte basiert. Oder du springst über diesen ersten Impuls und triffst eine rationale Entscheidung, die du in einem ruhigen, angstfreien Moment getroffen hättest.

  2. Achtsamkeit wirkt wie eine Brille der Wahrheit, um die Realität zuzulassen. Die zwei wichtigsten Voraussetzungen dafür sind Offenheit für Erfahrungen sowie die Güte sich selbst und anderen gegenüber. Anstatt das zu sehen, was du sehen willst oder was dir deine Angst oder deine Wut vorgaukeln, kannst du die Dinge so betrachten, wie sie tatsächlich sind – denn nur dann kann sich ein Problem als verkleidete Möglichkeit entpuppen.

  3. „Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.”, sagte Galileo Galilei einmal. Der achtsame Führungsstil lädt ein, die inneren und äußeren Ereignisse neugierig und unvoreingenommen zu betrachten. Sie ist außerdem der Anreiz, sich auf die Realität einzulassen und im Hier und Jetzt zu verweilen und die Realität, wie bereits beschrieben, zuzulassen.

All diese Eigenschaften kehren immer wieder zum Kern der Achtsamkeit zurück: Sich urteilsfrei auf die Präsenz des Moments einlassen. Diese Fähigkeit öffnet die Tür für eine aufgeschlossene, konstruktive und ruhige Führung, von denen alle MitarbeiterInnen – inklusive der Chef-Etage – profitieren werden.

Fazit

In England hat die Achtsamkeit bereits einen Ehrenplatz als eigenes Schulfach erhalten. Es ist eine Schlüsselkompetenz, die uns Zugang zu anderen Fähigkeiten, wie Kreativität, Empathie, Führungskompetenz und vielen weiteren Soft-Skills verschafft. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis in Stellenausschreibungen nach achtsamen Qualitäten gesucht wird? Eine Investition in deine Zukunft ist Achtsamkeit allemal!

Über die Autorin Amelie Haupt studierte Psychology & Management mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie. Bei UrBestSelf (bekannt für Das 6-Minuten-Tagebuch) schreibt sie Blog-Beiträge und den wöchentlichen Newsletter Die Achtsamen Drei.

Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


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