Jetzt bin ich dran! Warum Auszeiten nicht egoistisch sind

Sich selbst zu verwöhnen ist egoistisch, ungesund und kostet Geld oder? Nein. Wer sich Gutes tun will, muss das schlechte Gewissen loslassen und Genuss zulassen können. Wir zeigen dir wie das geht.

von Timea Cheeseman

Manchmal erscheint das Leben wie eine nicht enden wollende To-do-Liste. So füllen sich ganze Tage, Wochen und Monate mit Verpflichtungen, die erledigt, Erwartungen, die eingehalten und Wünschen, die erfüllt werden wollen. Um bloß nicht die Kontrolle über die To-dos unseres Lebens zu verlieren, hetzen wir gestresst von einer Aufgabe zur nächsten. Während wir uns um alles kümmern und an alles denken, vergessen wir fast nichts, außer uns selbst. So bleibt oft die wichtigste Person in deinem Leben auf der Strecke: Du.

Eine To-do-Liste kann das Leben strukturieren, soll es aber nicht bestimmen. Deshalb brauchen wir Auszeiten. Momente, in denen wir mal nur für uns arbeiten. Wer regelmäßig Auszeiten schafft und sich selbst etwas Gutes tut, ist nicht nur ausgeglichener und glücklicher, sondern auch leistungsfähiger im Alltag. Doch der Weg zur eigenen Auszeit ist nicht leicht. Oft stehen uns das schlechte Gewissen, der eigene Perfektionismus oder das Budget im Weg. Wir zeigen dir, wie du dich von solchen Blockaden verabschieden kannst und sagen: Hallo schöne Auszeit!

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Bye bye, schlechtes Gewissen!

Darf ich vorstellen: Das schlechte Gewissen – der unsichtbare Begleiter, der sich immer dann zu Wort meldet, wenn es gerade gemütlich wird. Solltest du bei dem schönen Wetter nicht lieber rausgehen, als Zuhause fernzusehen? Eine Pizza Quattro Formaggi? Sicher? Jetzt ein entspanntes Bad nehmen, wo doch die Kleine gerade mit dir spielen will? Egal ob wir uns Zeit für uns selbst nehmen oder uns kurz in einer Überdosis Käse versenken wollen, das schlechte Gewissen ist mit dabei. Ob Disziplinlosigkeit, Genusssucht oder Egoismus, es wirft uns so einiges an den Kopf.

Wollen wir uns etwas Gutes tun, müssen wir uns zunächst einmal mit unserem schlechten Gewissen auseinandersetzen. Tun wir dies nicht, werden wir entweder nicht zulassen können, uns selbst etwas Gutes zu tun, oder es nie richtig genießen können. So oder so, es ist eine Lose-Lose-Situation. Damit wir das schlechte Gewissen loswerden können, müssen wir aber die Gründe dahinter verstehen.

Vielleicht fällt es dir ja schwer, dir Zeit für dich selbst zu nehmen, weil du glaubst, es sei egoistisch. Wer sich hier wiedererkennt und meint, dass sich selber etwas Gutes zu tun, nur esoterisch verpackter Egoismus sei, muss umdenken. Denn, wie eine amerikanische Studie zeigt, hängt unser eigenes Wohlbefinden auch mit unserer Fähigkeit für Sympathie und Empathie zusammen. Im Rahmen der Studie nahmen Ärzte zunächst einmal an einem Training teil, das auf die Steigerung ihres Wohlbefindens abzielte. Wie die Studie zeigte, konnten die Ärzte nicht nur ihr Wohlbefinden steigern, sondern auch ihre Zufriedenheit und Professionalität im Beruf. Ihr Umgang mit den Patienten hatte sich zum Positiven verändert. Nur wer sich gut um sich selbst kümmert, hat die nötige Energie und Geduld, um sich auch um andere zu kümmern.

Wer hingegen ein schlechtes Gewissen hat, weil er befürchtet, der Disziplinlosigkeit oder Genusssucht zu verfallen, der sollte hinterfragen, was eigentlich dahinter steckt. Oft ist es lediglich die Angst dem eigenen Perfektionismus und eigens auferlegten Dogmen nicht gerecht zu werden.

Bye bye, Perfektionismus!

Haben wir dem schlechten Gewissen auf den Zahn gefühlt, sind wir der Auszeit schon ein Stückchen näher. Die Frage die sich jetzt stellt, ist: Was tut mir eigentlich gut? Zugegeben, ein ausgedehnter Waldspaziergang würde wahrscheinlich sowohl den Lungen, als auch dem Wohlbefinden gut tun. Und ja, Leinsamen-Kuren und Vollkornprodukte unterstützen die Verdauung und sind wahre Wunderwaffen der Schönheit. Und sicherlich wäre es auch gut für das Gewissen, wenn wir ab und zu noch einmal zwei Stunden länger im Büro bleiben würden. Aber ist das wirklich “gut” für dich?

Unser Verständnis von dem, was uns gut tun würde, machen wir oft von perfektionistischen Erwartungen und eigens auferlegten Dogmen abhängig. Solch ein Perfektionismus kann sich letztendlich in alle Bereiche des Lebens einschleichen: Beruf, Familie, Partnerschaft oder Gesundheit. Doch wer sich eine Auszeit schaffen und sich selbst etwas Gutes tun will, sollte sich zunächst einmal mit seinen Erwartungen auseinandersetzen. Wer bestimmt denn, was mir gut tut? Mein Perfektionismus oder ich?

Besonders spannend verhält es sich bei dem Thema Gesundheit. Denn gerade was Grundbedürfnisse wie Schlaf, Ernährung und Bewegung betrifft, leben wir häufig nach zu hohen Erwartungen. Unser Leben wird von Dogmen bestimmt, damit wir ja so lange, so schön und so gesund leben, wie möglich. Doch sich etwas Gutes zu tun, heißt manchmal auch, sich etwas zu erlauben, das, nunja, nicht so gesund ist wie eine Leinsamen-Kur. Manch durchtanzte Nacht kann uns eben mehr Lebensenergie geben, als acht Stunden Schlaf. Und manchmal erweist sich ein Stück Brownie eben als das bessere Seelenfutter als der Obstsalat.

Wichtig ist letztendlich die Balance und die Fähigkeit, in den richtigen Momenten den eigenen Perfektionismus auch mal vor die Tür zu setzen. So kann es schon reichen, wenn man achtzig Prozent der Zeit gesund isst und in den restlichen zwanzig Prozent, ohne schlechtes Gewissen, ganz bewusst genießt: Pizza, Schokolade oder den Apfelkuchen von Mama – was immer der Seele gut tut. Denn Genuss bedeutet auch Loslassen. Und das gilt für alle Lebensbereiche.

Bye Bye, Money!

Natürlich würden wir uns gerne etwas Gutes tun. Wir würden uns gerne eine Massage gönnen, häufiger gut essen gehen, oder uns regelmäßig einen entspannten Wochenendtrip leisten. Wäre da nicht die Sache mit dem Geld. Denn auch wenn wir uns selbst vielleicht viel Wert sind, macht uns doch das Leben immer wieder einen Strich durch die Rechnung, sodass am Ende das monatliche Budget eben doch für andere Sachen drauf geht: Für die kaputte Waschmaschine, die Klassenfahrt des Kindes, die GEZ-Gebühren oder Geburtstagsgeschenke. Irgendwas ist ja immer.

Wollen wir uns regelmäßig Auszeiten nehmen und uns selbst etwas Gutes tun, müssen wir aber zum Glück nicht viel Geld ausgeben. Viele Dinge, mit denen wir uns etwas Gutes tun können, sind sogar umsonst. So lässt sich die persönliche Auszeit auch während der kostspieligen Weihnachtszeit und finanziellen Engpässen aufrechterhalten. Denn oft sind es schon Kleinigkeiten, die eine große Wirkung auf das Wohlbefinden haben können. Damit auch du dir etwas Gutes tun kannst, ganz ohne schlechtes Gewissen und Geldsorgen, haben wir für dich diese sieben Auszeit-Impulse:

1. Krame doch mal wieder eine alte Lieblings-CD heraus und tanze dir für eine halbe Stunde die Seele aus dem Leib.

2. Decke beim nächsten Abendessen den Tisch, wie du es sonst nur für Gäste tun würdest: Tischdecke, Kerzen, Servietten und Tischdekoration. Du bist es schließlich wert.

3. Mache einen Herbstspaziergang und nehme ganz bewusst die leuchtenden Farben der Blätter wahr.

4. Lies dir alte Briefe und Postkarten durch und schwelge in Erinnerungen.

5. Mache eine Liste von all den Dingen, auf die du stolz bist in deinem Leben, und hänge sie irgendwo hin, wo du sie jeden Tag sehen kannst.

6. Backe dir den Lieblingskuchen aus deiner Kindheit.

7. Brich heute einmal eine deiner eigenen “Regeln”. Iss zum Beispiel ausnahmsweise mal im Bett oder mach dir Pasta zum Frühstück – sei kreativ und überrasche dich mit deiner eigenen Flexibilität.

Wenn wir uns von dem schlechten Gewissen, dem eigenen Perfektionismus und den Geldsorgen verabschieden können, werden wir schnell viele kleine Alltagsmomente finden, in denen wir uns selbst etwas Gutes tun können und diese Auszeiten auch endlich richtig genießen können.

Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:

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Bild: Jakob Owens auf Unsplash

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