Psychologie des Geldes: Kann man Glück kaufen?

Geld regiert die Welt. Und doch macht das Anhäufen von Besitz selten glücklich. Wir haben Studien zusammengefasst, die erklären, wieso das so ist und wie du dein Zufriedenheitskonto wirklich füllst.

von Alexandra Gojowy

Macht Geld glücklich? Kurzfristig ja. Hirnscans haben gezeigt, dass Geld eine stimulierende Wirkung auf das Belohnungszentrum im Gehirn hat. Tatsächlich reagiert das Gehirn beim Erhalt von Geld ähnlich wie bei der Einnahme von Drogen. Leider aber auch mit ähnlich verheerenden Folgen. So beeinträchtigt Geld das Urteilsvermögen, Entscheidungen werden weniger rational abgewogen und unsere Risikobereitschaft wächst. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn außerdem an die erhaltene Geldmenge. Für den nächsten Rausch muss also wesentlich mehr “Stoff” her.

Langfristig kann Geld tatsächlich zufriedener machen, da es das Sicherheitsempfinden erhöht, allerdings nur bis zu einer gewissen Grenze. Dass Geld kein ewiges Glück schenken kann, haben Ökonomen längst herausgefunden. So konnte bewiesen werden, dass ab einem monatlichen Bruttoeinkommen von 5.000 Euro, zusätzliche Einnahmen und Glück nicht mehr miteinander korrelieren. Wieso jagen trotzdem so viele Menschen dem “großen Geld” hinterher? Wir entschlüsseln einige Irrtümer und Mythen rund um den Zusammenhang von Geld und Glück.

Macht kaufen glücklich?

Wenn wir ein neues Auto brauchen, für die erste eigene Küche sparen oder uns eine neue Kamera zulegen möchten, setzen wir uns konkrete Ziele. Ein konkreter Wunsch motiviert uns, die Finanzen nicht aus den Augen zu verlieren. Das Sparen dient dann einem positiven Zweck, schließlich möchte man sich einen kleinen materiellen Traum erfüllen und kann Verzicht so leichter verschmerzen. Wenn es dann soweit ist und wir das Objekt unserer Begierde in den Händen halten, scheint sich die Enthaltsamkeit auszuzahlen und wir schweben kurz auf Wolke Sieben. Doch wie lange hält ein erkaufter Glücksschub eigentlich an?

Claudia Hammond ist Expertin in Sachen Geld. Über zwei Jahre hat sie für ihr Buch “Die Psychologie des Geldes” recherchiert und dafür 250 Studien ausgewertet. In einem Interview wurde sie gefragt, ob Shopping Therapie sei und ob uns der Erwerb von neuen Dingen dauerhaft glücklicher mache. Die gute Nachricht: Wenn wir uns etwas Neues kaufen, kann uns das tatsächlich in ein Hoch versetzen. Die schlechte Nachricht: Das Glücksgefühl ist nur temporär und hält höchstens einen Abend lang an. “Dann sehen Sie das Gekaufte am nächsten Tag und denken: Oh, das ist schön. Aber es wird Sie nicht mehr wirklich berühren. Viele von uns haben das Gefühl, materielle Dinge würden sie glücklicher machen. Das stimmt nicht”, so die Expertin.

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Das Glücksgefühl während des Shopping Rausches ist also nicht von Dauer. Trotzdem verzehrt sich unser Gehirn immer wieder aufs Neue nach dem Gefühl, etwas Neues zu besitzen. Die Jagd nach Geld kann manche Menschen sogar dazu verleiten, noch härter zu arbeiten, einen Job nur wegen des Gehalts zu wechseln oder jahrelang sparsam zu leben, nur um sich einen besonders teuren Gegenstand zu leisten. Diese Form der Selbstausbeutung für eine schönere Zukunft nützt uns wenig im Alltag. Vielmehr geht uns die Wertschätzung dafür verloren, was wir schon haben und im Hier und Jetzt genießen können. Geldausgeben ist per se aber nichts Schlechtes. So können wir zwischen verschiedenen Formen der Investition unterscheiden, die entweder pro- oder anti-sozial motiviert sind und unser Glücksempfinden unterschiedlich beeinflussen.

Investieren in andere

Sind Lottogewinner automatisch auch glückliche Menschen? Glaubt man amerikanischen Forschern, so lautet die Antwort nein – Ein hoher Lottogewinn habe nur wenig mit privatem Glück zu tun. In einer Studie wurden ehemalige Lottogewinner einige Jahre später zu ihrer Lebenszufriedenheit befragt. Das Ergebnis: Die meisten Lottomillionäre hatten ihr kostbares Vermögen bereits nach wenigen Jahren ausgegeben, manche von ihnen hatten sich sogar hoch verschuldet. Mehr noch als unter der Last des Geldes, litten die ehemaligen Gewinner aber an sozialer Ausgrenzung. Auf der einen Seite konnten sie das Gefühl nicht abschütteln, von anderen Menschen wegen ihres Geldes ausgenutzt zu werden. Auf der anderen Seite wurden sie von ihren Mitmenschen als egoistisch bezeichnet, wenn sie den Gewinn hauptsächlich in sich selbst investierten. Dieselbe Studie fand heraus, dass die Lebenszufriedenheit steigt, sobald man das Geld “pro-sozial” ausgibt, im Sinne von Spenden oder Geschenken an Freunde oder Familienmitglieder. So konnte eine direkte Verbindung zwischen der Lebenszufriedenheit und dem Investieren von Geld in andere Menschen hergestellt werden.

Michael Norton: Money can buy happiness (TEDxCambridge, 2011)

Trotzdem darf man auch in sich selbst investieren, zum Beispiel durch den Kauf hochwertiger Lebensmittel, Wellness oder wenn es um die eigene Gesundheit geht. Auch das überteuerte Paar Schuhe oder den unvernünftigen Frustkauf kann man sich ab und zu mal gönnen. Solange man sich bewusst ist, dass diese Dinge nur temporäres Glück versprechen. Viel wichtiger ist aber, zu welchem Anlass man den teuren Fummel anzieht.

Investiere in Erfahrungen

Ein Tipp von Psychologe und Meinungsforscher Tom Rath: Investiere in Erlebnisse und Erfahrungen, statt in Dinge! Denn eines ist ganz sicher, unser Erinnerungs-Konto wird niemals leer sein. Besser noch, was wir einmal dort eingezahlt haben, lässt sich an keinem Automaten der Welt wieder abheben. Stattdessen fühlen wir uns reicher mit jedem Erlebnis, das hinzukommt. Anders ist es mit materiellen Dingen. In einer berühmten Umfrage des Wirtschaftswissenschaftlers Richard Easterlin wurden Amerikaner anhand einer Liste gefragt, welche Besitztümer sie haben und was ihnen ihrer Meinung nach fehlt, um glücklicher zu werden. Das Ergebnis: Als junge Menschen besaßen sie im Schnitt knapp zwei Dinge auf der Liste und dachten, drei Dinge würden sie glücklicher machen. Sechzehn Jahre später wurden sie wieder befragt und besaßen mittlerweile vier Dinge. Nur meinten sie diesmal, dass fünf bis sechs der angegebenen Besitztümer sie noch zufriedener stellen würden.

Was wir daraus lernen können ist, dass wir nie das Gefühl haben werden, genug zu besitzen. Es gibt immer die schönere Wohnung, die besseren Klamotten, das größere Auto. Sobald wir uns eines dieser Dinge leisten können, orientieren wir uns automatisch weiter nach oben. Natürlich muss dafür gesorgt sein, dass uns unser Einkommen einen zufriedenstellenden Lebensstandard sichert. Echtes Wohlbefinden wird allerdings durch andere Dinge genährt. Laut einer Forsa-Umfrage, nannte die Mehrheit der Deutschen ihre persönlichen Hobbys, Lachen und Beziehungen als wichtigste Faktoren für persönliches Glück.

Echtes Wohlbefinden kommt von Innen

Ebenfalls entscheidend für unser Wohlbefinden: Die Fähigkeit zu genießen. Was nützt der Traumurlaub am schönsten Strand der Welt, wenn wir ihn nicht richtig genießen können? Die moderne Glücksforschung konnte mittlerweile belegen, dass uns weder der Lottogewinn, noch der Top-Job wirklich glücklich machen, solange unsere Gedanken in der Zukunft oder Vergangenheit hängen. Wer kennt das nicht: Sobald man Geld hat, macht man sich Sorgen, dass es wieder weg ist. Wenn man keins mehr hat, trauert man alten Zeiten hinterher, in denen es einem besser ging. Wie kommen wir raus aus diesem Teufelskreis? Indem wir uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren! Und die Bedürfnisse unserer jeweiligen Lebensphase wahrnehmen. In einem ersten Schritt können wir zwischen einem Bedürfnis, dessen Befriedigung essentiell für unser Wohlbefinden oder unsere Gesundheit ist, und einem Wunsch nach mehr Besitz unterscheiden. Was ist gerade jetzt am Wichtigsten?

Geld ist wichtig, damit wir unser Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten können und um die eigene Existenz zu sichern. Die Forschung zeigt aber, dass Geld und Besitz nur wenig mit nachhaltigem Glück zu tun haben. Je mehr wir lernen, uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und auch die kleinen Erlebnisse wertzuschätzen, ohne vom nächstgrößeren Kick zu träumen, desto zufriedener werden wir sein. Das wusste auch schon Albert Einstein, als er sagte “Die besten Dinge im Leben sind niemals die, die man für Geld bekommt”.

(Bild: Jared Sluyter auf Unsplash)

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