Wann warst du das letzte Mal im Flow? (Teil 1)

Hochkonzentriert und voller Freude bei der Sache – wünschen wir uns das nicht alle häufiger? Wir verraten dir alles, was du über den produktiven Flow-Zustand wissen musst.

von Eva Siem

Überleg mal: Wann warst du das letzte Mal so konzentriert, dass du alles um dich herum vergessen hast?

Hunger, Durst, Selbstzweifel – nichts konnte dich davon abhalten, völlig in deiner Aktivität aufzugehen. Du warst hochkonzentriert, mit deiner Aufmerksamkeit voll im Hier und Jetzt. Völlig vertieft in die Sache und gleichzeitig entspannt. Gefordert und gleichzeitig selbstsicher. Vielleicht hast du sogar das Zeitgefühl verloren und zwei Stunden haben sich wie 20 Minuten angefühlt. Du warst im Flow.

Wünschen wir uns das nicht alle, wenn wir beim Weckerklingeln an den bevorstehenden Arbeitstag denken oder vor der Steuererklärung sitzen?

Was es mit diesem Zustand auf sich hat und welche Vorteile er für dich bereithält, erfährst du jetzt! Und in Teil 2 des Artikels verraten wir dir, wie du Flow häufiger findest, um konzentriert zu arbeiten.

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Was ist Flow?

Wenn wir an “Flow” denken, kommen uns vielleicht erstmal an Yoga-Enthusiast:innen in den Sinn, die durch ihre “Vinyasa Flow” Sequenzen gleiten oder ambitionierte Athlet:innen, die ihrer “Animal Flow”-Routine im Functional Fitness nachgehen. Oder an das Motto “go with the flow”, also sich einfach treiben lassen.

In der positiven Psychologie hat Flow eine ganz spezifische Bedeutung: Es meint einen mentalen Zustand, in dem wir hochkonzentriert und erfüllt sind. Es war der ungarische Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi, der den Flow-Zustand definiert und geprägt hat. (Falls du neugierig bist – ausgesprochen wird sein Name, als würdest du im Englischen sagen: “Me high, chick-sent-me-high”).

In einer weltweiten Umfrage interviewte er unterschiedliche Menschen, um herauszufinden, bei welchen Aktivitäten sie tiefste Zufriedenheit empfinden: von Künstler:innen und Bergsteiger:innen bis hin zu Chirurg:innen und Schafhirt:innen; von rebellischen Teenagern aus Japan bis hin zu älteren Frauen aus Korea [1]. Unabhängig von Kultur, Alter, sozialer Klasse oder Geschlecht sagten sie ihm alle dasselbe: Auch wenn ihre Interessen ziemlich unterschiedlich waren, war das Gefühl dabei sehr ähnlich. Das Vergnügen entstand nicht durch bloße Entspannung, sondern durch intensive Aktivitäten, bei denen sie sich zielstrebig und voller Hingabe mit einer Aktivität beschäftigten und ihre Aufmerksamkeit vollständig beansprucht wurde. In diesem Zustand fühlten sie sich am besten und erbrachten ihre beste Leistung. Csikszentmihalyi versah diesen Zustand mit dem Begriff “Flow”.

Folgende Merkmale charakterisieren den Flow-Zustand [2]:

  • Du bist vollständig auf deine Tätigkeit konzentriert

  • Deine Handlungen und dein Bewusstsein verschmelzen förmlich, da sich deine Gedanke oder Bewegungen wie automatisch aneinander reihen

  • Du verlierst das Zeitgefühl (die Zeit scheint zu verfliegen, stehenzubleiben oder langsamer zu vergehen)

  • Du blendest Selbstzweifel oder übermäßige Selbstbeobachtung aus

  • Du hast das Gefühl, alles im Griff zu haben

  • Die Erfahrung fühlt sich gut und belohnend an

Man spricht auch von “im Fluss”, “im Tunnel” oder “in the zone” sein. 

Warum fühlt sich Flow so toll an?

Grund für dieses einzigartige Gefühl ist eine Kombination aus verschiedenen Botenstoffen, die im Flow ausgeschüttet werden [3]:

Neurotransmitter wie Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin halten dich aktiviert und fokussiert. So können wir schnell reagieren (z.B. im Sport), sind wachsam und energiegeladen und mit unserer vollen Aufmerksamkeit bei der Sache.

Botenstoffe wie Anandamide sorgen für Entspannung, während Serotonin oder Oxytocin Glücksgefühle hervorrufen. Wir fühlen uns ausgeglichen und zufrieden.

Endorphine erhöhen zudem die Schmerztoleranz und sorgen für ein euphorisches Gefühl. Wenn du gerne joggen gehst, kennst du das vielleicht vom sogenannten “Runner’s High”: Du bist schon eine Weile unterwegs, fühlst dich vielleicht erschöpft und spürst erste Müdigkeitssymptome in den Beinen. Doch irgendwann kommt dieser Moment, in dem du loslässt und sich das Rennen mühelos und energetisierend anfühlt. Du wirst wieder schneller, hast mehr Energie und die Müdigkeitssymptome sind verflogen.

Wieso verlieren wir im Flow das Zeitgefühl?

Es soll schon vorgekommen sein, dass mal ein Kuchen im Ofen vergessen wurde, weil die Zeit im Flow anders wahrgenommen wird. Bei wichtigen Terminen stelle dir also lieber einen Wecker.

Dahinter steckt ein Zusammenspiel aus zwei Netzwerken in unserem Gehirn: das Default Mode Network (Ruhezustandsnetzwerk) und das Task-Positive Network (TPN).

Das Default Mode Network ist in der Regel aktiv, wenn unser Gehirn im Ruhezustand ist. Wir lassen die Gedanken wandern, sind am Tagträumen oder auch am Grübeln. Das Task-Positive-Network hingegen, unser Aufgaben-Netzwerk, wird stark mit gezielter Aufmerksamkeit, Konzentration und Problemlösen verbunden.

Im Flow ist das Ruhezustandsnetzwerk stark herunterreguliert, während das Aufgaben-Netzwerk auf Hochtouren arbeitet. Dadurch tauchen weniger ablenkende Gedanken auf und du kannst dich voll und ganz auf deine Aufgabe konzentrieren.

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Was sind die Vorteile von Flow?

Abgesehen davon, dass sich Flow fantastisch anfühlt, weist die Forschung auch auf zahlreiche Vorteile dieses Zustands für unsere Leistungsfähigkeit, unsere mentale Gesundheit und unser Energielevel hin.

So wird Flow bspw. in Verbindung gebracht mit [4, 5]:

  • mehr Selbstbewusstsein

  • mehr Produktivität

  • mehr Kreativität

  • mehr Zufriedenheit beim Arbeiten

  • weniger Burnout

  • mehr Energie am Feierabend

Im Bestfall kannst du dadurch sogar eine Aufwärtsspirale kreieren [6]: Glaubst du daran, deine Herausforderungen meistern zu können, stehen die Chancen auf Flow höher. Im Flow bist du wiederum ziemlich leistungsfähig und kannst dadurch dein Vertrauen in deine Fähigkeiten weiter stärken. 

Grund genug, einmal zu schauen, wie du häufiger in den Flow finden kannst, oder? Dann schau doch gerne mal in Teil 2 des Artikels rein und erfahre, wie dir das gelingen kann.


Quellen:

[1] Csikszentmihalyi M. Creativity : The Psychology of Discovery and Invention. Harper Perennial Modern Classics; 2013.

[2] Nakamura, J., & Csikszentmihalyi, M. (2009). Flow theory and research. In C. R. Snyder & S. J. Lopez (Eds.), Handbook of positive psychology (pp. 195–206). New York: Oxford University Press.

[3] Kotler S. The Rise of Superman: Decoding the Science of Ultimate Human Performance. Quercus; 2015.

[4] Fullagar C, Antonella Delle Fave. Flow at Work. Taylor & Francis; 2017.

[5] Peifer, C. & Wolters, G. (2017). Bei der Arbeit im Fluss sein. Konsequenzen und Voraussetzungen von Flow-Erleben am Arbeitsplatz. Wirtschaftspsychologie 19(3), 6-22.

[6] Salanova, M., Bakker, A. B., & Llorens, S. (2006). Flow at work: Evidence for an upward spiral of personal and organizational resources. Journal of Happiness Studies, 7, 1–22.

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