Mental gesund am Arbeitsplatz? Dr. Eva Elisa Schneider verrät, wie es klappen kann.

Stress, Perfektionismus und Erwartungsdruck begleiten deinen Arbeitstag? Psychotherapeutin Dr. Eva Elisa Schneider verrät, worauf es ankommt.

Wenn du nach einem typischen Arbeitstag abends die Haustür aufschließt, wie geht es dir? Bist du energiegeladen und gut gelaunt? Oder fühlst du dich häufig erschöpft und versuchst, den Stress des Tages mit einem tiefen Seufzer loszulassen?

Im Schnitt verbringen wir geschätzte 90.000 Stunden unseres Lebens bei der Arbeit. Das sind rund zehn Jahre Arbeit am Stück! Gleichzeitig scheint etwa jede:r vierte Erwerbstätige psychisch belastet zu sein. Umso dringlicher wird also die Frage, wie wir mentale Gesundheit am Arbeitsplatz fördern können.

Es gibt Neuigkeiten!

Psychotherapeutin und Dozentin Dr. Eva Elisa Schneider spricht im 7Mind Podcast in einer Spezialfolge über ihre Impulse und Routinen für einen gesunden und glücklichen Arbeitsalltag. Spezialfolge, weil wir noch große Neuigkeiten zu verkünden hatten: Eva ist nämlich nicht nur irgendein Gast…

Wir freuen uns riesig, Eva neben René bald auch als Podcast Moderatorin an Bord zu haben!

Hier kannst du in die Folge hören und mehr über sie erfahren:

Im Gespräch mit Dr. Eva Elisa Schneider

Hier ist ein kleiner Ausschnitt aus dem Interview:

Der Weg zur Prävention

Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ist ja eins deiner Kernthemen. Wie bist du zu diesem Thema gekommen?

Dr. Eva Elisa Schneider: Als ich als Therapeutin gearbeitet habe, hatte ich ganz viele Patientinnen, die mit Depressionen, Ängsten oder Burnout zu mir gekommen sind. Bei allen war der Arbeitsplatz wirklich oft ein sehr großer Faktor, warum es denen so schlecht ging.

Und nun ist es ja so, dass man in der Psychotherapie immer nur eine Person erreicht. Ich wollte einfach irgendwann mehr Menschen erreichen und schauen, ob wir nicht ein bisschen früher ansetzen können. Nicht nur zu überlegen, was die Menschen krank macht und wie sie da wieder rauskommen, sondern auch, was die Menschen eigentlich gesund hält und wie wir dazu beitragen können! Weil wir einfach unglaublich viel Zeit unseres Lebens bei der Arbeit verbringen und das eigentlich eine Ressource ist, die wir so bisher noch gar nicht nutzen.

Und so habe ich den Weg eingeschlagen, mich mehr für Prävention einzusetzen und proaktiv an der Gesundheit zu arbeiten.

Routinen für ein gesundes Arbeiten

Hast du bestimmte Routinen, um in deinem Arbeitsalltag auf deine mentale Gesundheit zu achten?

Dr. Eva Elisa Schneider: Also eine ganz wichtige Sache für mich ist, dass ich einen immer sehr gleichen Rhythmus habe. Gerade als Selbstständige hört man ja sehr oft vom Umfeld: “Ach, du bist ja selbstständig. Du kannst ja einfach heute Mittag Freizeit machen und dafür abends arbeiten.” Ja, das könnte ich theoretisch, aber es tut mir einfach überhaupt nicht gut.

Eine andere Sache, die ich inzwischen sehr konsequent mache, ist das Thema Nein sagen. Es gibt ganz viele wahnsinnig spannende Personen da draußen. Aber ich könnte wahrscheinlich meinen ganzen Kalender nur mit Kaffee-Dates ausfüllen.

Und noch eine dritte wichtige Sache für mich sind ein paar ganz unverhandelbare Termine in der Woche, die für mich und meine mentale und körperliche Gesundheit ganz wichtig sind. Das kommt daher, dass ich vor einigen Jahren einen sehr schweren Unfall hatte und danach wirklich sehr lange gebraucht habe, um wirklich förmlich wieder auf die Beine zu kommen. Seitdem sind gerade Sport, Bewegung etc. für mich sehr, sehr wichtig. Also nicht nur für meine körperliche Gesundheit, dass ich fit bin und bleibe und auch weiterhin alles so mit meinem Körper machen kann, was ich gerne möchte.

Man muss aber dazu sagen, dass ich auch manchmal ganz ungesunde Muster habe. Eine schlechte Angewohnheit von mir ist zum Beispiel, dass ich oft vom Computer frühstücke, weil ich von zu Hause arbeite und morgens oft noch nicht so viel Hunger habe. Ich mache mir einfach irgendwann ein Brot und esse das dann so nebenher. Und da ernte ich auch gerne mal einen etwas prüfenden Blick von meinem Freund, der dann zu mir kommt und liebevoll mein Geschirr neben dem Computer wieder abräumt.

Mental gesund als Führungskraft

Aus deiner Zeit als Führungskraft, was sind deine Top 3 Learnings?

Dr. Eva Elisa Schneider:In Bezug auf das Thema mentale Gesundheit ist wahrscheinlich ein großes Learning, dass, wenn ich mich als Führungskraft so viel um andere kümmere, ich auch jemanden brauche, der sich um mich kümmert. Das vergessen wir ganz oft als Führungskraft. Das Internet ist ja voll mit Inhalten, die uns sagen, wie wir sein sollen, aber überhaupt nicht, wie gut wir vielleicht eigentlich in manchen Dingen schon sind oder wie gut es vielleicht auch wäre, für manche Dinge Unterstützung zu holen. Das kann zum Beispiel in Form von einem Mentoring oder Coaching sein oder in Form von Therapie, wenn es um persönliche Themen geht.

Das zweite wichtige Learning ist, dass Führungskräfte oft Personen sind, die wahnsinnig hohe Ansprüche haben – an sich selbst und andere. Und dass wir auch manchmal durchaus mit diesen Ansprüchen brechen dürfen und das auch sollen, damit wir unsere eigene Menschlichkeit und Verletzlichkeit häufiger zeigen können.

“Wir dürfen mit unseren Ansprüchen auch durchaus manchmal brechen und unsere Menschlichkeit und Verletzlichkeit häufiger zeigen.”

– Dr. Eva Elisa Schneider

Das dritte Learning ist, dass es manchmal echt gut ist, Dinge, von denen wir vielleicht glauben, dass die unwichtig sind oder dass die depriorisiert werden sollten, absichtlich beizubehalten. Ich gebe mal ein Beispiel: Ich hatte damals ein Meeting, den Emotional Check-In. Da ging es darum, dass wir gegenseitig als Team einchecken und kurz teilen, wo stehen wir mit unserer Stimmung gerade auf einer Skala von eins bis zehn stehen, was wir bräuchten, um auf der Skala einen Punkt nach oben zu klettern und wie wir als Team vielleicht auch dafür sorgen könnten, dass wir das unterstützen. Es gibt ein sehr sicheres Gefühl, dass wir auch Themen platzieren können, die vielleicht sonst im Daily-Doing nicht so viel Platz finden.

Und dann irgendwann habe ich eine Meeting-Inventur gemacht und dachte, dass ich gerne alle unnötigen Meetings streichen möchte, weil ich einfach so viel im Kalender stehen hatte. Dieses Meeting hat zwar nicht direkt zum Erreichen der Business Ziele beigetragen, aber das war für mich trotzdem inhaltlich so wichtig, weil es den Teamzusammenhalt so stark gefördert hat, dass es überhaupt keinen Sinn gemacht hätte, dieses Meeting zu streichen. Wir sollten genau in diesen Momenten, in denen es stressig und anstrengend wird, auf keinen Fall die Dinge aus dem Kalender streichen, die wir extrem lieb gewonnen haben, einfach nur um der Sache willen.

Weitere Impulse von Eva hört ihr im Podcast sowie ihre Gedanken zu Glaubenssätzen in Teams und ihr liebstes Ritual für mehr Dankbarkeit. Hört doch direkt mal rein:

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