Und jetzt zu dir: 7 Fragen an Simon Müller

Wir haben Menschen in Deutschland gefragt, was sie in Zeiten der Krise beschäftigt. Das Ergebnis: 7 Antworten, die in der Distanz Verbundenheit schaffen.

Eine Reihe von Daniela Obers

Wir möchten euch in unserer neuen Reihe einige der vielen Helden des Alltags in der Corona-Krise vorstellen. Welchen Herausforderungen stellen sie sich gerade tagtäglich und welche Lösungen haben sie in der neuen Normalität für sich gefunden? Vielleicht können wir ja noch etwas voneinander lernen. Oder uns auch einfach nur einander näher fühlen.

Die neue Normalität für Simon als Selbstständiger

Heute möchten wir euch Simon Müller vorstellen. 30 Jahre alt und Mitgründer der Spirituosen-Manufaktur Kultfluss.

Was ist aktuell deine größte Herausforderung und was lernst du aus ihr?

Meine aktuell größte Herausforderung ist, mir gezielt meine Motivation für meine Firma zu finden und zu holen. Wir sind komplett unabhängig und zahlen uns noch kein Gehalt aus. Da nun unsere Kundschaft in Form von Bars und Clubs gerade vollkommen weggebrochen ist, drückt es mir auf meine Motivation, wieder etwas neues für unsere Firma in meiner "unbezahlten Freizeit" aufzubauen.

Gleichzeitig lerne ich in dieser Situation daraus, zu mir zu finden. Ich kann auch gar nicht "wieder zu mir" sagen, da ich gefühlt noch nie so sehr bei mir war wie jetzt. Der Druck, sozial und unterwegs zu sein, ist weggefallen und ich kann mich ohne äußeren Druck und Schuldgefühle auf mich konzentrieren. Das ist aufregend, da ich somit erkannt habe, dass ich in vielen Bereichen introvertierter bin, als ich dachte. Oft habe ich mich in den Bereichen mit extrovertierten Menschen verglichen und nicht gemerkt, wieso mir das so viel Anstrengung kostet und mir so wenig Freude als Ausgleich gibt. In der Isolation fehlt das Vergleichen und das befreit mich.

Welches Buch, welcher Podcast, welche Serie oder welcher Song hat dich durch die Krise bisher begleitet?

Wenn ich es vermisse, Menschen zu hören, dann hör ich mir super gern folgende Podcasts an: "This American Life" vom Chicago Public Radio. Ein Format, in dem Geschichten von Menschen, die in den USA leben, erzählt werden. Stets mit vielen Wendungen und Erkentnissen. Ich nehme jedes mal etwas Neues dabei mit, da es ausführlich recherchiert ist und oft viele Original-Protagonisten als Interviewpartner dabei sind. Mir gefällt, dass es mir eine ganz andere Seite der US-Amerikaner zeigt und "alltägliche" Probleme beleuchtet. Und "Hidden Brain" vom National Public Radio (NPR). Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen werden Phänomene unserer heutigen Gesellschaft differenziert aufgezeigt. Beispielsweise das Phänomen von Lügen oder was es mit der Welt von Sex-Robotern auf sich hat.


Achtsam durch die Krise mit Meditation:

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Wie hältst du trotz social distancing Kontakt? Und wie fühlt sich das für dich an?

Ich schreibe sehr viel über Telegram/ WhatsApp und treffe mich jede Woche mit jemandem zum gemeinsamen Spazierengehen. Ich führe inzwischen auch jede Woche einmal ein Telefonat mit einem Freund bzw. einer Freundin - das habe ich davor fast nie gemacht.

Es fühlt sich sehr komisch an, niemanden mehr umarmen zu dürfen. Auch, dass ich gerade keinen daten kann, finde ich schwierig. Über Telefonate, Spaziergänge und Chats fühle ich mich aber meinen Freund*innen noch sehr nahe.

Was glaubst du, brauchen wir gerade mehr: Gelassenheit, Disziplin, Dankbarkeit oder Freiheit? Oder brauchst du etwas anderes?

Vor allem Gelassenheit. Ich mache mir sehr schnell zu viele Gedanken. Und diese Krise bringt mir bei, etwas gelassener zu sein und die Dinge von einer etwas ferneren Perspektive aus zu sehen. Als Einzelne*r können wir die Krise nicht ändern, daher bringt es nichts, sich darüber aufzuregen. Die Situation aber zu akzeptieren, das können wir.

Was bedeutet Achtsamkeit für dich persönlich und wie praktizierst du?

Achtsamkeit bedeutet für mich im Moment zu sein, ohne Fragen zu stellen. Einfach das zu akzeptieren, was ist. Keine Interpretationen, keine Ängste, einfach nur sein. Vor wichtigen Meetings meditiere ich gerne in 1-3 Minuten in Stille und sammle mich so. Meistens merke ich dann, wie aufgebracht ich bin und ich komme dann stets gelassener ins Meeting rein. Außerhalb meiner Arbeiten meditiere ich aber selten, dafür lenke ich mich dann zu gern ab.

Wenn du eine Botschaft durch das Megafon rufen könntest, was würdest du gerade in die Welt schreien wollen?

Du musst niemandem gefallen!

Was wünschst du dir, was die Welt aus der Krise mitnimmt?

Mehr Abstand zur Fantasie des ewigen Wachstums und der ewigen Verbesserung. Mehr Nähe zu den eigenen Bedürfnissen im jetzigen Moment.


Und nun zu dir: Wie würdest du die Fragen beantworten? Nutze sie gerne als Inspiration für die eigene Reflexion oder stelle sie dir gemeinsam mit einem nahestehenden Menschen. So kannst auch du mehr Verbundenheit in der Krise aufbauen. Nächste Woche kommt ein weiteres Interview, mit neuen Blickwinkeln und Gedanken. Vielen Dank Simon für deine Einsichten!

Bild: Bára Buri auf Unsplash

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