Gewaltfreie Kommunikation: Wie wir besser miteinander reden

Konflikte und Streit mit unseren Mitmenschen kennen wir alle. Es schmerzt und reißt Brücken ein, wo eigentlich neue entstehen könnten. Wie können wir also unsere Kommunikation verbessern und unsere Beziehungen stärken?

Luzie Seidel

Wenn Worte schneiden wie Messer, kann es ganz schnell mal ziemlich weh tun. Oft haben wir Strategien erlernt, Konflikte zu vermeiden oder mit Worten um uns zu schießen, weil wir nie wirklich erfahren haben diese anzunehmen und entsprechend damit umzugehen. Wir sitzen aus, sprechen die Dinge, die uns belasten nicht an oder ignorieren einfach unsere Emotionen. Vielleicht brechen wir sogar in Wut oder Trauer aus und beschuldigen die Welt um uns herum für unser Unglück. Uns fehlt schlichtweg das Handwerkszeug für eine Kommunikationsweise, die Brücke schafft und sie nicht einreißt. Wenn der Wunsch entsteht, Konflikten anders zu begegnen und unsere Beziehungen und die Kommunikation mit den Menschen in unserem Leben zu verbessern, kann uns das Modell der gewaltfreien Kommunikation helfen.

Das Modell stellt die Frage: Welches Bedürfnis steht hinter den Aussagen und dem Kommunikationsmuster unseres Gegenübers? Es lädt uns dazu ein zu hinterfragen, welche Prägungen, Muster und Erfahrungen uns im Hamsterrad des “Aneinander-vorbei-Redens” laufen lassen. Welche Sprache können wir entwickeln, um ehrliche Begegnungen möglich zu machen?

Die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg

Die gewaltfreie Kommunikation wurde von dem amerikanischen Psychologen und Mediator Marshall B. Rosenberg entwickelt, die im Kern ein Kommunikationsmodel und Konfliktlösungsprozess ist. Der zentrale Gedanke hierbei ist, eine Kommunikationsstrategie zu finden, die zu mehr Vertrauen, Klarheit, Verständnis und Freude im zwischenmenschlichen Miteinander führt. Zusätzlich kann uns gewaltfreie Kommunikation dabei unterstützen wertschätzende Beziehungen aufzubauen und nachhaltige Zusammenarbeit zu fördern. Denn bereits Albert Camus sagte: “Es gibt keine Freiheit ohne gegenseitiges Verständnis.”

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Die 4 Schritte gewaltfreier Kommunikation

Das Vier-Schritte-Modell gewaltfreier Kommunikation nach Rosenberg dient uns als Werkzeug zur Beobachtung und Beschreibung von Situation und Gefühlen, das uns hilft ruhig und empathisch mit unserem Gegenüber zu kommunizieren. Es zeigt auf, dass wir uns trauen dürfen uns offen auszudrücken, ohne angstvoll die Beurteilung unsers Gegenübers zu erfahren. Es lädt uns aber auch dazu ein unserem:r Gesprächspartner:in einfühlsam und aktiv unser Gehör zu schenken, um zu verstehen was die andere Person wirklich bewegt.

Wir alle kennen es: Ein:e Freund:in kommt zu spät zu einem Treffen und sagt nicht rechtzeitig Bescheid. Jetzt stehen wir da und spüren wie sich ein wirbelnder Gefühlscocktail in uns breit macht. Unser erste Impuls wäre vielleicht unsere:n Freund:in anzurufen und unserem Ärger Luft zu machen. Was folgt ist ein Schlagabtausch von schlechter Laune und Vorwürfen. Marshall Rosenberg zeigt uns eine Alternative auf, wie wir diesen Konflikt auf eine empathische Weise lösen können.

  1. Beobachtung:

    Beschreibe deinem Gegenüber die Situation und nimm wahr was in deinem Körper und um dich herum passiert. Versuche die Lage ruhig und langsam einzuordnen. Die Trennung von Bewertung und Beobachtung erlaubt uns nämlich der Situation neugierig und offen zu begegnen.

  2. Gefühle:

    Aus dieser Beobachtung heraus ergeben sich Gefühle. Beobachte, welche Gefühle die Konfliktsituation in dir auslöst. Erforsche, erfühle und nimm wahr, was in dir vorgeht und beschreibe es der anderen Person. Wenn wir uns auf unsere eigenen Bedürfnisse fokussieren, anstatt das Verhalten unseres:unserer Partner:in zu interpretieren, hilft uns das Missverständnisse zu vermeiden.

  3. Bedürfnis:

    Erkenne, welches Bedürfnis sich aus diesem Gefühl ableitet und kommuniziere: Was brauche ich? Was kann sich ändern?

  4. Bitte formulieren:

    Im Anschluss hast du die Möglichkeit nochmal in dich hineinzuhorchen und eine Bitte zu formulieren. Bitten, die deinem Gegenüber vermitteln, dass du gerne ihre:seine Hilfe, Input oder Meinung hättest, schaffen mehr Nähe und Selbstbestimmtheit. Eine Forderung, die mit Zwang verbunden ist und nicht auf einer freiwilligen Entscheidung basiert, löst meist das Gegenteil aus.

Sprache sagt alles: Was können wir vermeiden und was kann helfen?

Die Art und Weise wie wir sprechen, was und wie wir etwas sagen, beeinflusst maßgeblich wie wir Konfliktsituationen erleben und damit umgehen. Sie füttern unsere Wahrnehmung und lösen in uns Freude, Aufregung oder auch Scham und Wut aus. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns fragen, welche Formulierungen wir vermeiden können und was unser gegenseitiges Verständnis stärken kann. Wenn wir unser Gegenüber belehren, predigen, anschreien, drohen, manipulieren oder beurteilen (die Liste ist lang), rufen wir ganz schnell eine Defensivhaltung auf den Plan. Urteil und Kritik können schnell emotionale Reaktionen bei unserer:unserem Gesprächspartner:in auslösen und auch wir reagieren darauf vielleicht genervt, verletzt oder wütend. Versetzen wir uns in unser Gegenüber und nehmen wir die Gefühle an, die im Raum stehen, schaffen wir Platz für Verbindung und Lösung. Dadurch bekommen auch Gefühle wie Wut, Trauer, Scham oder Frust Raum und können so auch schneller wieder verschwinden. Das kann sehr viel Reflexion und Ehrlichkeit mit uns selbst erfordern, hilft uns aber ungemein auf der Reise zu einer empathischen Gesprächskultur.

Wenn wir unser Bewusstsein schärfen und genau hin- und zuhören, haben wir die Chance achtsamer in der Kommunikation mit unseren Mitmenschen zu sein und unsere Beziehungen nachhaltig zu stärken. Unsere Bedürfnisse verbinden uns, denn in den allermeisten Fällen ist unser Gegenüber eigentlich unser:e Verbündete:r. Wenn wir Konflikte als Chance sehen, die Menschen um uns herum besser verstehen zu lernen, schaffen wir Verbindungen und Raum für gegenseitiges Verständnis.


Die Podcastfolge zum Artikel:


Quellen

https://www.gfk-info.de/was-ist-gewaltfreie-kommunikation/

https://www.erfolgreich-miteinander.de/2018/02/18/die-grundlegenden-schluesselunterscheidungen-in-der-gfk/

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