Ungerechtigkeit im Alltag: Was soll ich tun?

Egal, wie voll dein Karma-Konto ist: Ungerechtigkeiten passieren jedem Menschen. Wir zeigen dir, wie du dich in solchen Situationen achtsam und gelassen verhalten kannst.

von Franziska Block

Ungerechtigkeit: Was, wenn wir unfair behandelt werden?

Gerechtigkeit - ein großes Wort. Ein Begriff mit vielen Facetten. Grundnorm des menschlichen Daseins. Boden unter den Füßen der modernen Gesellschaft. Staatliche Instanzen wie Polizei und Gericht sorgen für die gerechte Einhaltung dieses Rechts und intervenieren, wenn es verletzt wird. Dann wäre da noch die soziale Gerechtigkeit, die eintrifft, wenn alle gleichen Zugang zu allem haben. Gleiche Güter und Chancen für alle. Oder so ähnlich.

Denn die Realität sieht oftmals anders auch. Aber selbst wenn wir eines Tages im siebten Himmel des Idealstaates der Gerechtigkeit leben, im dem wir uns sicher, wohl und geborgen fühlen, kann das Unrecht in unserem Alltag an die Tür klopfen.

Die Facetten von Ungerechtigkeit im Alltag

Eine Beförderung bei der Arbeit, die du dir sehnlichst erhoffst und verdienst, und die trotzdem eine Anderer bekommt, ein kleineres Stück vom Kuchen als das Große, das alle anderen Gäste bei der Geburtstagsfeier deiner Cousine bekommen oder auch verletzende Worte, die dich bei einem Disput mit einer Bekannten tief unter der Gürtellinie treffen - und schon schmeckst du den bitteren Geschmack der Ungerechtigkeit auf deiner Zunge.

“Wie unfair ist das denn bitte? Wie konnte er*sie nur? Ich hab es doch nur gut gemeint - und das ist der Dank dafür?” denkst du dir dann vielleicht. Die Welt ist nicht fair, denkst du, und spürst die Wut und Aggression in dir aufkommen. Vielleicht machen sich aber auch Verzweiflung, Trauer und schlichtes Unverständnis in dir breit. Was nun? Bevor du negative Gefühle die Oberhand gewinnen lässt, ist es ratsam, die Dinge aus einer gewissen Distanz zu betrachten, bevor du handelst. Es ist dein Recht, auf ungerechte Situationen zu reagieren. Du solltest es jedoch nicht überstürzt und unbedacht tun. Wir stellen dir vier Gedanken vor, die dir helfen, Achtsamkeit und Gelassenheit in deine Reaktion fließen zu lassen.

4 Impulse bei Ungerechtigkeit

1. Rache ist nicht süß

Für viele Menschen ist es naheliegend, hinter den eigenen Rücken zu greifen und feurige Rachepfeile aus dem Emotionsköcher zu ziehen. Impulsive Widerworte, die wie aus der Pistole zurück geschossen werden, das frühzeitige und wortlose Verlassen der Geburtstagsfeier oder eine prompte Krankschreibung über den Rest deiner Vertragslaufzeit. Klar, das kann man so machen. Doch ist es gerecht, wenn man mit Ungerechtigkeit auf Ungerechtigkeit antwortet? Wohl kaum.

Das Leben ist niemals “Wie du mir, so ich dir” und Rache schmeckt bitter, nicht süß. Egal, welche Genugtuung und Schadenfreude dir eine böse Reaktion im Feuer des Gefechts bietet, sie wird dich langfristig nicht glücklich machen. Vielleicht macht sich irgendwann ein schlechtes Gewissen über die eigens verrichtete Ungerechtigkeit breit oder du siehst die Reaktionen wie Dominosteine gegeneinander fallen und die Situation immer schlimmer werden. Egal, wie sehr die anderen eine unfaire Gegenaktion verdient hätten - tu es nicht. Es wird langfristig auf dich und deine Gefühle zurückfallen und dir das Leben versalzen.

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2. Das Leben ist nicht fair

Es ist, wie es ist. Du kannst dein Karma-Konto bis an den Rand füllen, achtsam und bewusst leben und keiner Fliege etwas zuleide tun - vor ungerechten Handlungen anderer Menschen schützt dich das leider nicht. Das soll dich keineswegs entmutigen oder dir ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit vermitteln. Aber vielleicht hilft dir diese kleine Erinnerung in hitzigen Momenten dabei, einen Schritt zurück zu treten und erst einmal tief ein- und auszuatmen. Es ist passiert. Du kannst es nicht ändern. Die Welt dreht sich wie gehabt, das Leben geht weiter. Ungerechtigkeiten sind nicht schön. Trotzdem lassen sie sich nicht immer vermeiden. Die Welt ist einfach nicht immer fair.

Es liegt nicht immer nur an dir, es passiert aber auch nicht immer nur dir. Ungerechtigkeiten wird jeder mal erlebt haben oder ihnen im Laufe des Lebens begegnen, das ist einfach so. Und vielleicht hilft dir genau dieser Gedanke schon dabei, Ruhe zu bewahren und die ganze Situation etwas gelassener zu betrachten.

3. Es ist nicht deine Schuld

Egal, wie persönlich dir die Demütigung der Job-Absage, das zu klein geratene Kuchenstück oder die bissigen Kommentare der Bekannten vorkommen - es hat nicht immer direkt etwas mit dir zu tun. Du kannst im Leben immer nur für dich selbst sprechen. Du weißt nicht, was im Leben deiner Mitmenschen passiert und welche Gedanken sie plagen. Mache das zu deiner Stärke. Wer weiß, aus welchen Gründen du in deinem Job nicht befördert werden kannst. Ein verlorener Geldgeber, ein Streit zwischen den CEOs oder sonstige persönliche Gründe. Wahrscheinlich hat es absolut gar nichts mit deinen Qualifikationen und bisherigen Leistungen bei der Arbeit zu tun. Und vielleicht ist dein Kuchenstück nur so klein, deine Cousine wegen einer Prüfung am nächsten Tag so aufgeregt und gedanklich abwesend, dass sie schlichtweg nicht bemerkt hat, dass dein Kuchenstück etwas kleiner ist.

Und die Bekannte, die dir die fiesesten Dinge an den Kopf geworfen hat, ist wahrscheinlich mit ihrem eigenen Leben derzeit so grundlegend unzufrieden, dass sie einige dieser Gefühle auf dich überträgt und einfach mal Dampf ablassen muss. Klar, ist es nicht fair, dass sie das an dir tut. Es ist trotzdem nicht deine Schuld, du kannst nichts dafür. Du hast nichts böses getan, gesagt oder bewirkt. Du bist nicht Grund für die schlechte Laune deiner Bekannten und für die negative Energie in ihrem Leben. Lass dieses Wissen dein emotionaler Schutzschild sein, der dich vor einer stärkeren Verletzung schützt.

4. Der Ton macht die Musik

Sich selbst als ungerecht behandeltes Opfer der Situation zu sehen und passiv zu bleiben, macht einen genau zu dem Spielball anderer Leute, der man nicht sein will. Nur du trägst Verantwortung für dein eigenes Leben. Du hast zwar keinen Einfluss darauf, wie manche Situationen ablaufen und wie deine Mitmenschen dich behandeln, aber du hast einen Einfluss auf deine Reaktionen, Gefühle und Gedanken. Wenn du dich benachteiligt oder ungerecht behandelt fühlst, suche einen offenen, ehrlichen, aber auch respektvollen Dialog.

Versuche, die Beweggründe der anderen Person zu verstehen. Erkläre ihr, wie du dich fühlst und dass dich das Verhalten möglicherweise verletzt, gekränkt oder verunsichert hat. Je nach Situation und Beziehung zum Gegenüber könnt ihr gemeinsam nach einer Lösung suchen, wenn möglich. Und wenn dich die unangebrachte Beleidigung durch die Bekannte wachgerüttelt hat, erkläre ihr freundlich, aber bestimmt, dass du keine weitere Freundschaft mehr wünschst. Auch das ist in Ordnung. Die Hauptsache ist, den Dialog auf Augenhöhe und mit Respekt für den Anderen zu führen.

Fakt ist: Ungerechtigkeiten passieren im Laufe des Lebens immer wieder, weil die Umstände manchmal einfach so sind, dass sie passieren. Manche Menschen tanzen relativ unbeschwert durchs Leben, andere sehen sich öfter mit ungerechten Handlungen konfrontiert. Die Welt ist nicht immer gerecht, wir können sie nicht immer verstehen oder beeinflussen. Aber wir können beeinflussen, wie wir selbst darauf reagieren. Achtsamkeit im Alltag und eine nüchterne Betrachtung der Situation können helfen, gelassen und respektvoll mit unseren Mitmenschen umzugehen und unfaire Ereignisse zu klären.

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