Die Wellness Lüge: Warum Entspannung kein Fast-Food ist

Ein Wochenende im Wellness-Hotel, Kurztrip in die Berge oder eine Massage - schnelle Entspannung tut gut. Doch führt sie auch langfristig zu mehr Wohlbefinden?

von Franziska Block

Ein Wochenende im Wellness-Hotel im Grünen, Kurztrip in die Berge, Massage, Maniküre, Entspannungsyoga, Unterwassermusik-Konzerte und Saunagänge: Die moderne Wellness-Industrie ist groß und bunt. Mit dem eigentlichen Verständnis von Wellness hat sie jedoch längst nichts mehr zu tun. Wir sprechen über die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs und wie du dein Leben im Geist des Wellness gestalten kannst.

Wellness ist mehr als Wohlfühlchichi

Tatsächlich ist Wellness kein Begriff der Neuzeit, wie oftmals angenommen wird, sondern befindet sich bereits seit 350 Jahren im sprachlichen Gebrauch. Er geht auf Sir A. Johnston zurück, der bereits 1654 schrieb “I ... blessed God ... for my daughter's wealnesse.” Laut dem Oxford Dictionary bedeutet Wellness demnach “the state of being in good health”, also in guter gesundheitlicher Verfassung zu sein. Und das ist weit mehr, als ein kurzer Wochenendausflug bewirken kann.

Das, was uns Massagen, Wohlfühlurlaube und exotische Saunalandschaften bieten können, ist nicht mehr als kurzweilige Entspannung. Eine flüchtige Auszeit vom Alltagsstress, von den Pflichten als Elternteil, von den Deadlines bei der Arbeit und vom Streit mit einem alten Schulfreund. Eine Möglichkeit, all das für einen kurzen Augenblick hinter uns zu lassen und uns im Hier und Jetzt wohlzufühlen. Solche Momente sind wichtig im Leben, gar keine Frage. Mit Wellness hat das jedoch wenig zu tun.

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Denn an unserer allgemeinen Lebenssituation, die uns möglicherweise stresst oder auch einfach überfordert, ändern Spa-Ausflüge gar nichts. Wir können uns noch so viele romantische Bilder von Kerzenschein, gestapelten Kieselsteinen und Fangopackungen in Erinnerung rufen, sie werden uns nicht dabei helfen, uns langfristig gesund und wohl zu fühlen, wenn uns der Alltag unzufrieden stimmt oder krank macht.

Dabei ist die langfristige, ganzheitliche Gesundheit genau das, was uns der ursprüngliche Wellness-Begriff vermittelt. Das kann eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, ein erfüllendes soziales Umfeld und Spaß bei der Arbeit bedeuten. Wodurch genau die einzelnen Faktoren die eigene Gesundheit bedingen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, allerdings gibt es Grundlagen, die auf die Mehrheit der Menschen zutreffen.

Die vier Säulen des Wohlbefindens

Laut dem britischen Autor und Arzt Rangan Chatterjee gebe es vier Säulen des Wohlbefindens, die grundsätzlich für alle Menschen wichtig seien.

1. Entspannung Ja, auch wenn wir gerade geschrieben haben, dass langfristiges Wohlbefinden mehr als Entspannung ist, ist sie doch ein großer Teil davon. Wie Chatterjee allerdings erklärt, geht es dabei nicht um gelegentliche Phasen der Entspannung, die alle zwei Wochen im Spa eingelegt werden, sondern um tagtägliche Phasen der Ruhe und Entspannung im Alltag. Egal ob durch wenige Minuten Meditation, autogenes Training oder Yoga, wichtig sei es, sich täglich die Möglichkeit zu geben, körperlich und mental runterzukommen und Stress abzubauen.

2. Ernährung Eine gute Ernährung ist das A und O für ein langes, gesundes Leben. Was das für jeden Einzelnen von uns bedeutet, fällt natürlich je nach Lebensraum, Alltag und körperlicher Beschaffenheit anders aus. Es gibt nicht die eine perfekte Diät, die sich auf jeden Menschen kopieren lässt. Was genau einem Jeden von uns gut tut, ist eine persönliche Reise, auf die wir uns selbst begeben sollten. Ein paar Richtlinien für eine gesunde Ernährung hinterlässt Chatterjee dennoch: Im Idealfall sollen wir 8 Gläser Wasser am Tag trinken, fünf verschiedene Obst- und Gemüsesorten in die Mahlzeiten integrieren und ein festes Zeitfenster von 12 Stunden für die Nahrungsaufnahme am Tag festlegen, um so beispielsweise Gewohnheiten wie Essen aus Langeweile zu vertreiben.

3. Schlaf Wer kennt sie nicht - die Kraftlosigkeit, Erschöpfung, vielleicht auch Appetitlosigkeit und Reizbarkeit nach einer schlaflosen Nacht. Was ab und zu vielleicht noch erträglich ist, kann unserer Gesundheit langfristig erheblich schaden, wenn aus Überstunden, emotionalen Anspannungen oder Stress eine Schlafstörung wird. Wenn wir schlafen, erholt sich unser Körper von den Strapazen des Tages. Unsere Nervenzellen können sich regenerieren, unsere Muskeln können sich entspannen und unser Gehirn kann die Erlebnisse des Tages verarbeiten. Außerdem stärkt Schlaf unser Immunsystem und gibt unserem Stoffwechsel die Zeit, sich zu regulieren. Nach Chatterjee können bereits folgende v​ier Anpassungen im Alltag​ helfen, eine gesunde Schlafroutine aufzubauen: 90 Minuten vor dem Schlafengehen keine digitalen Geräte mehr benutzen, helles Tageslicht am Morgen z.B. durch einen Spaziergang genießen, kein Kaffee nach der Mittagspause trinken und allgemein eine persönliche Schlafroutine mit Abend- und Morgenritualen entwickeln.

4. Bewegung Auf seinem Blog gibt Chatterjee zahlreiche Tipps und Anregungen per Video, wie und welche Bewegungen in den Alltag eingebaut werden sollten. Denn in einer Dienstleistungsgesellschaft, die ein Großteil der Menschen für viele Stunden am Tag an den Schreibtisch fesselt, kommt Bewegung im Alltag oft zu kurz. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und ein ständiges Gefühl der Müdigkeit sind die Folge. Heutzutage sei es gerade daher umso wichtiger, einen körperlichen Ausgleich zu schaffen, den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Energiespeicher wieder aufzufüllen.

Erkunde deine vier Säulen des Wohlbefindens

Du hast nun die vier Lebensbereiche kennengelernt, die nach Chatterjee zu mehr Gesundheit und Zufriedenheit im Alltag und damit auch zu einem Wellness-Gefühl führen können, wenn wir sie richtig ausgestalten. Werde diese Woche zu einem Ursachenforscher deiner selbst und bastel an der kreativen Ausgestaltung deines Vier-Säulen-Plans nach Chatterjee.

Frage dich: Was hilft mir dabei, mich im Alltag fallen zu lassen und zu entspannen? Ernähre ich mich bereits gesund oder kann ich meine Ernährung noch ein wenig ausgewogener gestalten? Schlafe ich gut? Wenn nein, was hilft mir dabei, besser zu schlafen? Bewege ich mich genug? Kann ich kurze Spaziergänge und Dehn-Einheiten in meinen Arbeitsalltag einbauen? Erkunde dich selbst und nimm dein Leben selbst in die Hand. Wenn du Wellness erleben willst, geht das nicht in einem Fünf-Sterne-Luxus-Hotel, sondern fängt bei dir Zuhause, in deinen vier Wänden, in deinem Alltag an - langfristig und in kleinen Schritten.

Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


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