Familie: Mit Achtsamkeit eine geborgene Atmosphäre schaffen

Familie ist komplex. Wir zeigen dir, wie du dich vom Perfektionismus löst, Grenzen setzt und durch Achtsamkeit eine Atmosphäre der Geborgenheit schaffst.

Sarah Schömbs

Keine Familie ist perfekt - und deine muss es auch nicht sein

Die Familie ist ein komplexes Konstrukt, das aus vielen unterschiedlichen Personen und Charakteren besteht. Manchmal könnten die Familienmitglieder nicht verschiedener sein, manchmal sind sie mit bloßem Auge kaum voneinander zu unterscheiden. Zwilling, Onkel, Schwester, Oma. Die vielseitigsten Rollen treffen innerhalb der Familie aufeinander und nicht selten bietet das eine gehörige Portion Konfliktpotential. Insbesondere die Eltern-Kind-Beziehung stellt manche vor große Herausforderungen. Erziehungsratgeber, die vermeintlich perfekte Familie der Freundin und Fernsehwerbungen können zusätzlich einschüchtern und den Druck, einer perfekten Familie entsprechen zu müssen, erhöhen.

Wir wollen dir in diesem Artikel die Angst vor dem Familien-Perfektionismus nehmen und dir zeigen, wie wichtig es ist, als Familie einen eigenen Weg zu gehen.

Die passende Familienatmosphäre schaffen

Die Familienatmosphäre nach Individualpsychologe Alfred Adlers spielt insbesondere im Eltern-Kind-Kontext eine große Rolle. Mit Familienatmosphäre ist primär die vorherrschende Stimmung gemeint. Also das vorherrschende Gefühl, das von den einzelnen Familienmitgliedern erfahren und wahrgenommen wird. Kälte, Wärme, Geborgenheit, Strenge.

Die ideale Familienatmosphäre zwischen Eltern und Kind ist nach Alfred Adlers die demokratische Atmosphäre. Sie beinhaltet beispielsweise, dass Kinder gleichbleibend versorgt werden. Das bedeutet, dass sich unabhängig von ihrem Verhalten um sie gekümmert wird und sie gleichbleibend geliebt werden. Unabhängig davon, ob sie etwas Schlechtes oder Unerwünschtes getan oder gesagt haben und unabhängig davon, ob sie sich entgegen der Idealen der Eltern verhalten haben. Zum anderen beinhaltet die demokratische Atmosphäre, dass im Fall von mehreren Kindern, keines bevorzugt oder benachteiligt wird. Jedes Kind wird gleich behandelt, jedes Kind bekommt die gleiche Aufmerksamkeit und jedes Kind erhält die gleiche liebevolle Zuneigung.

Kompromisse finden

Die Familienatmosphäre hat große Auswirkungen auf das Wohlbefinden aller Familienmitglieder und kann die Grundlage für das Miteinander legen. Oftmals treffen innerhalb einer Familie unterschiedliche Lebensformen und -phasen aufeinander, sodass ein gemeinsamer Konsens gefunden werden muss. Es geht nicht darum, ein Regelwerk aufzustellen, in dem Aufgaben wie z.B. “Geschirrspüler ausräumen” fest definiert sind. Vielmehr geht es darum, eine gemeinsame Grundlage zu schaffen - in Bereichen wie Kommunikation, gegenseitigem Verständnis und Kompromissbereitschaft.

Auch wenn unterschiedliche Ideale oder Lebensziele aufeinandertreffen, kann der gemeinsame Konsens also ein liebevolles Miteinander sein. Zuhören statt dazwischen quatschen, offen miteinander reden statt schweigen, Raum geben statt in die Ecke drängen. Erfahrungsgemäß sind die Eltern diejenigen, die in der frühen Kindheit für die Gestaltung der Atmosphäre verantwortlich sind. Werde dir bewusst, dass dein Handeln maßgeblich dazu beiträgt.

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Mit Achtsamkeit Grenzen setzen

Um mit schwierigen Emotionen und Situationen innerhalb der Familie umgehen zu können, musst du selbst zuerst einmal die Ressourcen dafür haben. Kompromissbereitschaft und liebevolles Aufeinanderzugehen funktioniert nicht, wenn du tagtäglich an deine Grenzen gehst und kurz davor bist, durchzudrehen. Deine Ressourcen kannst du aufbauen, in dem du dir regelmäßig Zeit für dich nimmst. Für dich als Person, nicht als Mutter, Vater oder Oma.

Auch wenn diese Rolle wahrscheinlich den größten Teil deines Lebens ausmacht, finde heraus, wer du unabhängig davon bist. Was sind deine Bedürfnisse, was tut dir gut? Was machst du gerne in deiner Freizeit? Verschaffe dir regelmäßige Auszeiten, in denen du dem nachgehst, was du gerade brauchst. Schnappe dir ein Buch, lasse dir ein Bad ein oder mache einen ausgiebigen Spaziergang. So findest du die Kraft, aus deiner inneren Balance heraus schwierigen Situationen zu begegnen.

Analog verhält es sich mit der beziehung zu deinem Partner. Findet zu zweit heraus, wer ihr unabhängig von eurer Elternrolle seid. Wer seid ihr als Liebespaar?

Unterschiedliche Bedürfnisse akzeptieren lernen

In einer Familie treffen unterschiedliche Bedürfnisse und Prioritäten aufeinander. Während für den einen das Sonntagsessen höchste Priorität hat, ist für den anderen Sport an erster Stelle. Hier gilt es, Annahme und Akzeptanz zu üben und das Zugehörigkeitsgefühl nicht daran festzumachen, wie viele gemeinsame Aktivitäten man ausübt oder wie oft man in der Woche zusammenkommt. Familie ist auch, wenn jeder einzelne andere Hobbys ausübt, einen anderen Musikgeschmack hat und eine andere Küche bevorzugt.

Diese unterschiedlichen Bedürfnisse können besonders anecken, wenn das Kind erwachsen wird. Während in den ersten Jahren die Eltern maßgeblich bestimmen, wie der Alltag des Kindes aussieht, verschiebt sich dieses Gleichgewicht, je älter das Kind wird. Plötzlich wird der Fußballverein aufgeben, um am Schwimmunterricht teilzunehmen oder Rockmusik gehört, obwohl zuvor Benjamin Blümchen heiß und innig geliebt wurde. Kinder entwickeln ihre eigene Persönlichkeit und finden heraus, was sie wollen und was sie nicht wollen. Klar können dabei Interessenkonflikte entstehen. Aber ist es nicht wundervoll, dass eine kleine eigenständige Person heranwächst?

Perfektionismus verabschieden

Unter jedem Dach... ein “Ach”. Auch in der harmonischsten und demokratischsten Familie können Zweifel, Konflikte und Streitigkeiten entstehen. Und das ist auch gut so. Denn Perfektionismus, hat in der Familie nichts zu suchen. Konflikte gehören dazu. Sie zeigen lediglich, dass unterschiedliche Meinungen und Charaktere aufeinandertreffen. Ohne Konfliktsituationen gäbe es kein Wachstum.

Vor allem Eltern stehen unter einem enormen Druck, alles perfekt machen zu müssen. Doch es gibt nicht DIE ultimative Eltern-Kind-Beziehung. Jede Beziehung ist einzigartig und individuell. Du kannst lediglich die Bereitschaft haben, dich in dieser Beziehung zu entwickeln und zu wachsen - statt dich an Ratgeber-Tipps zu klammern. In einer Eltern-Kind-Beziehung könnten die Lebensphasen nicht unterschiedlicher sein. Schwangerschaft, Kindheit, Pubertät, Erwachsenwerden. Und seiem wir mal ganz ehrlich: Auch mit dem 18. Geburtstag hört das Kind- und Elternsein nicht auf.

Die allgemeingültige Gebrauchsanweisung gibt es nicht. Eltern sind nicht dafür da, alles perfekt zu machen. Jeder gibt in seiner Rolle das Beste und sorgt so für Wachstum, Versöhnungen und eine liebevolle Begleitung auf dem Weg des Lebens.

Anstatt sich an Idealvorstellungen zu klammern und zwanghaft Rollenbilder aufrecht zu erhalten - wie wäre es, mit deiner Familie einfach einen ganz eigenen Weg zu gehen? Ganz nach dem Motto: Nähe schaffen durch mehr Toleranz.

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Bild: Emma Bauso auf Pexels

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