Chronische Krankheiten: So kann Meditation Hilfe leisten

Mit einer Krankheit zu leben, ist nicht nur körperlich herausfordernd. Nach der Diagnose muss auch die mentale Gesundheit gestärkt werden. Studien zeigen, dass Meditation dabei unterstützen kann.

Chronische Krankheiten: So lang ist die Liste

Chronische Erkrankungen sind in Deutschland weit verbreitet. Laut der Statistik leiden bis zu 40% der Bevölkerung unter einer andauernden Krankheit, die in vielen Fällen nicht vollständig geheilt werden kann. Zu den häufigsten Leiden zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und chronische Atemwegserkrankungen. Aber auch depressive Störungen und chronische Schmerzen begleiten viele Menschen ein Leben lang.

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Das Leben mit einer Krankheit bedeutet vor allem Veränderung. Viele Dinge müssen neu organisiert werden, Behandlungen und Therapien werden unter Umständen Teil des Alltags. Für den Umgang mit einer chronischen Erkrankung brauchen Betroffene deshalb ein stabiles Unterstützungssystem. Sowohl körperliche als auch mentale Kräfte können dabei unterstützen, die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit zu erhalten. Ist eine chronische Krankheit diagnostiziert, liegt der Fokus zunächst auf der Behandlung akuter Symptome. Um innere Ressourcen zu mobilisieren, ist es jedoch von großer Bedeutung, das Gesunde nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Gesunde stärken

Prof. Dr. med. Tobias Esch gehört zu den renom­mier­tes­ten Exper­ten der Body-Mind-Medi­zin und unterstützt 7Mind wissenschaftlich. Als Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Witten/Her­de­cke unter­sucht er, wie man selbst chro­ni­sche Krank­hei­ten durch einen ganz­heit­li­chen Ansatz behan­deln kann. Esch sagt, dass Betroffene lernen können, kör­per­li­che Pro­zesse mit­tels ihrer geis­ti­gen Fähig­kei­ten posi­tiv zu beein­flus­sen. Dabei geht es vor allem um die Stär­kung der Gesund­heit und Wider­stands­kräfte. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Resilienz. Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit eines jeden Menschen und ist ein essentieller Wegbegleiter im Umgang mit chronischen Krankheiten.

Körper und Geist stärken

Schon seit tausenden von Jahren ist bekannt, dass ein gesunder Körper und ein gesunder Geist zusammenhängen. Jon Kabat-Zinn untersuchte bereits 1979 die positiven Auswirkungen von Achtsamkeit auf stressbedingte Krankheiten. Heute zeigt die Forschung, dass Meditation sowohl die Gesundheit als auch die Resilienz verbessern kann. Achtsamkeitstraining wird deshalb bereits von vielen Ärzten und Therapeuten eingesetzt, um die Therapie und die Betroffenen im Alltag zu unterstützen. Das sind die häufigsten Krankheiten und Fakten im Überblick:

Depression: Wo beginnt erste Hilfe?

Fast 18 Prozent der Bevölkerung erkranken mindestens einmal im Leben an einer Depression. Depressionen gehören damit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und können sich, genauso wie körperliche Beschwerden, chronisch entwickeln. Menschen, die bereits unter einer anderen chronischen Erkrankung leiden, haben außerdem ein erhöhtes Risiko, zusätzlich an Depressionen zu erkranken. Laut einer Studie der World Health Organisation, sind es aktuell zwischen neun und 23 Prozent der chronisch Kranken, bei denen eine Depression diagnostiziert wurde.

Unterstützung durch Meditation

Viele Ärzte ver­schrei­ben Anti­de­pres­siva oder ähn­li­che Medi­ka­mente, um das nega­tive Gedan­ken­ka­rus­sell einer Depres­sion zu stop­pen und ein Rück­fall­ri­siko zu min­dern. Immer mehr Men­schen möch­ten sich jedoch nicht mehr nur medi­ka­men­tös behan­deln lassen und inter­es­sie­ren sich auch für komplementäre The­ra­pie­me­tho­den.

Beson­ders gefragt ist dabei die soge­nannte Mindfulness-Based-Cognitive-Therapy (MBCT), zu Deutsch: Acht­sam­keits­ba­sierte kogni­tive The­ra­pie. Dabei handelt es sich um ein psy­cho­the­ra­peu­ti­sches Ver­fah­ren, das ver­schie­dene Acht­sam­keits­me­di­ta­tio­nen mit dem acht­sam­keits­ba­sier­ten Stress­re­duk­ti­ons­pro­gramm nach Jon Kabat-Zinn kom­bi­niert. Das Grup­pen­trai­ning der MBCT will Acht­sam­keit und Bewusst­sein in der Gedan­ken­welt der Betrof­fe­nen kul­ti­vie­ren. In Zeiten der Rück­fall­ge­fahr kann das helfen, kör­per­ei­gene Signale schnel­ler zu erken­nen und besser auf sie zu reagie­ren. Eine neue Stu­die konnte zeigen, dass MBCT einem Rück­fall ebenso gut ent­ge­genwirken kann, wie der Ein­satz von Anti­de­pres­siva.

Die Psy­cho­the­ra­pie selbst hat die Poten­tiale der Acht­sam­keit schon länger für sich ent­deckt. In den letz­ten zwan­zig Jahren wurden zahl­rei­che acht­sam­keits­ba­sierte The­ra­pie­for­men ent­wi­ckelt, wie zum Beispiel acht­sam­keits­ba­sier­te Ver­hal­tens­the­ra­pie. So wird auch Medi­ta­tion heut­zu­tage auf viel­fäl­tige Weise ein­ge­setzt, um Men­schen im Umgang mit belas­ten­den Emo­tio­nen zu helfen. Zum einen hilft Acht­sam­keit, psy­chisch fle­xi­bler zu sein, also besser auf Situa­tio­nen zu reagie­ren, die Stress ver­ur­sa­chen. Das führt dazu, dass man sich nicht so schnell Sorgen macht oder ins Grü­beln gerät. Zum ande­ren hilft Acht­sam­keit, sich der eige­nen Emo­tio­nen schnel­ler bewusst zu werden und gar nicht erst so tief in die Gedan­ken­spi­rale hin­ein­ zu ­ge­ra­ten.

Bluthochdruck: Wo liegen die Ursachen?

In Deutschland sind etwa 20 - 30 Millionen Menschen von Bluthochdruck betroffen. Bluthochdruck ist außerdem ein Risikofaktor für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann unbehandelt sogar zum Tod führen. Neben den gesundheitlichen Folgen für Betroffene, stellt die Krankheit auch für die Volkswirtschaft eine große Herausforderung dar. Die Bertelsmann Stiftung fand heraus, dass durch Bluthochdruckerkrankungen jährlich bis zu vier Milliarden Euro Verluste durch Arbeitsausfälle entstehen.

Ruhe finden mit Meditation

Meditation hilft Menschen dabei, Ruhe zu finden und ist eine einfache Möglichkeit, mehr Entspannung in den Alltag zu bringen. Dass Ruhe für Körper und Geist heilsam ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Bei Bluthochdruck hat sich Achtsamkeitsmeditation als besonders effektiv erwiesen, da sie im Körper eine Entspannungsreaktion auslöst und so dabei hilft, den gesamten Organismus herunterzufahren. Konkret: Der Herzschlag beruhigt sich, der Blutdruck sinkt, Muskelspannung lässt nach und auch die Konzentration der Stresshormone im Blut wird reduziert. Auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention wird außerdem eine Studie zitiert, nach der die Effekte von Meditation sogar im Gehirn nachgewiesen werden können. So treten die sogenannten Alpha-Wellen während der Meditation deutlich seltener auf, was auf einen entspannten Gesamtzustand eines Menschen hinweist. Zudem konnten die Forscher Theta-Wellen messen, die innere Beruhigung voraussetzen. Meditation ist für Betroffene von Bluthochdruck also mehr als eine einfache Entspannungsübung. Sie ist ein Weg, selbstständig etwas für den Therapieerfolg zu tun und sich selbst und die Behandlung durch eine eigene Praxis zu unterstützen.

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Diabetes: Welche Symptome können gelindert werden?

Diabetes ist eine Stoffwechselkrankheit, die beinahe jeden zehnten Erwachsenen betrifft. Nach der Diagnose müssen sich viele Betroffene auf eine Umstellung ihres Alltags einstellen, die weit mehr als nur eine Ernährungsumstellung beinhaltet. Menschen, die an Diabetes erkranken, berichten von einer starken psychischen Belastung, ausgelöst durch die Angst vor Folgeerkrankungen oder auch einer erfolglosen Therapie.

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Bis zu 25 Prozent aller Diabetiker sind während des Krankheitsverlaufes von einer Depression betroffen. Laut dem Diabetes-Informationsdienst München sind die Gründe hierfür, nach aktuellem wissenschaftlichem Stand, eine Beeinflussung psycho-biologischer Signalwege, zum Beispiel durch Stresshormone. Depressive Diabetiker können außerdem einen besonders schlecht eingestellten Blutzucker haben. Zum einen liegt das an einem veränderten Stoffwechsel durch psychischen Stress, zum anderen an geringerer Motivation depressiver Patienten, ihre Therapiemaßnahmen umzusetzen.

Entspannung durch Meditation

Experten sind sich einig, dass im Alltag von Diabetikern vor allem ein Ausgleich zur Krankheit stattfinden sollte. Wie sich dieser Ausgleich gestaltet, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Empfohlen werden vor allem Sport, kreative Tätigkeiten und auch Entspannungstechniken.

Da Meditation einen nachweislich positiven Einfluss auf Ängste und Depressionen haben kann, erleichtert sie Diabetes-Patienten den Umgang mit der Krankheit. Forscher der University of Aberdeen haben untersucht, ob Meditation konkret bei Typ-1-Diabetes helfen kann. Die Wissenschaftler stellten fest, dass eine regelmäßige Praxis den Probanden tatsächlich im Umgang mit ihren Ängsten helfen konnte. Die University of Aberdeen veröffentlichte bereits eine Pressemitteilung zu der laufenden Studie und gab bekannt, dass selbst depressive Verstimmungen mithilfe von Meditation verringert werden konnten.

Chronische Schmerzen: Wie können wir Körper und Geist behandeln?

Fast jeder Mensch kennt akute Schmerzen, zum Beispiel in Folge einer plötzlichen Verletzung, Entzündung oder einer Krankheit. Doch es gibt noch eine weitere Schmerzform, von der man spricht, wenn der Schmerz länger als drei Monate andauert. Der sogenannte chronische Schmerz äußert sich nicht nur körperlich, sondern beeinträchtigt den betroffenen Patienten laut der Deutschen Schmerzliga e.V. auch psychisch-kognitiv (Befindlichkeit, Stimmung und Denken) und sozial.

Umfragen zufolge leiden in Deutschland etwa 12 bis 15 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Etwa ein Drittel der Betroffenen schätzt den Schweregrad ihrer Erkrankung als sehr hoch ein und fühlt sich im Alltag stark beeinträchtigt. Viele Patienten müssen lange Wartezeiten und Wege inkaufnehmen, bis sie zu einem Schmerzspezialisten gelangen. Hier können Entspannungstechniken, wie zum Beispiel Atemübungen, zu einer wertvollen Ergänzung werden. Alex Zautra, Psychologieprofessor an der Arizona State University, konnte in einer Studie nachweisen, dass zum Beispiel langsames Atmen das Schmerzempfinden herabsetzt.

Den Schmerz entdecken

Schmerzen sind unangenehm. Viele Menschen versuchen, ihren Schmerz entweder zu ignorieren oder möglichst schnell zu stoppen. Achtsamkeitsbasierte Meditation hat einen anderen Ansatz: Zum Beispiel werden bei einigen Übungen alle Sinnesempfindungen bewusst auf den Schmerz gelenkt. Was zunächst ungewöhnlich klingt, soll Akzeptanz und Annahme für den Schmerz schaffen. Meditierende lernen dabei, ihren eigenen Schmerz mit Neugier zu erforschen und sich in die Empfindung “hinein zu entspannen”.

Tim Gard leitet eine Meditationsgruppe am Massachusetts General Hospital in Boston und beschreibt das Ziel der Schmerzbehandlung durch Achtsamkeit wie folgt: Statt sich in den gängigen Bewertungen und Reaktionen auf den Schmerz zu verlieren, kommen achtsame Patienten mit dem gegenwärtigen Moment in Kontakt. Sie können sich selbst und den Schmerz aufmerksam, wachsam und neutral betrachten. Gard berichtet, dass einige Patienten ihren Leidensdruck durch Meditation senken konnten. Der ganze Beitrag ist im Ärzteblatt nachzulesen. Die verschiedenen Komponenten chronischer Schmerzen lassen sich mit dem Begriff „bio-psycho-sozial“ gut beschreiben und sind in diesem Video gut verständlich dargestellt.

Beim Goldstandard der Schmerztherapie, der sogenannten Interdisziplinären Multimodalen Schmerztherapie (IMST) werden neben ärztlichen und physiotherapeutischen Behandlungsverfahren zunehmend achtsamkeitsbasierte Methoden der Schmerzpsychotherapie angewandt. Der Leiter eines der größten deutschen Schmerzzentren, des Schmerzzentrums Kassel, beschreibt das so: „Der Patient kommt in eine aktive Rolle, er entwickelt selbst Kompetenzen in der Behandlung seiner Beschwerden, er merkt recht schnell, wie gut die neu erlernten Fähigkeiten zur Schmerzbewältigung funktionieren. Wir Therapeuten packen mit ihm einen Schmerz-Werkzeugkoffer.“ Der 7Mind-Kurs „Umgang mit Schmerzen“ kann zum einen die Wartezeit bis zu einer ganzheitlichen Schmerztherapie überbrücken, zum anderen können Patienten nach einer Schmerztherapie aber auch erlernte Strategien weiterführen.

Achtsamkeit kann das Leben mit einer Chronischen Erkrankung also erheblich unterstützen. Betroffene sollten vorher unbedingt Rücksprache mit ihrem Arzt halten und gemeinsam definieren, ob und wie die meditativen Übungen die Behandlung begleiten können. Im Gegensatz zu herkömmlichen Therapiemethoden ist Meditation nicht wie eine Pille zu verstehen, die man bei Bedarf einnehmen kann. Vielmehr geht es darum, durch eine regelmäßige Anwendung langfristig die psychische Gesundheit zu stärken, Stress zu senken und so den Umgang mit einer chronischen Krankheit zu erleichtern.


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Vielen Dank an Dr. med. Andreas Böger für die Zusammenarbeit! Dr. med. Andreas Böger ist Chef­arzt des Schmerz­zen­trums Kassel, das auf die Behand­lung chro­ni­scher Schmer­zen des Bewe­gungs­ap­pa­rats und chro­ni­scher Kopf­schmerzen spe­zia­li­siert ist. Gemeinsam haben wir einen Kurs zum Umgang mit Schmer­zen ent­wi­ckelt. Der Kurs ist für Men­schen mit akuten und chro­ni­schen Rücken- oder Kopf­schmer­zen geeig­net und kann in vielen Fällen die Schmer­zen lin­dern und die Lebens­qua­li­tät ver­bes­sern, aber natür­lich nicht die indi­vi­du­elle Unter­su­chung und Bera­tung durch den Schmerz­spe­zia­lis­ten erset­zen. Die Wis­sen­schaft zeigt, dass Medi­ta­tion hilft, Dis­tanz zum Schmerz auf­zu­bauen und ihn von außen zu betrach­ten. So kannst du das Kata­stro­phen­den­ken redu­zie­ren und statt­des­sen einen acht­sa­men Umgang mit Schmerz und deinen Gefüh­len finden. Wie genau das funk­tio­nie­ren soll, erfährst du im 7Mind-Kurs ​„Umgang mit Schmer­zen“. Hier lernst du Schritt für Schritt, mehr Acht­sam­keit in dein Schmer­zer­le­ben zu brin­gen. Viel Spaß beim Aus­pro­bie­ren und gute Bes­se­rung!

Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


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