Lass mich endlich entspannt studieren!

Das Studium kann einen einige Nerven kosten. Klausurenstress, finanzielle Unsicherheit, Prüfungsangst. Wir geben dir 7 Tipps an die Hand, wie du entspannt und achtsam studieren kannst.

Von Sarah Schömbs

Du hast das Gefühl, dein Leben, deine gesamte Existenz hängt von einem einzigen Prüfungsergebnis ab. Nur noch dieses eine Modul, nur noch dieses eine Fach und dann ist dein Studium endlich geschafft. Dein Mate-Konsum ist seit Studienbeginn exponentiell gestiegen, innere Nervosität begleitet dich seit Wochen, und nachts beruhigst du dich mit einer ordentlichen Portion Baldrian, während du auf deinem Lavendelkissen liegst, das eine “gedankenlose Nacht” verspricht.

Studieren ist nicht leicht und vor allem kein Selbstläufer. Eine Hausarbeit jagt die nächste und in den Semesterferien heißt es ab zum Pflichtpraktikum, natürlich unbezahlt. Die romantische Vorstellung von Semesterpartys, freiwilligem Lernen und intellektuellen Konversationen gehört spätestens nach dem ersten Semester der Vergangenheit an.

Während die Generation unserer Eltern von Bücherclubs, Studentenfahrten, langen Gesprächen mit ihren Professoren und der Zeit ihres Lebens spricht, fragst du dich regelmäßig “Was soll der ganze Mist?”. Das Studium ist schon lange nicht mehr das, was es einst mal war. Überfüllte Universitäten, Bologna und ein stetig wachsender Kampf auf dem Arbeitsmarkt führen dazu, dass Universitäten sich immer mehr von ihren Studierenden entfremden und es nur noch um das eine große Ziel geht: Endlich den Abschluss in der Tasche zu haben.

Hinzu kommt die Frage nach der Finanzierung. So kostet das Studium eine ganze Menge Bares. Um frei und unabhängig studieren zu können und die Module, Seminare und Übungen nicht nach einer Schicht im Lager oder an der Kasse legen zu müssen, greifen viele Studierende auf BaföG, Studienkredite und sonstige Finanzierungsarten zurück. Das sorgt für zusätzlichen Druck, das Studium in der sogenannten Regelstudienzeit zu absolvieren. Doch tatsächlich schaffen nur 38,5% der deutschen Studierenden ihren Bachelor in der Regelstudienzeit und lediglich 27% ihren Master in den vorgegebenen Semestern. Fakt ist, dass sich die Studierenden heute müde, erschöpft und ausgebrannt fühlen - und das, obwohl das Berufsleben noch nicht einmal begonnen hat.

Wir haben uns diesem Thema angenommen und möchten dich darin unterstützen, mit mehr Achtsamkeit dein Studium zu absolvieren.

Tipp 1: Gesunder Abstand

So viel vorab: Deine Existenz hängt nicht von deinem Studium ab. Du bist nicht dein Studium. Es passiert schnell, dass das Gefühl entsteht, das gesamte Leben hänge von einer Klausur oder einer Präsentation ab. Dem ist nicht so. Du bist mehr als eine Note im Fach Wirtschaftswissenschaften oder Analysis 1. Werde dir dieser Tatsache bewusst und entwickle einen gesunden Abstand zu Prüfungsergebnissen und Co. Es gibt immer einen Plan B, C oder sogar D und Menschen, die dich dabei unterstützen. Probier’s doch einfach mal aus. Spinne mit deinen Kommilitonen oder deinem Partner einen Plan B oder C zusammen. Lasse deiner Fantasie freien Lauf. Mit einem Van durch Portugal, mit Greenpeace Vögel retten oder direkt in den Beruf einsteigen?

Tipp 2: Fachidiot oder Methoden-Chef

Natürlich ist es schön, wenn man im Laufe seines Studiums das Periodensystem herbeten, Taylorpolynome lösen und die Investitionsrisiken von Anleihen berechnen kann. Doch auch wenn es in dem einen oder anderen Fach hapert bedeutet das nicht, dass du ungeeignet oder unfähig bist. Das Studium besteht zwar aus Einzelteilen und tausenden von Vorlesungsfolien, doch das, was wirklich vermittelt wird, sind Kompetenzen, die tiefer gehen als das Auswendiglernen von Kruskal, Dijkstra oder Simplex-Algorithmen.

Es geht, außer in wenigen Ausnahmen, vor allem um die Methodik, die du erwirbst. Die Art und Weise, Lösungsstrategien zu finden, im Team zu arbeiten, dich zu vernetzten und durchzuhalten, auch wenn draußen die Sonne scheint und der Eismann auf dem Campus sein neues Himbeer-Sorbet verkauft. Du lernst fürs Leben und nicht für den Moment.

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Tipp 3: Sharing is Caring

Sharing is Caring. So abgedroschen das auch klingen mag, bedeutet achtsames Studieren, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Das führt nicht nur zu einem starken Gemeinschaftsgefühl und neuen Freundschaften, sondern auch zu weniger Arbeit. Teile den Workload wie Hausaufgaben oder Zusammenfassungen mit deinen Kommilitonen und tausche Lernmaterial und Erfahrungsberichte aus. Work smarter not harder. Du wirst schnell merken, dass du mit deinen Sorgen, Prüfungsängsten und finanziellen Problemen nicht alleine bist. Meist sitzen noch eine ganze Menge anderer im selben Boot.

Wir leben in einer Gemeinschaft, die nur gemeinsam funktioniert. Also, schnapp dir vor der nächsten Prüfungsphase deine Kommilitonen und gründe eine Lerngruppe. Oder tausche dich in studieninterne Netzwerke über Prüfungsinhalte und Co. aus.

Tipp 4: Setze Grenzen

Das Studium ist die Zeit, in der du unabhängig wirst. Mit großer Wahrscheinlichkeit hast du das Elternhaus verlassen oder bist sogar in eine neue Stadt gezogen. So langsam lernst du, auf eigenen Füßen zu stehen und das bedeutet auch, neue Grenzen aufzuzeigen. Wenn dich das ständige Fragen deiner Eltern nach Noten, Klausuren und neuen Freundschaften auf die Palme bringt und du trotz Klausurenstress bei dem nächsten Telefongespräch eifrig erklärst, dass alles mehr als supi läuft, dann ist es Zeit, “Stop” zu sagen. Du stehst in niemandes Schuld, du hast keine Pflicht, dich erklären zu müssen und du darfst deine eigenen Erfahrungen und Fehler machen.

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Tipp 5: Schaffe dir Raum

Wie immer geht es um eine gesunde Balance im Leben. Natürlich gehören stundenlange Lernsessions in der Uni-Bibliothek zum Studium dazu. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, Freiräume zu schaffen. Sei es, um einem Hobby nachzugehen, sich mit Freunden zu treffen, oder auch einfach mal nichts zu tun. Lerne, Langeweile zuzulassen und Leere anzunehmen. Du musst nicht jede Lücke deines Terminkalenders füllen. Genieße die Freiheit eines Studierenden und gehe mitten in der Woche zum Sport, zu deinem Lieblingscafé oder zu der neuen Ausstellung von der Fakultät für freie Kunst. Kreativität benötigt Leere und in einem vollen Kopf können weder neuen Ideen entstehen, noch alte Informationen verarbeitet werden. Also, schaffe dir Raum.

Tipp 6: Mache Feierabend

Während des Studiums befindet man sich in einem Wirrwarr aus Vor- und Nachbereitung, Gruppenarbeit, Übungen, Tutorien, Vorlesungen, Praktikas und Seminaren. Es gibt kaum feste Arbeitszeiten und die größte Kunst besteht darin, sich zu organisieren und die vielen kleinen Einzelteile zu einem großen Ganzen namens Stundenplan zusammen zu fügen. Schnell kommen insgesamt mehr Stunden zusammen, als ein klassischer 9 to 5 Job beinhaltet. Wichtig in der Planung deines Stundenplanes ist, dir im Vorhinein feste Feierabende einzutragen. Diese sind genauso wichtig, wie all die anderen Termine in deinem Kalender. Erlaube dir, abzuschalten und einen Uni-Tag abzuschließen.

Tipp 7: Selfcare is mehr

Wie in allen anderen Lebenslagen, so nimmt das Thema Selbstfürsorge auch hier einen wichtigen Platz ein. Gerade zu Beginn eines neuen Studiums herrscht große Verpassungsangst und die Sorge davor, keinen Anschluss zu finden und Prüfungsmodalitäten nicht einzuhalten. Übe dich in Selfcare! Das heißt, übe dich darin, dich um dich selbst zu kümmern und für dich zu sorgen.

Schaue auf deine eigenen Bedürfnisse, auch wenn die nächste WG-Party winkt. Erkenne, was dir wirklich gut tut, anstatt blind den anderen zu folgen. Gehe nicht zu hart mit dir ins Gericht und zeige nicht jedes Mal mit dem Zeigefinger auf dich, sobald du deine Erwartungen nicht erfüllen konntest. Selfcare bedeutet, Mitgefühl dir selbst gegenüber zu üben und dir Fehler und schlechte Tage zu verzeihen. Es bedeutet, dich und dein Studium nicht zu ernst zu nehmen und über verpatzte Präsentationen, verspätete Deadline und verpasste Fristen früher oder später lachen zu können.

Wie du siehst, ist das Studium kein Zuckerschlecken. Nichtsdestotrotz ist dir eine einmalige Chance gegeben, dich weiterzuentwickeln, zu lernen, zu bilden und neue Beziehungen zu knüpfen. Das Studium verschafft dir eine einzigartige Möglichkeit, bereits jetzt Prioritäten zu setzen und dich aktiv dafür zu entscheiden, Achtsamkeit in dein Leben zu lassen.

Natürlich ist einiges leichter gesagt als getan - mit einem Studienkredit im Nacken, einem nervigen Mitbewohner und einem Meer aus Möglichkeiten, das überwältigend scheint - doch versuche, dich während deines Studiums, immer wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Werde dir bewusst, dass dein Studium nicht alles im Leben ist und du mehr bist, als das Prüfungsergebnis in Lineare Algebra.

Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


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Bild: Becca Tapert auf Unsplash

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