Mind-Body-Medizin: Das Zusammenspiel von Körper und Geist

Wie hängen Körper und Psyche zusammen? Damit beschäftigt sich die Mind-Body Medizin. Lies hier, was dahinter steckt und wie du durch Entspannung deinem Körper beim Heilen helfen kannst.

Ein Einblick in die Mind-Body-Medizin

Der Gedanke eines grundlegenden Zusammenhanges zwischen unseren Gedanken, unserem Lebensstil und unserer Gesundheit wird in der Gesellschaft immer verbreiteter. Und auch in der Schulmedizin wurde das Zusammenspiel von Körper und Psyche immer anerkannter. So entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten das Forschungsfeld der Mind-Body-Medizin. Sie beschäftigt sich mit der Überschneidung von körperlicher Gesundheit und psychischen Faktoren.

Wie die Entwicklung der Mind-Body-Medizin anfing und wie du sie für dich nutzen kannst, liest du hier.

Mind-Body-Medizin bedeutet...

Bevor wir die aktuelle Entwicklung der Mind-Body-Medizin (MBM) beleuchten können, müssen wir sie klar abgrenzen. Was versteht man also unter dem Begriff? Nach Definition des Immanuel Krankenhauses Berlin, spezialisiert im Bereich Naturheilkunde, bezieht sich die Mind-Body Medizin auf den wechselseitigen Einfluss von Geist, Psyche, Körper und Verhalten (1). Außerdem wird die Wirkung von Gefühlen, Gedanken, Einstellungen, sozialen und spirituellen Aspekten auf die Gesundheit untersucht. Dabei wird die MBM als begleitende Komponente zur Schulmedizin und Naturheilkunde angeboten, nicht als Ersatz. Sie soll uns im Selbstheilungsprozess unterstützen und dazu ermutigen, aktiv am Erhalt unserer Gesundheit mitzuwirken.

Die Mind-Body-Medizin betrachtet im ersten Schritt Körper und Geist als Team. Darauf folgende Konsequenzen können sowohl schulmedizinische als auch naturheilkundliche Behandlungen sein oder Methoden zwischen den beiden Feldern. Keines dieser Elemente wird ausgeschlossen - denn sie spielen alle eine wichtige Rolle.

Der Beginn der Mind-Body Medizin

Historisch gesehen hat die Mind-Body-Medizin ihren ersten großen Auftritt im Jahr 1982. In der New York Times erschien ein aufregender Artikel: Harvard-Kardiologe Dr. Herbert Benson erforschte den Temperaturunterschied von Mönchen während der Meditation (2). Sie steigerten ihre Körpertemperatur so, dass sie sogar Leinentücher trockneten.

Zur Einordnung: Vor 40 Jahren war der Gedanke, wir könnten unser autonomes Nervensystem und die damit verbundenen Funktionen wie Blutdruck, Herzfrequenz und Körpertemperatur mit unserem Willen beeinflussen, in der westlichen Schulmedizin noch kaum vorzustellen. Auch Stress galt ausschließlich als Antwort auf bestimmte Reize und war von vielen Vorurteilen rund um Esoterik behaftet (3). Dr. Benson befand sich also auf einem im Westen noch unerkundeten Pfad.

Dabei war er sich durchaus bewusst, dass das Thema viel Skepsis und Vorurteile aufbringen würde. Deswegen versuchte er, die Forschung so wissenschaftlich und unesoterisch wie möglich anzugehen. Es dauerte bis zum Jahr 2001 bis das Phänomen, das Dr. Benson bei den Mönchen beobachten konnte, wissenschaftlich untersucht werden konnte. In Experimenten in einem französischen Kloster konnte man feststellen, dass die Mönche ihren Sauerstoffverbrauch um 60% senken konnten: Der Beweis, dass sie ihre körperlichen Funktionen alleine durch ihren Geist veränderten (4). Die Aufregung um die Meditationsforschung wurde immer größer. Seit 2006 gibt es nun das Benson-Henry Institute für Mind-Body-Medizin an der Harvard Medical School, an dem geforscht, behandelt und gelehrt wird.

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Selbstheilung: Ein natürlicher Prozess

Unsere Körper heilen sich natürlich die ganze Zeit selbst. Sie sind ständig mit aufräumen und reparieren beschäftigt: Giftstoffe nach einer Wein-reichen Nacht abtragen, Risse im Muskelgewebe nach der letzten Gym-Session flicken und so weiter. Und das macht der Körper meist ganz von selbst. Ohne, dass wir ihn zum Beispiel beauftragen müssten, eine kleine Schnittwunde wieder zuwachsen zu lassen.

Doch passiert das nur automatisch? Haben wir keinerlei bewussten Einfluss darauf, wie unsere Körper heilen? Diese Fragen spiegeln sich letztendlich in einer der größten philosophischen Herausforderung wieder: dem sogenannten Leib-Seele-Problem. Kurz gesagt, die Frage inwiefern Körper und Geist miteinander in Verbindung stehen, oder gar eins sind.

Und das Spannende ist: Es gibt noch immer keine Antwort auf diese Frage. Dass Körper und Geist in einer Verbindung stehen, ist mittlerweile allerdings unumstritten.

In der Schulmedizin taucht die Kraft des Geistes in Form des Placeboeffektes immer wieder auf. Um das Mysterium Placebo kurz aufzuräumen: Es handelt sich um das Phänomen, dass ohne medikamentöse oder andere physische Einflüsse physiologische Veränderungen im Körper auftreten. Dabei taucht dieser Effekt sowohl in der Schulmedizin, als auch in der Naturheilkunde auf – Er hat also, wenn auch noch nicht vollständig erforscht, nichts mit Hokuspokus zu tun.

Der Placeboeffekt ist einer von vielen Umständen, die auf die Untrennbarkeit von Geist und Körper hindeuten. Und eben diese bildet auch den Ansatz der Mind-Body-Medizin.

Wie wir mit dem Geist die körperliche Regeneration anstoßen können

Der große Durchbruch von Dr. Henry Benson kam mit der Entdeckung der "Relaxation Response" (6). Diese Technik erklärt als Teil der MBM die persönliche Fähigkeit, den Körper dazu zu bringen, Muskeln zu entspannen, Organe zu verlangsamen und den Blutfluss zum Gehirn anzukurbeln. Kurz gesagt der Gegenspieler der Kampf-oder-Flucht-Reaktion, die uns unter Stress zu besonderen Leistungen verhilft, in chronischer Form allerdings sehr belastend sein kann.

Durch die Relaxation Response wird eine tiefe Entspannung eingeleitet, die unser parasympathisches Nervensystem aktiviert. Kleiner Biologie-Exkurs: Der Parasympathikus ist Teil unseres autonomen Nervensytems und verantwortlich für Körperfunktionen, die unserer Regeneration und dem Aufbau von Energiereserven dienen (7).

Somit kann diese Entspannung eine effektive Behandlung für stressbedingte Krankheiten sein – und diese werden gesellschaftlich tendenziell immer mehr (8). Denn mit der Aktivierung des paraysmpathsichen Nervensystems besitzt unser Körper die besten Vorraussetzungen für einen Heilungsprozess. Du kannst also durch bewusste Entspannung dein Nervensystem aus dem Überlebensmodus in den Regenerationsmodus bringen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Wege, diesen Zustand hervorzurufen. Progressive Muskelentspannung, Massage, Atemtechniken, Tai Chi und viel mehr. Und ja - auch Meditation kann uns helfen, mit einer "Relaxation Response" zu reagieren.

Relaxation Response in 7 Schritten

Eine Möglichkeit, die Entspannung der Relaxation Respone hervorzurufen, gibt Dr. Herbert Benson in seinem Buch "The Relaxation Repsonse".

  1. Bringe dich in eine bequeme Position.

  2. Schließe deine Augen.

  3. Bodyscan: Gehe mit deiner Aufmerksamkeit deinen Körper entlang, von den Füßen bis zum Kopf. Entspanne dabei die einzelnen Körperregionen.

  4. Atme durch die Nase und denke dir beim Ausatmen "Eins" (oder ein anderes beruhigendes Wort, das keine Assoziation hervorruft).

  5. Mach die Übung für 10-20 Minuten. Setze dich danach für ein paar Minuten in Ruhe, lasse deine Augen noch eine Weile geschlossen.

  6. Nimm während der Übung eine passive, beobachtende Einstellung ein und lass die Entspannung im eigenen Level eintreten.

  7. Die Übung soll 1-2 Mal am Tag gemacht werden, am besten mindestens zwei Stunden nach dem Essen.

Nach Dr. Benson sollte die Medizin in der Zukunft auf drei Säulen stehen: Medikamenten, medizinischen Eingriffen und der eigenen Selbstfürsorge. Die beinhaltet nicht nur genug Entspannung, sondern auch eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und die Veränderung von kontraproduktiven Verhaltensweisen. Das also ist die Mind-Body-Medizin: Eine Wissenschaft zur Heilung und Prävention, die Körper und Geist verbindet.


Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


Quellen:

  1. https://berlin.immanuel.de/home/

  2. https://www.aerzteblatt.de/archiv/165576/Selbstregulation-Selbstheilung-als-Teil-der-Medizin

  3. https://brainworldmagazine.com/tracking-mind-body-connection-interview-dr-herbert-benson/

  4. https://www.aerzteblatt.de/archiv/165576/Selbstregulation-Selbstheilung-als-Teil-der-Medizin

  5. https://www.aerzteblatt.de/archiv/165576/Selbstregulation-Selbstheilung-als-Teil-der-Medizin

  6. Hartmut Schröder, Schröder M, Grunwald E. Der Placebo- und Nocebo-Effekt: Illusion, Fakten und die Realität: Wie positive oder negative Gedanken die Gesundheit und unser Leben beeinflussen. Crotona Verlag; 2022.

  7. https://www.psychologytoday.com/intl/blog/heart-and-soul-healing/201303/dr-herbert-benson-s-relaxation-response

  8. https://flexikon.doccheck.com/de/Parasympathikus

  9. https://www.psychologytoday.com/intl/blog/heart-and-soul-healing/201303/dr-herbert-benson-s-relaxation-response


Bild: Yoann Boyer auf Unsplash

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