Mind-Body-Medizin: Die Kunst der Selbstheilung

Wie hängen Körper und Psyche zusammen? Damit beschäftigt sich die Mind-Body Medizin. Lies hier, wie Selbstheilung funktioniert und wodurch du sie unterstützt.

Carlotta Koroll

Ein Einblick in die Mind-Body-Medizin

Der Gedanke eines grundlegenden Zusammenhanges zwischen unseren Gedanken, unserem Lebensstil und unserer Gesundheit wird in der Gesellschaft immer verbreiteter. Und auch in der Schulmedizin wurde das Zusammenspiel von Körper und Psyche immer anerkannter. So entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten das Forschungsfeld der Mind-Body-Medizin. Sie beschäftigt sich mit der Überschneidung von körperlicher Gesundheit und psychischen Faktoren.

Mit diesem Artikel werfen wir einen Blick auf unsere Selbstheilungskräfte und fragen uns, was unser Geist mit ihnen zu tun hat. Wie können wir unsere Gesundheit durch unseren Geist unterstützen? Wo überschneiden sich Körper und Psyche? Wie die Entwicklung der Mind-Body-Medizin anfing und wo wir heute stehen, liest du hier.

Mind-Body-Medizin bedeutet...

Bevor wir die aktuelle Entwicklung der Mind-Body-Medizin (MBM) beleuchten können, müssen wir sie klar abgrenzen. Was versteht man also unter dem Begriff? Nach Definition des Immanuel Krankenhauses Berlin, spezialisiert im Bereich Naturheilkunde, bezieht sich die Mind-Body Medizin auf den wechselseitigen Einfluss von Geist, Psyche, Körper und Verhalten. Außerdem wird die Wirkung von Gefühlen, Gedanken, Einstellungen, sozialen und spirituellen Aspekten auf die Gesundheit untersucht. Dabei wird die MBM als begleitende Komponente zur Schulmedizin und Naturheilkunde angeboten, nicht als Ersatz. Sie soll uns bei der Selbstheilung unterstützen und dazu ermutigen, aktiv am Erhalt unserer Gesundheit mitzuwirken.

Die Mind-Body-Medizin betrachtet im ersten Schritt Körper und Geist als Team. Darauf folgende Konsequenzen können sowohl schulmedizinische als auch naturkeilkundliche Behandlungen sein oder Methoden zwischen den beiden Feldern. All das wird von der MBM nicht ausgeschlossen – denn die anfängliche Herangehensweise ist das Wichtigste.

Der Beginn der Mind-Body Medizin

Historisch gesehen hat die Mind-Body-Medizin ihren ersten großen Auftritt im Jahr 1982. In der New York Times erschien ein aufregender Artikel: Harvard-Kardiologe Dr. Herbert Benson erforschte den Temperaturunterschied von Mönchen während der Meditation. Sie steigerten ihre Körpertemperatur so, dass sie sogar Leinentücher trockneten.

Zur Einordnung: Vor 40 Jahren war der Gedanke, wir könnten unser autonomes Nervensystem und die damit verbundenen Funktionen wie Blutdruck, Herzfrequenz und Körpertemperatur mit unserem Willen beeinflussen, noch kaum vorzustellen. Auch Stress galt ausschließlich als Antwort auf bestimmte Reize und war von vielen Vorurteilen rund um Esoterik behaftet. Dr. Benson befand sich also auf einem unerkundeten Pfad.

Dabei war er sich durchaus bewusst, dass das Thema viel Skepsis und Vorurteile aufbringen würde. Deswegen versuchte er, die Forschung so wissenschaftlich und unesoterisch wie möglich anzugehen. Es dauerte bis zum Jahr 2001 bis das Phänomen, das Dr. Benson bei den Mönchen beobachten konnte, wissenschaftlich untersucht werden konnte. In Experimenten in einem französischen Kloster konnte man feststellen, dass die Mönche ihren Sauerstoffverbrauch um 60% senken konnten: Der Beweis, dass sie ihre körperlichen Funktionen alleine durch ihren Geist veränderten. Die Aufregung um die Meditationsforschung wurde immer größer. Seit 2006 gibt es nun das Benson-Henry Institute für Mind-Body-Medizin an der Harvard Medical School, an dem geforscht, behandelt und gelehrt wird.

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Selbstheilung: Eine alte Idee

Die Idee der Selbstheilung ist aber tatsächlich gar nicht neu. Schon im 3. Jahrhundert ging der griechische Mediziner Gelen davon aus, dass Gesundheit der Normalzustand sei und durch innere Regulationsprozesse immer wieder eine Tendenz zum inneren Gleichgewicht hergestellt würde.

Ähnlich bei Paracelsus, Arzt und Naturphilosoph, im 16. Jahrhundert: Das Zusammenspiel von "Medicus und Archaeus" beinhaltet eine ordnende Kraft, die zur Heilung beiträgt. Der Arzt war also mehr Unterstützer, als der Heiler. Und Medizin bedeutete, mit der Natur zusammen zu arbeiten – ihre heilende Kraft zu unterstützen.

Und sogar in der Schulmedizin taucht der Glaube an Selbstregulation in Form des Placeboeffektes immer wieder auf. Um das Mysterium Placebo kurz aufzuräumen: Es handelt sich um die Fähigkeit unseres Körpers, sich auch ohne medikamentöse Einflüsse, oft mit Unterstützung der eigenen psychischen Kraft, zu heilen. Dabei taucht dieser Effekt sowohl in der Schulmedizin, als auch in der Naturheilkunde auf – Er hat also, wenn auch noch nicht vollständig erforscht, nichts mit Hokuspokus zu tun. Die Selbstheilung unseres Körpers, die uns bei einer harmlosen Erkältung ganz selbstverständlich unterstützt, bildet den Ansatz der Mind-Body-Medizin.

Wie unser Körper sich selbst heilt

Der große Durchbruch von Dr. Henry Benson kam mit der Entdeckung der "Relaxation Response". Diese Technik erklärt als Teil der MBM die persönliche Fähigkeit, den Körper dazu zu bringen, Muskeln zu entspannen, Organe zu verlangsamen und den Blutfluss zum Gehirn anzukurbeln. Kurz gesagt der Gegenspieler der Kampf-oder-Flucht-Reaktion, die uns unter Stress zu besonderen Leistungen verhilft.

Durch die Relaxation Response wird eine tiefe Entspannung eingeleitet, die unser parasympathisches Nervensystem aktiviert. Kleiner Biologie-Exkurs: Der Parasympathikus ist Teil unseres autonomen Nervensytems und verantwortlich für Körperfunktionen, die unserer Regeneration und dem Aufbau von Energiereserven dienen.

Somit kann diese Entspannung eine effektive Behandlung für stressbedingte Krankheiten sein – und diese werden gesellschaftlich tendenziell immer mehr. Denn mit der Aktivierung des paraysmpathsichen Nervensystems besitzt unser Körper die besten Vorraussetzungen für einen Heilungsprozess. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Wege, diesen Zustand hervorzurufen. Progressive Muskelentspannung, Massage, Atemtechniken, Tai Chi und viel mehr. Und ja - auch Meditation kann uns helfen, mit einer "Relaxation Response" zu reagieren.

Relaxation Response in 7 Schritten

Eine Möglichkeit, die Entspannung der Relaxation Respone hervorzurufen, gibt Dr. Herbert Benson in seinem Buch "The Relaxation Repsonse".

  1. Bringe dich in eine bequeme Position.

  2. Schließe deine Augen.

  3. Bodyscan: Gehe mit deiner Aufmerksamkeit deinen Körper entlang, von den Füßen bis zum Kopf. Entspanne dabei die einzelnen Körperregionen.

  4. Atme durch die Nase und denke dir beim Ausatmen "Eins" (oder ein anderes beruhigendes Wort, das keine Assoziation hervorruft).

  5. Mach die Übung für 10-20 Minuten. Setze dich danach für ein paar Minuten in Ruhe, lasse deine Augen noch eine Weile geschlossen.

  6. Nimm während der Übung eine passive, beobachtende Einstellung ein und lass die Entspannung im eigenen Level eintreten.

  7. Die Übung soll 1-2 Mal am Tag gemacht werden, am besten mindestens zwei Stunden nach dem Essen.

Nach Dr. Benson sollte die Medizin in der Zukunft auf drei Säulen stehen: Medikamenten, medizinischen Eingriffen und der eigenen Selbstfürsorge. Die beinhaltet nicht nur genug Entspannung, sondern auch eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und die Veränderung von kontraproduktiven Verhaltensweisen. Das also ist die Mind-Body-Medizin: Eine Wissenschaft zur Heilung und Prävention, die Körper und Geist verbindet.

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Bild: Yoann Boyer auf Unsplash

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