Mit Prävention zum gesunden Arbeitsplatz

Gesund sein, gesund bleiben oder wieder gesund werden: Prävention ist ein Allrounder für dein Wohlbefinden. Wir erklären sie und schlagen die Brücke zur Arbeit.

von Sara Keller

Im Hamsterrad der Arbeitswelt

Nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium betreten wir unbekanntes Terrain. Vielleicht konnten wir in einem Praktikum oder Aushilfsjob einmal Arbeitsluft schnuppern aber nun treten wir ganz hinein. Als Neuling möchten wir uns beweisen, den Anforderungen gerecht werden und unseren Platz in der Arbeitswelt finden. Gar nicht so einfach dabei auf unsere Ressourcen zu achten und nicht in den Autopilot zu verfallen. Schnell können wir uns dabei im Hamsterrad wiederfinden. Dieses hat in der Regel ein hohes Tempo und wir sprinten von Kund:in zu Kund:in, Schicht zu Schicht und Auftrag zu Auftrag. Am Ende des Montags blicken wir schon sehnsüchtig dem Freitag entgegen. Trotz der hohen Geschwindigkeit treten wir auf der Stelle. Das ist kräftezehrend, sowohl für den Körper, als auch unsere Psyche. Druck von Außen und die Erwartungshaltung von Innen können uns im Hamsterrad festhalten. So fällt es uns schwer, das Tempo zu senken und das Rad wieder zu verlassen. Das ist nicht gesund und wer gibt vor, dass wir alle im Hamsterrad enden müssen?

Wir können uns auch mehr damit beschäftigen, wie wir es schaffen, gar nicht erst in das Hamsterrad einzusteigen. Dabei hilft uns unser heutiger Wissenstand zum Thema Arbeit und Gesundheit. Hierin lässt sich auch der Grundgedanke der Prävention finden. Heute handeln und nicht erst dann, wenn es zu spät ist. Und das geht natürlich auch die Arbeitswelt etwas an. Diese ist kein starres System, sondern offen für Veränderung. Dazu braucht es dich als Gestalter:in und ein Arbeitsumfeld, das du als Leinwand deines individuellen Karriereweges nutzen kannst.

Unsere persönlichen Ressourcen sind wertvoll und nicht unendlich. Wie können wir Arbeit und unsere Gegebenheiten in Einklang bringen? Prävention kann eine große Hilfe sein, denn hinter dem etwas bürokratisch wirkenden Wort steckt großes Potential. Sie schützt uns vor dem Ausbrennen und bietet die Chance unsere Ressourcen so zu nutzen, dass sie nachhaltig erhalten bleiben. Wir können unsere Stressoren kennenlernen und einen achtsamen Umgang mit ihnen im Alltag finden. Und noch besser: Das gilt für alle Lebenslagen. Wenn der Stress noch weit weg ist, er an die Türe klopft oder er es sich sogar schon auf unsere Coach bequem gemacht hat.

Was kann Prävention?

Das Wort Prävention ist seit der Corona-Pandemie im Alltag angekommen. Oft wird darüber gesprochen: Wie können wir bei Thema XY “präventiv” vorgehen? Also was können wir vorab tun, um zum Beispiel eine Erkrankung zu vermeiden. Es wird suggeriert, dass Prävention nur kerngesunden Menschen etwas nützt. Das stimmt aber nicht, denn sie kann viel mehr und ist für alle da. Das wird klar, wenn wir uns die drei folgenden Kategorien ansehen:

Primärprävention

Hierunter wird das aktive Verhindern von Krankheiten verstanden. Beispielsweise das Vorbeugen der sogenannten “Volkskrankheiten” (Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.) oder auch seelischen Störungen gehört hier dazu. Eine konkrete Maßnahme könnte die Einführung von kurzen angeleiteten Bewegungs- oder Entspannungspausen während der Arbeitszeit sein. Teilnehmende lernen, wie sie in Pausenzeiten von der Arbeit abschalten und sich erholen können. Die Kernfrage lautet: Was hält uns gesund?

Sekundärprävention

Gemeint ist das frühzeitige Erkennen einer Erkrankung, um diese passend behandeln zu können. Unter diesen Punkt fallen die klassischen Vorsorgeuntersuchungen etwa zur Krebserkennung oder ein regelmäßiger Termin beim Zahnarzt. Die Kernfrage lautet: Wie erkennen wir Krankheiten frühzeitig?

Tertiärprävention

Diese Präventionsart hat zum Ziel, die Folgen einer Erkrankung zu mildern, eine Verschlechterung zu vermeiden oder einem Rückfall vorzubeugen. Typisch für diesen Bereich der Prävention ist zu Beispiel der Besuch einer Reha-Einrichtung. Die Kernfrage lautet: Wie werden wir wieder gesund?

In der Arbeitswelt spielt die Primärprävention eine große Rolle, denn es stellt sich die Frage: Warum erst handeln, wenn wir krank sind? Stellen wir uns diese Frage, ergeben sich viele Folgefragen, wie etwa “Was macht uns krank?”. Hier sind wir dann ganz schnell bei einem anderen wichtigen Thema: Unser Umgang mit Stress. Und dabei kann die Prävention immer zur Hilfe kommen. Sie ist dein Allrounder in Sachen Stress. Bei Stress in Sicht ist es die Primärprävention, bei Stress an der Türschwelle die Sekundärprävention und beim Stress als Mitbewohner gibt es die Tertiärprävention.

Mehr Prävention - weniger Stress

Mit einem Präventionskurs starten können wir also immer, denn du kannst nur profitieren und das in allen Lebenslagen. Wir zeigen dir dies anhand von Beispielen aus der Arbeitswelt und geben dir Tipps, wie du an diesem Stellen Prävention für deinen Umgang mit Stress nutzen kannst.

Stress vorbeugen

Der Terminkalender lässt mal wieder keinen Platz für Pausen? Abschalten können ist vor allem im Job sehr wichtig, um für Erholung zu sorgen und Abstand zu schaffen. Stress gar nicht erst entstehen zu lassen. Nimm dir einen Moment fürs Kalender-Housekeeping und setze aktive Pausenzeiten.

Körperlich ist ein Marathon mit viel Training gut zu bewältigen ohne krank zu werden aber man würde ihn ja auch nicht täglich machen. Ein Meeting-Marathon kann auf psychischer Ebene genauso anstrengend sein und du darfst auf deine Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Das kann für dich ein klares Nein zu einem Tag voller Meetings sein, wenn du das brauchst. Widme dich daher selbst freundlich aber bestimmt deiner Terminplanung und setzte Pausen, sowie Grenzen. So kannst du Stressoren bewusst verteilen und gezielt Erholungsphasen nach anstrengenden Meetings einplanen. Prävention kann dir dabei helfen, deine eigenen Grenzen kennenzulernen und dich mental fit zu machen, falls doch mal ein Meeting-Marathon ansteht.

Stress erkennen

Vorbeugen gelingt uns in Sachen Stress nicht immer, daher ist es wichtig zu erkennen, wann wir gestresst sind. Generell, aber auch im Arbeitsalltag kannst du hierfür besonders deine Körpersignale beobachten. Welche Anzeichen treten auf, wenn du gestresst bist? Es kann schon helfen, die Signale zu erkennen, denn so haben wir die Chance dem Stress entgegen zu wirken. Dabei kann dir beispielsweise ein Body Scan helfen, denn mit diesem schulst du deine Körperwahrnehmung.

Mit Stress umgehen

Für viele gehört Stress schon zum Alltag dazu. Trotzdem und gerade deshalb ist es nicht zu spät sich mit der eigenen Stressbewältigung zu beschäftigen. Mit dem Body Scan schulst du deine Wahrnehmung und kannst dann selbstwirksam in Aktion gehen. Nimmst du beispielsweise Verspannungen in verschiedenen Körperregionen wahr, kannst du diese mit Entspannungsübungen lösen. Mit der Zeit wird deine Körperwahrnehmung immer besser und du kannst über deinen Körper bewusst wahrnehmen, wenn du gestresst bist. Du kannst frühzeitig reagieren und wirst sensibler für das, was dich negativ stresst.

Stress betrifft uns alle. Bei der Arbeit kann er uns antreiben aber auch ausbrennen. Um letzteres im besten Fall zu verhindern, gibt es die Prävention in ihren unterschiedlichen Facetten. Und wer ist nun verantwortlich am Arbeitsplatz?

Verhalten und Verhältnis ändern

Prävention im Job ist keine Einbahnstraße, sondern am effektivsten, wenn sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgeber:innen aktiv werden.

An unserem Verhalten können wir selbst jederzeit etwas ändern. Wir können lernen, die Anzeichen für Stress bei uns selbst zu erkennen und ihre Auslöser gezielt vermeiden. Nimm dir jetzt die Zeit für dich und deine Gesundheit, dein Return on Invest erwartet dich. Und das Gute daran ist, dass du auf jeden Fall profitierst. Ein besserer Umgang mit Stress zahlt sich direkt aus, indem du etwa ausgeglichener bist und mehr Energie zu Verfügung hast. Langfristig kannst du stressbedingten Erkrankungen vorbeugen und bekommst die Maßnahmen sogar von deiner Krankenkasse über das Präventionsbudget erstattet. Mehr erfährst du hier.

Ein Unternehmen hat die Möglichkeit das Verhältnis so zu gestalten, dass es Gesundheit fördert. Die Maßnahmen vielfältig, zahlreich und erprobt. Die Umsetzung kann dann auf die gegebenen Bedürfnisse angepasst werden. Prävention am Arbeitsplatz, also die Gesundheitsförderung und Krankheitsvermeidung, betrifft psychische und physische Aspekte gleichermaßen. Das ist so auch im Arbeitsschutzgesetz verankert. “Die Arbeit ist so zu gestalten, daß eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird; [...]” (ArbSchG, §4, Abs.1)

Es tut sich etwas im Bereich Prävention in der Arbeitswelt. Der Hamster und sein Rad verändern sich. Wir haben es selbst in der Hand, unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit zu fördern. Unternehmen können uns hierfür bei der Arbeit die passende Umgebung schaffen. Die Veränderung des eigenen Verhaltens in Kombination mit der Anpassung von Arbeitsverhältnissen lässt eine nachhaltige Prävention erst entstehen. Packen wir es also gemeinsam an für eine Arbeit, die gesund macht.

Bild

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit (2019. Prävention.) Bundesministerium für Justiz (2022. Arbeitsschutzgesetz.)

Bild: Mikhail Nilov auf Pexels

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