Wieso Intuition ein besserer Ratgeber ist als du denkst

Schmetterlinge im Bauch, Löcher in den Bauch fragen und natürlich “Hör auf dein Bauchgefühl”. Der Bauch ist ein viel besagter Körperteil. Und tatsächlich ein besserer Ratgeber als du denkst.

von Alexandra Günther

Geht es um schwerwiegende Entscheidungen, spaltet sich die Diskussion oft in zwei Lager: Die einen plädieren für rationales Abwägen, die anderen für das “Bauchgefühl” – die Intuition. Obwohl die Intuition in der Geschäfts- und Wissenschaftswelt eher belächelt wird, vertrauen viele namhafte Persönlichkeiten nach eigenen Angaben auf ihr Bauchgefühl. Schon Albert Einstein setzte bei der Relativitätstheorie auf seine Intuition. Bekannte Musiker lassen ihre Finger einfach laufen – weil sie so schnell, wie sie spielen, die Noten gar nicht lesen könnten. Und Handballprofi Henning Fritz schiebt seine sportlichen Erfolge nicht auf seine blitzschnellen, richtigen Reaktionen, sondern auf Intuition. Auch in großen Unternehmen ist Intuition in der Führungsetage zu finden.

„Intuition ist die Summe der Lernerfahrungen am Rande der Überforderung“, schreibt der deutsche Psychologe und Unternehmensberater Peter Kruse. Das heißt: Ist die Entscheidung zu komplex, greift unser Gehirn automatisch und blitzschnell auf Problemlösestrategien zurück, die sich als erfolgreich erwiesen haben. Aber wie funktioniert das? Und woher kommt die Intuition?

Woher kommt eigentlich die Intuition?

Der Mensch ist evolutionär darauf geeicht, auch in unsicheren Situationen schnellstmöglich zu entscheiden. Denn Schnelligkeit hieß früher Überleben. Und wenn es darauf ankommt, ist unser Emotionszentrum deutlich schneller als rationales Abwägen. Innerhalb von 200 Millisekunden können wir beispielsweise Emotionen in Sprache erkennen – viel schneller, als wir in der Lage sind, einem Wort Bedeutung zuzuschreiben oder gar darüber nachzudenken.

Bestimmte Sensoren des Gehirns sind nur darauf ausgerichtet, die Umwelt nach emotionalen Botschaften abzusuchen. Das Ganze geschieht natürlich unbewusst. Und wie sehr diese unbewussten Emotionen unsere Entscheidungsfindung beeinflussen, beschäftigte schon den Schweizer Psychiater und Freud-Schüler Carl Gustav Jung, der „Intuieren“ als eine der psychischen Funktionen bezeichnete, mit deren Hilfe der Mensch sich Wissen aneignet.

Warum wir alle ein bisschen Wahrsager sind

Wie schnell die Intuition funktioniert, zeigt ein Versuch der Forscher um den Neurowissenschaftler Antonio Damasio. Bei einem Kartenspiel-Experiment zeigte sich, dass die Probanden intuitiv schon vorher wussten, welcher Kartenstapel das höchste Risiko verbirgt. Während des Versuch wurden Hautwiderstand und Schweißproduktion der Beteiligten gemessen, die sich je nach Emotionen verändern. Schon kurz vor einem Zug vom risikoreichen Stapel stieg die Schweißproduktion der Probanden an. Das heißt, ihr Stresslevel erhöhte sich, bevor sie überhaupt benennen konnten, wie hoch die Risiken der verschiedenen Stapel waren. Was wie Magie klingt, zeigt schlicht, dass die emotionale Entscheidung-Maschinerie des Gehirns die analytische um Längen (oder Minuten) schlagen kann.

Klingt als wäre die Intuition eine wahre Wunderwaffe. Heißt das, das “Bauchgefühl” ist generell der bessere Ratgeber als der Verstand? Wissenschaftler haben sich diese Frage vorgenommen und klassifiziert, in welchen Situationen man der Intuition folgen sollte, und wann doch analytische Entscheidungen angebrachter sind.

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So gelingt die Entscheidung per Bauchgefühl

In verschiedenen Experimenten zu einfachen und komplexen Entscheidungssituationen – wie der Wahl von Wohnungen, Autos, Urlaubsorten oder Ärzten – untersuchten die Wissenschaftler um Joseph A. Mikels von der DePaul University in Chicago, wann intuitive Entscheidungen analytischen überlegen sind, und wie man die Intuition am besten nutzt.

So gelingt ihren Ergebnissen zufolge die Entscheidungsfindung per Bauchgefühl:

  1. Ist das Vorhaben komplex? Wenn ja, auf die Gefühlsentscheidung setzen. Denn: Bei komplexen Entscheidungen kamen 65% der Teilnehmer*innen zum objektiv besten Ergebnis, wenn sie auf ihre Intuition hörten. Dagegen kamen bei rationaler Abwägung nur 26% zum besten Ergebnis.

  2. Die möglichen Alternativen sammeln und aufschreiben, am besten mit den wesentlichen Merkmalen. Diese dann noch einmal durchgehen und alles kurz auf sich wirken lassen.

  3. Sich dann fragen: Bei welcher Alternative habe ich insgesamt das beste Gefühl?

  4. Die Alternative mit dem „guten Gefühl“ auswählen.

  5. Das Ergebnis nicht einer Pro-Contra-Liste abgleichen oder ausgiebig hinterfragen. Denn dem (Bauch-)Gefühl zu folgen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Entscheidung sich auch danach gut anfühlt. Deshalb gar nicht erst überanalysieren. Ließen die Forscher den Proband*innen drei Minuten Zeit, die Entscheidung zu überdenken, entschieden sich statt 58% nur 26 % für das beste Ergebnis.

Wer Schwierigkeiten hat, die Dinge einfach nur auf sich wirken zu lassen, anstatt zu grübeln, dem kann eine kurze Meditation bei der Entscheidungsfindung helfen. Also wenn die nächste Entscheidung ansteht, die ohnehin zu komplex ist, um sie in allen Facetten zu analysieren: Trau dich, und vertrau deinem Bauch.

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