Akzeptanz: Warum fällt es uns so schwer, zufrieden zu sein?

Was macht Zufriedenheit wirklich aus? In Zeiten von stetiger Optimierung nicht leicht zu sagen. Ein Artikel über Akzeptanz, Vergleiche und die Qual der Wahl.

Zwischen Optimierung und Selbstakzeptanz

Fangen wir mit einer unangenehmen Wahrheit an: Wenn du auf diesen Artikel geklickt hast, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du nicht zufrieden mit dir bist. Vielleicht nur zu 10 Prozent oder zu 60 Prozent - aber definitiv gibt es einen Teil in dir, der sich nicht ganz wohl fühlt.

Vermutlich ist das ganz normal. Immerhin gibt uns die Umwelt ständig das Gefühl, dass es noch besser geht. Das Instagram-Mädchen, das ganz nebenbei den flachen Bauch präsentiert, die Kollegin, die schneller die Karriereleiter hochklettert als du oder der Freund, der mal eben eine Weltreise macht. Irgendwie natürlich, dass diese Wahrnehmungen Gedanken los stoßen wie "Sollte ich das auch tun? Muss ich etwas an meinem Leben verändern?".

Der Vergleich mit anderen - früher und heute

Aber Vergleiche sind nicht generell schlecht. Immerhin spornen sie uns im richtigen Maße an, geben uns den Ehrgeiz und vielleicht auf genau den Druck, den wir brauchen, um über uns hinauszuwachsen. Das richtige Maß - das ist das Zauberwort, das in so vielen Diskussionen fällt. Einziges Problem: Das Einhalten. Denn das "richtige Maß" zu finden in einer Welt, in der wir mehr im Außen sind als im Innen, in der wir innerhalb von Millisekunden virtuell ans andere Ende der Welt reisen können, ist eine riesige Herausforderung. Denn der Input, die Informationen und Möglichkeiten uns zu vergleichen, werden immer mehr.

Betrachten wir einmal den Alltag unserer Vorfahren - nicht, dass sie es einfacher hatten - wird der Punkt noch deutlicher. Die Menschen, mit denen du Kontakt hattest, waren größtenteils durch Familie, Bildung und Arbeit begrenzt. Natürlich hatten auch ihre Leben große Umbrüche - nicht zuletzt Kriegs- und Fluchterfahrungen. Doch sie hatten nicht die Möglichkeit, einen Menschen am anderen Ende der Welt persönlich kennenzulernen, in den Alltag entfernter Menschen zu spähen, ja noch nicht ein mal kurz die Freundin zu sprechen, wenn sie nicht in Reichweite war. Der Personenkreis, mit dem man sich vergleichen konnte, war mikroskopisch klein im Gegensatz zur digitalen Zeit.

Fairerweise muss man aber sagen, dass der Alltag vor Hundert Jahren andere Herausforderungen barg. Hatten die Menschen zwischen Familie, körperlicher Arbeit und Aufgaben, die heute von Maschinen erledigt werden, überhaupt Zeit, sich mit sich selbst auseinander zu setzen? Auf jeden Fall nicht so viel wie wir heutzutage. Das lässt uns folgenden Schluss ziehen:

Wir sind heute viel selbstzentrierter, als die Generationen vor uns.

Das ist gar nicht so schlecht, wie es erst mal klingt. Immerhin können wir so auch unsere eigenen Fehler erkennen und zu umsichtigeren Menschen werden. Wir können uns reflektierter mit unserem Konsum oder der Erziehung unserer Kinder auseinandersetzen, denn die äußeren Bedrohungen sind für die meisten Bürger:innen in Mitteleuropa überschaubar. Doch es bringt eben auch das Bedürfnis, sich selbst zu identifizieren und darzustellen, was zu mehr Vergleichen und Unsicherheiten führt. Mehr Zeit mit uns selbst und weniger, oder zumindest andere, Sorgen geben uns die Möglichkeit zu mehr Reflexion - aber eben auch Unzufriedenheit.

Was bedeutet das für die Selbstakzeptanz? Sollen wir nun alle Social Media Accounts löschen und wieder anfangen, das Waschbrett zu benutzen? Auch wenn ersteres eine umsetzbare und vielleicht gar nicht schlechte Idee ist, bedeutet das nicht, dass wir uns zurück entwickeln müssen. Es geht viel mehr darum, unsere neue Herausforderung, die ja nun eigentlich ein Luxus ist, anzuerkennen: Die Herausforderung der nie endenden Informationsfluten und Vergleichsmöglichkeiten.

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Ein weiteres Luxusproblem unserer Zeit, das uns an innerer Zufriedenheit hindert, ist das Meer an Möglichkeiten. Dein Leben ist nicht mehr durch dein Geschlecht, Beruf deiner Eltern oder die Junggesellen in deiner Stadt vorbestimmt. Es gibt mehr Berufe und immer mehr Datingapps, die uns an unserer gewählten Realität zweifeln lassen. Nicht zu vergessen, tausende von Instagramposts, die uns erinnern, dass wir unser Leben in der Hand haben und alles möglich ist, was wir uns in den Kopf setzen. Auch das kann uns in ein "Was wäre, wenn?"-Denken locken.

Was ist wirklich nötig für ein erfülltes Leben?

Beschäftigen wir uns weiter damit, was wir mit unserem Leben anfangen sollen, warum wir nicht zufrieden sind oder uns nicht akzeptieren können, kommen wir früher oder später zur fundamentalen Frage nach dem Sinn des Lebens. Weil sich schon viele schlauere Köpfe mit dieser Frage auseinandergesetzt haben, graben wir nicht besonders tief in diesem Loch. Für diese Auseinandersetzung reicht es, festzuhalten, dass für ein glückliches Leben weder Erfolg, Ruhm noch Geld nötig sind. Der einfachste Mann oder die einfachste Frau kann glücklicher sein als Elon Musk und Paris Hilton zusammen.

Oft hängt Zufriedenheit mit dem simplen Entscheiden für eine Option zusammen. Die Entscheidung für einen Beruf, einen Partner oder einen Wohnort, ohne danach ins Grübeln zu verfallen, ob es so richtig war. Denn die eine richtige Wahl gibt es nicht, wenn es um die Lebensgestaltung geht. Auch wenn ich das Leben eines Meeresbiologen faszinierend finde, muss ich nicht gleich den Beruf wechseln. Obwohl ein Spaziergang am Meer zum Feierabend schön wäre, muss mich Berlin nicht unglücklich machen.

Und wenn du dich fragst, ob die Lebensgestaltung, die du gewählt hast, denn überhaupt zu dir passt, dreh den Spieß doch einfach mal um: Dein Lebensstil formt deinen Charakter, er macht dich aus. Vielleicht hängen wir heutzutage einfach zu sehr an dem Gedanken, dass jeder Mensch einen einzigartigen Kern hat und es genau eine Lebensweise gibt, in dem sich dieser Kern entfalten kann. Vielleicht sind wir viel resilienter, als wir glauben, doch wir werden durch die Informationsflut schnell von unserem eigentlichen Glück und unserer inneren Zufriedenheit abgelenkt.

Natürlich dürfen wir den Luxus der vielen Möglichkeiten aber auch auskosten. Wenn dich dein Lebensstil nicht glücklich macht, ändere etwas! Immerhin sind wir Menschen und Erfahrungen spannend zu erleben. Das hier soll nur eine Erinnerung daran sein, dass ewiges Abwägen, Ausprobieren und Verändern niemanden glücklich macht. Und manchmal liegt die größte Entwicklung darin, dort zu bleiben, wo man ist.

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