Meditation im Profi-Sport: 4 Fußballerinnen erzählen

Verbessert Meditation unsere körperliche Leistung? Wir haben 4 Profi-Fußballerinnen gefragt, wie ihre Routine aussieht und was sich durchs Meditieren verändert hat.

Meditation im professionellen Sport

Dass Meditation unsere mentalen Fähigkeiten stärken kann, hat nun fast jeder schon gehört. Aber wie sieht es mit der Verbindung zu unseren physischen Leistungen aus? Wir haben vier Fußballerinnen der 1. Mannschaft beim FC Luzern Spitzenfußball in der AXA Women Super League gefragt. Sie spielen in der höchsten Liga in der Schweiz und werden von Glenn Meier gecoacht. Wie sie zur Meditation kamen und was sich seitdem verändert hat, erzählen sie uns hier.

Anja Furger:

"Durch Achtsamkeit kann ich meine gesamte Energie auf den jetzigen Augenblick richten und vergeude keine Energie für Sachen, die ich nicht beeinflussen kann."

Kannst du dich an deine erste Meditation und das Gefühl danach erinnern? Die erste Meditation liegt nun doch schon einige Zeit zurück. Ich kann mich jedoch daran erinnern, dass ich erstaunlicherweise erleichtert war, dass ich mich nach einer Meditation gut gefühlt habe. Da man während einer Meditation den Fokus auf sich selbst legt, zieht man unausweichlich auch eine Bilanz mit sich selbst als Person. Nicht nur positive, sondern auch negative Aspekte des eigenen Lebens werden einem bewusst, die man in der Hektik des Alltags auch oft einfach zu verdrängen versucht.

Würdest du sagen, dass sich deine sportliche Leistung durch das Meditieren verändert hat? Ich finde es schwierig, eine bestimmte Leistung im Sport konkret meinem Meditationsverhalten zuzuweisen. Oftmals sind es verschiedene Faktoren, die meine sportliche Leistung verbessern bzw. verändern. Ich bin jedoch überzeugt, dass regelmäßiges Meditieren einen positiven Einfluss auf meine sportliche Leistung haben kann, da ich mein Bewusstsein immer wieder auf das Hier und Jetzt lenken kann. Ich denke also, dass regelmäßiges Meditieren mir ermöglicht, meinen Fokus während einer sportlichen Aktivität besser aufrecht erhalten zu können.

Ein Tipp, den du anderen Sportlern und Sportlerinnen mitgeben möchtest, die noch MeditationsanfängerInnen sind: Es gibt kein richtig oder falsch! Ich denke, dass viele Menschen nicht meditieren, da sie das Gefühl haben, sie wissen nicht, wie man «richtig» meditiert. Ab dem Punkt, an dem man sich bewusst Zeit für sich selbst, für das eigene Ich und für den eigenen Körper nimmt, kann man nichts mehr falsch machen.

Mit welchem Vorurteil gegenüber Meditation und Sport möchtest du unbedingt aufräumen? Meditation ist nicht nur etwas für «Softies». Meditation kann auch ein gutes Instrument sein für «harte Typen». Egal welche Sportart betrieben wird, Meditation kann immer einen Mehrwert schaffen – und eben nicht nur für Yogis.

Ein Zitat, Song oder Buch, das dich immer wieder inspiriert: Zitat: Minds are like parachutes; they work best when they’re open Buch: 31 - It never was a secret

Wo ist dein absoluter Wohlfühlort? Da ich oft unterwegs bin und unter der Woche in Zürich wohne, gibt es bei mir mehrere Wohlfühlorte. Zuhause in Graubünden ist es eine Holzbank im Wald, in Thalwil einen Steg beim See und in Bern bei der Aare.

Was bedeutet Achtsamkeit für dich? Achtsamkeit bedeutet für mich Leben im Jetzt. Ich lege meinen Fokus auf das Hier und Jetzt, auf den jetzigen Augenblick und blende die Vergangenheit sowie die Zukunft aus. Durch eine bewusste Achtsamkeit kann ich meine gesamte Energie auf den jetzigen Augenblick richten und vergeude keine Energie für Sachen, die ich nicht mehr oder noch nicht beeinflussen kann. Achtsamkeit bedeutet für mich daher auch Respekt gegenüber mir selbst. Dadurch dass ich meditiere und mir Zeit für mich selbst nehme, respektiere ich meinen Selbstwert: Ich gebe mir die Möglichkeit, voll und ganz im Hier und Jetzt zu leben.

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Melina Scodeller:

"Ich war begeistert, ein mal an nichts zu denken – Das war für mich der Startschuss."

Kannst du dich an deine erste Meditation und das Gefühl danach erinnern? Da kann ich mich ziemlich gut dran erinnern. Zu dieser Zeit war ich in einer sehr stressigen Phase, ich hatte ziemlich Mühe beim Einschlafen und teilweise hatte ich auch das Gefühl «Gerade wird mir alles zu viel». Plötzlich dachte ich mir, ach komm, probiere es doch mal mit dem Meditieren. Ich lag im Bett und hab dann einfach mal versucht, an nichts zu denken und irgendwie die Ruhe in mir zu finden. Tatsächlich hat es einen kurzen Moment funktioniert und ich war begeistert, einfach mal an nichts zu denken - danach bin ich eingeschlafen . Natürlich waren dies wahrscheinlich nur ein paar Sekunden und mir war auch bewusst, dass der Sinn nicht ist, während dem Meditieren einzuschlafen, aber ich bin der Meinung, wenn es guttut, dann ist es auch richtig. Das war für mich so der Startschuss zum Meditieren.

Würdest du sagen, dass sich deine sportliche Leistung durch das Meditieren verändert hat? Ich würde behaupten ja, durch das Meditieren bin ich viel bewusster geworden, und zwar in jeglicher Hinsicht. Natürlich gelingt es mir nicht immer, jedoch versuche ich alles was ich mache bewusst zu machen und mit meinen Gedanken voll im hier und jetzt zu sein und wenn ich es nicht bin, dann fällt es mir inzwischen auf und ich kann versuchen, es zu verbessern. Genau dies finde ich beim Sport so wichtig, dass man zu 100% in der Aktion ist und nicht mit den Gedanken in der Vergangenheit bzw. in der Zukunft schwelgt. Durch das Meditieren habe ich unter anderem im Sport gelernt, mich besser zu fokussieren. Es ist natürlich ein Prozess und es gelingt mir oftmals nicht, aber ich möchte daran arbeiten und mich stetig weiterentwickeln.

Ein Tipp, den du anderen Sportlern und Sportlerinnen mitgeben möchtest, die noch MeditationsanfängerInnen sind: Es gibt kein richtig oder falsch, fühlt es sich für dich gut an, dann mache es. Nimm dir die Zeit, denn es lohnt sich, und zwar nicht nur für den Sport, auch für dein ganzes Leben. Sprich mit anderen Leuten darüber, für mich war und ist das immer noch so wertvoll.

Mit welchem Vorurteil gegenüber Meditation und Sport möchtest du unbedingt aufräumen? Mir sind keine konkreten Vorurteile in Zusammenhang mit Sport bekannt, es sind für mich die allgemeinen Vorurteile gegenüber Meditation, mit welchen ich ab und zu in Berührung kommen.

Hier möchte ich eine kurze Geschichte erzählen. Ich war kürzlich mit zwei Freunden etwas trinken. Dann habe ich Ihnen erzählt – "Ich war gerade im Yoga", umgehend kam die Antwort von einem Freund "Ja, weißt du Yoga würde ich eigentlich schon cool finden, wenn nur dieser Esoterik-Scheiß nicht wäre." Ich bin dann nicht weiter darauf eingegangen. Das nächste Thema war Segeln. Genau dieser Freund erzählte mir, «Ich war gerade 3 Wochen mit dem Segelboot unterwegs. Dann fragte ich Ihn "Was habt Ihr den ganzen Tag so gemacht?», da meinte er «viel gelesen und halt auch mal nichts gemacht". Ich musste schmunzeln und sagte Ihm wiederum "Siehst du und genau das ist für mich Yoga oder eben dieser Esoterik-Scheiß." Für mich bedeutet Meditieren / Yoga oder halt bewusst nichts tun, dass man einfach auch mal zur Ruhe kommen kann, sein kann. Ich glaube das Problem bzw. die Vorurteile entstehen dadurch, weil Meditation teilweise als "Humbug" angesehen wird. Man verbindet es auch immer mit etwas Höherem, mit höherer Macht. Ich bin der Meinung jede Person sucht irgendwo die Ruhe, sei dies bewusst oder unbewusst, auch wenn sie sagen, Meditation ist Nonsens. Dieses Verständnis - denke ich - ist noch nicht überall in der Gesellschaft angekommen.

Ein Zitat, Song oder Buch, das dich immer wieder inspiriert: Alles geht vorüber.

Wo ist dein absoluter Wohlfühlort? Grundsätzlich kann ich sagen, dass, wenn es mir gut geht und ich mich erfüllt fühle, ich überall einen Wohlfühlort finde. Ansonsten kann ich sagen, dass ich mich sehr schnell in einen Zustand bringen kann, in dem ich mich absolut wohl und zufrieden fühle, wenn ich auf dem Wasser bin.

Was bedeutet Achtsamkeit für dich? Es bedeutet für mich, bewusst durchs Leben zu gehen, auf die Mitmenschen und die Umwelt zu achten, die Natur wahrzunehmen. Auf sich selbst zu achten, auf seinen Körper, sich aktiv Zeit für sich zu nehmen.

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Svenja Fölmli:

"Ich kann nach einem Fehler viel schneller umschalten und hadere nicht wie früher daran herum."

Kannst du dich an deine erste Meditation und das Gefühl danach erinnern? Ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiss noch, dass ich mich danach viel ruhiger und entspannter gefühlt habe.

Würdest du sagen, dass sich deine sportliche Leistung durch das Meditieren verändert hat? Besser vielleicht nicht, aber ich kann nach einem Fehler, mit Hilfe der Atmung, viel schneller umschalten und nicht mehr wie früher Ewigkeiten an diesen Fehlern herum hadern.

Ein Tipp, den du anderen Sportlern und Sportlerinnen mitgeben möchtest, die noch MeditationsanfängerInnen sind: Fangt einfach an, auch wenn es am Anfang nur eine Minute ist und sucht euch für die Meditation eine Zeit, die meistens gleich ist, damit es sich zu einer Routine entwickeln kann.

Mit welchem Vorurteil gegenüber Meditation und Sport möchtest du unbedingt aufräumen? «Es bringt sowieso nichts.» Man muss nur damit starten und Geduld haben.

Ein Zitat, Song oder Buch, das dich immer wieder inspiriert: Zitat: In der Ruhe liegt die Kraft Buch: Die Gesetze der Gewinner von Bodo Schäfer

Wo ist dein absoluter Wohlfühlort? In der Natur. Am besten im Wald an einem Bach und wenn die Vögel noch zwitschern.

Was bedeutet Achtsamkeit für dich? Alles um mich herum bewusst wahrzunehmen und dabei im Hier und Jetzt zu leben.

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Rahel Graf:

"Heute gehe ich mit Niederlagen komplett anders um."

Kannst du dich an deine erste Meditation und das Gefühl danach erinnern? Ja, ich war eher verkrampft und es fiel mir schwer, dass meine Gedanken nicht abschweiften. Aber dieses Gefühl hat sich schon bald verändert.

Würdest du sagen, dass sich deine sportliche Leistung durch das Meditieren verändert hat? Ja, das würde ich sagen. Ich bin jeweils eher kritisch mit mir selber und hinterfrage viel. Wenn ich in einem Spiel einen Fehler gemacht habe, hat mich dieser Fehler immer wieder eingeholt und mir Energie geraubt. Meine Atmung ist mein Anker und hilft mir heute dabei, nach einem Fehler wieder in den Flow-Zustand zu kommen und meinen Fokus wieder auf meine nächste Aktion zu legen. Auch gehe ich heute mit Niederlagen komplett anders um. Früher haben mich Niederlagen Tage lang beschäftigt und ich habe jeden Stein umgedreht und alles hinterfragt. Heute reflektiere ich bewusster, ziehe am Sonntag meine Schlüsse daraus und fokussiere mich dann ab Montag wieder auf das nächste Spiel.

Ein Tipp, den du anderen Sportlern und Sportlerinnen mitgeben möchtest, die noch MeditationsanfängerInnen sind: Einfach mal ausprobieren und keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Beim Meditieren gibt es kein Richtig oder Falsch. Am Anfang fällt es einem vielleicht noch schwer, seine Gedanken und Gefühle wahrzunehmen. Aber hier gilt ganz klar: Übung macht den Meister.

Mit welchem Vorurteil gegenüber Meditation und Sport möchtest du unbedingt aufräumen? Mit dem Vorurteil, dass Meditation keinen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit im Sport hat. Dies nehme ich selber total anders wahr. Erfolg beginnt für mich ganz klar im Kopf.

Ein Zitat, Song oder Buch, das dich immer wieder inspiriert: Alles von John Strelecky. «Wenn ich beschliesse, mich mit Dingen zu beschäftigen, die ich leidenschaftlich gerne tue, werde ich die Dinge, mit denen ich mich beschäftige, stets leidenschaftlich gerne tun.»

Wo ist dein absoluter Wohlfühlort? Meine absoluter Wohlfühlort ist im bzw. am Wasser. Dort werde ich ganz ruhig und kann meine Emotionen und Gefühle am besten wahrnehmen.

Was bedeutet Achtsamkeit für dich? Achtsamkeit bedeutet für mich, meine Gedanken und Gefühle bewusst wahrzunehmen und mit vollem Fokus im jetzigen Moment zu sein. Aber auch in jedem Moment dankbar zu sein für alles, was mir das Leben schenkt.

Vielen Dank an Anja, Melina, Svenja und Rahel für den Einblick in euren Alltag mit Meditation!


Bild 1: Retha Ferguson auf Pexels Bild 2: Jeffrey F Lin auf Unsplash

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