Zukunft gestalten Teil 1: Den “richtigen” Job finden

In unserer dreiteiligen Kolumne berichtet unsere Mindfulness Botschafterin über ihre Erfahrungen mit der Berufsfindung. Los geht’s mit der Entscheidungsfindung.

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Von Viola Münch

Schule, Studium, Job - wenn es in der Realität nur so einfach wäre. In dieser Kolumne nehme ich dich mit in mein Praktikum und meine Gedanken und Erfahrungen damit. In diesem ersten Teil geht’s um die Entscheidungsfindung, danach sprechen wir übers Ankommen im Job und im dritten Teil darüber, wie man ins Arbeiten kommt. Ich freue mich, dass du dabei bist.

“Was willst du nach deinem Studium machen?”, “Weißt du schon, wo du dein Pflichtpraktikum machst?”, “Wo kannst du mit deinem Abschluss dann so arbeiten?”, “Was verdient man damit?”. Auf diese Fragen mit “Weiß nicht” oder “Mal schauen” zu antworten, ist meist wenig befriedigend für das Gegenüber. Aber sind wir ehrlich: Auch für uns selbst. So geht es mir zumindest.

Wie ich berufliche Entscheidungen getroffen habe

Wenn ich diese Fragen höre, springen bei mir stets dieselben gesellschaftlich geprägten Denkmuster an: Ich muss direkt den perfekt passenden Job finden, am besten in einem angesehenen Unternehmen mit guten Aufstiegschancen und in einer Branche, die zukunftsfähig ist: Sicherer Job und gute Verdienstmöglichkeiten. Mein Praktikum sollte bereits in die Richtung gehen, in die ich nach meinem Studium gehen will. Das bringt mir wichtige Kontakte, praktische Erfahrungen in diesem Bereich und es sieht geradlinig im Lebenslauf aus. Vor allem: Bloß keine Unsicherheiten zeigen und eine selbstbewusste Antwort geben. Die Anforderungen, die ich mit diesen Gedanken an mich selbst stelle, bauen zum einen einen hohen Druck auf und lassen mich zum anderen gar nicht mehr wissen, was ich machen soll.

Ich habe nach einem dualen Sportmanagement-Bachelorstudium drei Jahre in der Media- und Marketingbranche gearbeitet. Bis zu meiner Kündigung habe ich berufliche Entscheidungen unbewusst nach den oben genannten Denkmustern getroffen. Ich habe alle Spielchen, die “man in der Wirtschaft eben so spielt” ohne Protest mitgespielt, weil ich dachte, es funktioniert nur so. Irgendwann war ich sogar an einem Punkt, an dem ich mich damit abgefunden habe: Meine Werte und das Berufsleben, die gehen nicht miteinander einher. So habe ich mir antrainiert, “rational” nach gesellschaftlichen Normen zu handeln und abtrainiert, auf meine eigene Stimme zu hören. Das Ergebnis? Ich war ein gut geformtes Produkt unserer Gesellschaft, das nach diesem Maßstab “erfolgreich” war. Ich konnte zufriedenstellende Aussagen über meinen Job treffen, mein Lebenslauf hat sich gut gelesen und ich hatte einen “sicheren” Job. Was will man mehr? Der Preis, den ich gezahlt habe, um diese Norm zu erfüllen, war hoch. Eine Energieleistung, 50 % des Tages die eigene Stimme zu unterdrücken, um dann das Versäumte in den restlichen 50 % der Zeit wieder reinzuholen. Ein ständiger Drahtseilakt, nach außen anders zu sein als es in mir innen aussieht. Ohne das diesem Umstand zuordnen zu können, wurde ich davon nach und nach müde, unzufrieden, ausgepowert und unausgeglichen - bis schließlich meine innere Stimme die Oberhand gewonnen hat und ich meinen Job gekündigt habe - okay, so easy war's nicht, dazwischen lagen einige, sagen wir harte, Monate - aber here we are, jetzt bin ich wieder Studentin.

Wie ich berufliche Entscheidungen treffe(n möchte)

Die Entscheidung für mein Masterstudium “Sportmanagement und Organisationsentwicklung” war die erste bewusste Entscheidung, die ich in meinem Berufsleben getroffen habe. Es war das erste Mal, dass ich meine Vorstellungen, Werte und meine innere Stimme über alle anderen (vermeintlichen) Erwartungen gestellt habe. Ich habe seitdem einen neuen und meinen ganz persönlichen Maßstab, wie ich berufliche Entscheidungen treffe und bewerte.

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Was will ich wirklich?

Um das herauszufinden, beantworte ich die folgenden Fragen für mich:

  • Was sind meine Werte?

  • Welche Wünsche, Visionen und Ziele habe ich?

  • Was ist mir wirklich wichtig und wofür möchte ich mich gerne einsetzen?

  • Wie möchte ich all das in mein Berufsleben integrieren?

  • Was für ein Mensch möchte ich innerhalb eines Unternehmens (will ich überhaupt in einem Unternehmen arbeiten?) sein? Für was möchte ich stehen?

  • Welche Kultur, Umgangsformen, Arbeitsweisen und Visionen sind mir bei einem Unternehmen wichtig?

Es geht dabei nicht darum, eine festgeschriebene Definition zu finden, sondern vielmehr darum, mit diesen Fragen so nah wie möglich an unserem aktuellen “Was will ich gerade wirklich” dran zu sein. Wir lernen im Leben dazu, Wünsche und Einstellungen ändern sich, daher ist es wichtig, unsere berufliche Situation immer wieder mit unserem eigenen aktuellen Maßstab zu reflektieren. Meine Fragen klingen derzeit so: “Findest du diese Vorstellung gut, weil dein Ego das feiert oder weil es wirklich das ist, was du willst?”, “Triffst du diese Entscheidung aus Angst oder aus Zuversicht?”, “Machst du das, weil du es nicht anders kennst?”. Wenn mir die Antworten schwer fallen, helfen mir vor allem Meditationen, die die Intuition fördern.

Was kann ich geben?

Hier beantworte ich folgende Fragen:

  • Was sind meine Qualitäten, Stärken und Kompetenzen - nicht nur fachlich, sondern auch persönlich, methodisch und sozial?

  • Was macht mich als Mensch mit dieser Kombination einzigartig und was kann ich damit einbringen und erschaffen?

  • Wo oder wie kann ich einen Impact haben?

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Fragen vor allem bei generalistischen Studiengängen schwierig zu beantworten sind. Aber vor allem dann ist es wichtig, uns unserer Stärken und Qualitäten, die vielleicht nicht mit einem Wort zu beschreiben sind, bewusst zu werden!

Wofür ich das mache

Wenn ich die ehrlichen Antworten auf diese zwei Fragen verbinde, kann daraus etwas Beständiges und Wertvolles entstehen. Es bedeutet nämlich vor allem, dass ich mich damit niemals vollkommen an ein Unternehmen, einen Ort oder ein Projekt binden werde, sondern immer zuerst an eine Mission, eine Berufung, einen Zweck.

Diese Vorgehensweise gibt mir Klarheit: Weg von Planlosigkeit, hin zu einer konsistenten Linie. Sie gesteht mir einen Handlungsspielraum zu: Weg von Machtlosigkeit, hin zur aktiven Gestalterinnenrolle. Sie erlaubt mir Veränderung: Jede meiner Entscheidungen mit diesen Fragen zu reflektieren und ins ehrliche Gespräch mit mir selbst zu gehen, duldet keine Ausreden, sondern gibt mir die Erlaubnis, jederzeit etwas anpassen zu können. Die Schuld bei anderen oder in gewissen Umständen zu suchen, zählt nicht mehr. Damit habe ich vielleicht nach wie vor keine klare Antwort auf die Frage, wo und was ich genau und für immer arbeiten will, aber das ist ok: Denn mich nicht festzulegen, gibt mir Freiheit und unendliche Möglichkeiten bis an mein Lebensende.

Ob das anstrengend ist? Mega! Dafür muss ich die automatisierten Denkmuster erstmal bemerken und dann auch noch durchbrechen. Außerdem erfordern unendliche Möglichkeiten Entscheidungen, sie erfordern Reflektion, Arbeit mit mir selbst und meinen Gedanken. Eine meiner größten Herausforderungen ist es aktuell, mich frei von den Meinungen anderer zu machen und mich nicht ständig zu erklären. Ob sich das dennoch lohnt? Auf jeden Fall! All das gibt mir nämlich unendlich viel Power für meine Mission zurück, die ich vorher in die Unterdrückung meiner eigenen Stimme gesteckt habe. Außerdem sehe ich dadurch viel mehr Bedeutung in dem was ich tue. Laut einer Harvard-Studie trägt ein Sinn in dem was wir tun u.a. zu unserem langfristigen Glück bei - unabhängig von der Bezahlung sei dabei das Wichtigste, dass wir uns erfüllt mit unserer Arbeit fühlen.

Mein Praktikum

Auch auf der Suche nach meinem Pflichtpraktikum habe ich mich dabei ertappt, in alte Denkmuster zu fallen, mich zu erklären, den bequemen Weg gehen zu wollen. Aber ich habe mich bewusst da raus gekämpft und habe mich für ein Praktikum entschieden, bei dem die Arbeitsweise, der Umgang und die Vision mit meinen Werten und Wünschen übereinstimmen, bei dem meine Intuition mir sagt, dass das aktuell genau das Richtige für mich ist, bei dem ich mich darin übe, daran zu glauben, dass ich etwas geben kann, bei dem ich unglaublich viel lernen und vor allem über mich hinauswachsen werde. Und wenn nicht, dann weiß ich, dass ich jederzeit etwas ändern kann.

Wie ich mein Praktikum angehe und wie der Start verläuft, erfährst du im zweiten Teil der Kolumne. Ich freue mich, wenn du mich dann weiter bei meinem Praktikum, meinen Gedanken und dem achtsamen Umgang damit begleitest: Im Mountainbike Hotel in der Toskana.

So geht es weiter bei Viola:

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Über die Autorin: Ich bin Viola, 26 Jahre alt und Masterstudentin im Studiengang “Sportwissenschaft: Organisationsentwicklung und Management” an der Uni Bielefeld. Zusammen mit einem wunderbaren deutschlandweit verteilten Team an 7Mind Mindfulness-Botschafter:innen darf ich im Rahmen des Campus Coach Programms Achtsamkeit und Meditation an die Unis und Hochschulen bringen.

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