Panikattacke: Was tun?
Panikattacken können ziemlich unangenehm sein. Hier erfährst du, welche Symptome auftreten können und was Betroffene in akuten Momenten tun können.
Soforthilfe bei Panikattacken? Speicher dir die Meditation “SOS Umgang mit Panik” in der 7Mind App ab:
Jetzt anhören und abspeichernvon Eva Siem (MSc. Psychologin)
veröffentlicht am 24.09.25
“Ich kriege nicht genug Luft! Ich muss tiefer atmen, aber es geht nicht”, dachte ich damals. So fing es an. Dann kam das Hyperventilieren. Herzrasen, Schweißausbrüche, Kribbeln im Mundraum und Angst, die Kontrolle zu verlieren.
Ich habe genug Luft bekommen, es fühlte sich in dem Moment nur nicht danach an. Heute weiß ich, dass das eine Panikattacke war. Manche berichten auch von einem Gefühl der Entfremdung von sich und der Umgebung.
Wenn du das kennst – von dir selbst oder von Menschen in deinem Umfeld – erfährst du in diesem Artikel, was du bei Panikattacken tun kannst.
🚨 Ein Disclaimer vorweg: Wenn du häufig unter Panikattacken (Panikstörung) oder starken Ängsten leidest oder dir nicht sicher bist, zögere nicht, dir professionelle Unterstützung zu suchen. 7Mind ersetzt keine ärztliche oder therapeutische Hilfe. Zum Beispiel kannst du die Terminservicestellen rund um die Uhr unter der bundesweiten Telefonnummer 116117 erreichen oder dich hier über die Therapieplatzsuche informieren.
Unsere Psycholog:innen haben die Meditation “SOS Umgang mit Panik” entwickelt, um dich durch leichte oder mittelschwere Panikattacken zu begleiten. Hier kannst du sie anhören:
Jetzt 7Mind App testenWie fühlt sich eine Panikattacke an?
Eine Panikattacke entsteht meist plötzlich und unerwartet, auch wenn kein konkreter Auslöser oder keine reale Bedrohung erkennbar ist. Sie kann sich lebensbedrohlich anfühlen, auch wenn sie es nicht ist. Die meisten klingen innerhalb von 30 Minuten wieder ab.
Typische Symptome sind mitunter:
Hyperventilation oder Atemnot
Herzrasen und Herzklopfen
Schwitzen, Hitzewallungen oder Kälteschauer
Engegefühl in der Brust
Schwindel und Zittern
Taubheit oder Kribbeln
Übelkeit
Angst (ggf. sogar Todesangst) und Katastrophendenken
Depersonalisation (Entfremdungsgefühl vom eigenen Körper)
Derealisation (das Gefühl der Unwirklichkeit der Umwelt)
Unsere Psycholog:innen haben die Meditation “SOS Umgang mit Panik” entwickelt, um dich durch leichte oder mittelschwere Panikattacken zu begleiten. Hier kannst du sie anhören:
Jetzt 7Mind App testenWenn dir diese Symptome bekannt vorkommen, kannst du beim Lesen des folgenden Abschnittes mal überlegen, welche Auslöser bei dir infrage kommen könnten:
Auslöser von Panikattacken
Panikattacken können viele verschiedene Ursachen haben – und oft spielen mehrere Faktoren gleichzeitig zusammen. Wichtig ist: Panikattacken haben nichts mit Schwäche zu tun. Sie sind viel eher ein Signal – und worauf sie dich möglicherweise hinweisen wollen, klären wir jetzt:
Körperliche Faktoren und Substanzen
Auch körperliche Ursachen können Panikattacken begünstigen – deshalb ist es sinnvoll, das medizinisch abklären zu lassen. Mögliche körperliche Faktoren sind zum Beispiel:
Schilddrüsenüberfunktion
Herzrhythmusstörungen
Unterzuckerung
bestimmte Medikamente oder psychoaktive Substanzen
genetische Veranlagung
Außerdem können Schlafmangel, unregelmäßige Mahlzeiten sowie starker Koffein- oder Alkoholkonsum dein Nervensystem zusätzlich destabilisieren.
Psychologische Ursachen von Panikattacken
Daneben spielen psychologische Faktoren eine große Rolle bei Panikattacken. Hier einige Beispiele:
Belastende Erfahrungen: Traumata, instabile Beziehungen oder eine generell belastende Kindheit können das Risiko für Panikattacken erhöhen.
Persönlichkeitsmerkmale: Menschen mit einem hohen Bedürfnis nach Kontrolle oder starker Selbstkritik erleben Unsicherheit manchmal intensiver, was Panik begünstigen kann.
Psychische Erkrankungen wie Angststörungen: Auch Angststörungen oder andere psychische Erkrankungen können Panikattacken begünstigen. Etwa zwei Drittel der Panikattacken sind angeblich mit Agoraphobie (”Platzangst”) verbunden. Bestimmte Orte oder Situationen lösen hier starke Angst aus (z.B. davor, nicht rechtzeitig zu entkommen oder vor peinlichem Aufsehen).
Akuter Stress: Ob Alltagsstress, Sorgen, Konflikte oder Lebensveränderungen – auch akuter Stress sollte im Kontext von Panikattacken nicht unterschätzt werden.
Gestresst und überfordert? Lerne mit wissenschaftlich fundierten Übungen in der 7Mind App, Stress loszulassen:
Jetzt 7Mind App testenPanikattacken erklärt mit dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Um die Auslöser für Panikattacken besser verstehen und einordnen zu können, hilft das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Es beschreibt die Entstehung von psychischen Erkrankungen und geht von einem Zusammenspiel aus zwei Faktoren aus:
Vulnerabilität (Anfälligkeit): Das kann eine genetische Veranlagung sein, biografische Faktoren (z.B. frühere Erfahrungen mit Angst oder Trauma) oder eine erhöhte Empfindlichkeit des Nervensystems.
Stressoren: Belastungen im Alltag wie Überarbeitung, Konflikte, Sorgen, Schicksalsschläge oder Schlafmangel können als Auslöser wirken.
🛢️ Das Bild vom Fass
Du kannst dir das wie ein Fass vorstellen. Bei allen von uns ist das Fass unterschiedlich gefüllt, abhängig von den Dingen, die uns anfälliger machen (Vulnerabilität). Und dann kommt oben drauf akuter Stress, der das Fass mal voller, mal weniger voll werden lässt. Je voller das Fass, desto schneller sind wir am Limit. Ist das Fass schon bis zur Kante gefüllt, kann eine scheinbare Kleinigkeit (z.B. eine verspätete Bahn) reichen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.
Je voller das Fass, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Panikattacken. Das bedeutet aber auch: An den Stressoren kannst du arbeiten. Selbst kleine Veränderungen im Alltag, sei es ausreichend Schlaf, bewusste Pausen oder gesunde Routinen, können einen Unterschied machen. Überlege mal für dich, wie du dein Stressmanagement verbessern kannst:
Wie kannst du kurz-, mittel- und langfristig dein Stresslevel reduzieren?
Welche Ressourcen und gesunden Copingstrategien hast du bzw. kannst du ausbauen?
Wie würde dein Alltag aussehen, wenn du ihn mehr nach deinem Energiehaushalt gestalten würdest?
Kommt eine Panikattacke doch, haben wir hier ein paar Strategien zusammengestellt:
Bei leichten und mittelschweren Panikattacken ist die 7Mind Meditation “SOS Umgang mit Panik” für dich da. Hier geht’s zur 7Mind App:
Jetzt freischaltenWas tun bei einer Panikattacke?
Erste Hilfe mit deinem persönlichen Notfallkoffer
Für Panikmomente kannst du dir einen individuellen “Notfallkoffer” packen, den du mit hilfreichen Strategien, Gegenständen oder anderen Ressourcen füllst. Finde heraus, was für dich gut funktioniert, beispielsweise:
ein beruhigender Duft oder Tiger Balsam, der etwas kühlt
ein Gegenstand, der dich an etwas Positives erinnert
ein Ingwershot, Wasabinüsse oder ein anderer scharfer Geschmack, der dich in den gegenwärtigen Moment zurückholt
eine angeleitete Meditation
Zum Beispiel begleitet dich die Meditation “SOS Umgang mit Panik” durch kleine und mittelschwere Panikmomente. Hör sie dir gleich an und speichere sie dir als Favorit für später ab:
Jetzt anhören und abspeichernPanikattacken kommen lassen
Wenn dich eine Panikattacke überrollt, fühlt es sich vielleicht so an, als ob du sofort gegensteuern müsstest. Manchmal kann jedoch genau dieses „Kämpfen gegen die Angst“ die Symptome verstärken. Psycholog:innen sprechen hier von der Angst vor der Angst (Antizipationsangst).
Statt dich auf den Kontrollverlust zu konzentrieren, sag dir innerlich: „Okay, Panik, dann komm eben.“ Auch wenn das zuerst seltsam wirkt, hilft diese Haltung, die Panikattacke weniger bedrohlich zu erleben.
Eine Studie zeigte, dass die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) bei Patient:innen mit therapieresistenter Panikstörung und Agoraphobie wirksamer ist als eine herkömmliche Behandlung [1]. Angstsymptome und der Lebensqualität haben sich signifikant verbessert. ACT ist eine Therapieform aus der kognitiven Verhaltenstherapie, die auf Achtsamkeit und Akzeptanz setzt und Menschen hilft, besser mit schwierigen Erfahrungen umzugehen und flexibler auf das Leben zu reagieren.
Mach dir bewusst, dass die körperlichen Stressreaktionen einen natürlichen Verlauf haben: Sie steigen an, erreichen einen Höhepunkt und flachen dann wieder ab. Wenn du sie zulässt, lernt dein Nervensystem, dass die Attacke ungefährlich ist – auch wenn sie sich bedrohlich anfühlt.
Indem du das weißt und dich erinnerst „Das geht vorbei, ich bin sicher“, nimmst du der Attacke einen großen Teil ihres Schreckens. Langfristig kann die Panik so an Macht über dich verlieren.
Die 7Mind Meditation “SOS Umgang mit Panik” ist in leichten und mittelschweren Panikmomenten für dich da. Speichere sie dir gleich für später ab:
Jetzt anhören und abspeichernPanikattacke Soforthilfe mit der 5-4-3-2-1-Übung
Als schnelle Strategie kann diese simple Achtsamkeitsübung helfen:
🆘 Panikattacke Soforthilfe: 5-4-3-2-1-Übung
Diese Übung hilft dir, mithilfe deiner Sinne wieder in den gegenwärtigen Moment zurückzukommen und dich von Ängsten und Panik abzulenken. Du kannst sie jederzeit und überall durchführen.
Lenke deine Aufmerksamkeit auf…
- 5 Dinge, die du sehen kannst: Schau dich um und nenne 5 Dinge, die du gerade sehen kannst. Vielleicht den Baum vor deinem Fenster? Eine Ampel? Deine Hände? Nimm dir ganz in Ruhe Zeit.
- 4 Dinge, die du hören kannst: Welche Geräusche nimmst du in deiner Umgebung wahr? Ein Rauschen des Windes? Kinder, die draußen auf dem Spielplatz spielen? Die Nachbarin von oben? Konzentriere dich auf die Geräusche – egal, wie nah oder weit entfernt von dir.
- 3 Dinge, die du spüren kannst: Was kannst du spüren? Welche Texturen nimmst du wahr? Spürst du die Kleidung auf deiner Haut? Deine Füße am Boden? Den Tisch, auf dem deine Arme liegen? Oder einen leichten Luftzug?
- 2 Dinge, die du riechen kannst: Wenn du ganz aufmerksam dafür bist, gibt es Gerüche, die sich abheben? Der Geruch von Regen, der noch in der Luft liegt? Die Handcreme, die du vorhin benutzt hast? Der holzige Geruch des Tisches, an dem du sitzt?
- 1 Sache, die du schmecken kannst: Gibt es einen Geschmack, den du jetzt gerade wahrnimmst? Vielleicht das Brot, was du eben gegessen hast? Oder noch die Zahnpasta von heute Morgen?
Um diese Übung metaphorisch in deinen Notfallkoffer zu packen, kannst du sie in neutralen, emotional stabilen Momenten schon mal üben. Sie ist darüber hinaus nämlich auch in anderen Situationen hilfreich, um gedanklich ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Probier’ sie z.B. mal aus, wenn du unkonzentriert, erschöpft oder gestresst bist.
Du möchtest Angstgedanken und Stress loslassen lernen? Die 7Mind App unterstützt dich mit wissenschaftlich fundierten Übungen dabei:
Jetzt 7Mind entdeckenPanikattacke: Was tun als Partner:in?
Wenn du miterlebst, dass jemand in deinem Umfeld eine Panikattacke hat, ist dein ruhiges Dabeisein oft das Wichtigste. Du musst nichts „wegmachen“ – allein deine Präsenz kann dem/der Betroffene:n Sicherheit vermitteln. Hilfreich kann sein:
ruhig bleiben und mit ruhiger Stimme sprechen
der betroffenen Person anbieten, zusammen die 5-4-3-2-1-Übung zu machen
einfache, klare Sätze sprechen, z.B.: „Du bist gerade sicher. Ich bleibe bei dir.“
Druck vermeiden – jede:r geht anders mit Panik um, und nicht alle wollen währenddessen berührt oder angesprochen werden
ggf. tut Ablenkung gut - einfach etwas anderes erzählen, was das Gegenüber aus dem Gedankenkarussell holt
Langfristige Strategien bei Panikattacken
Was tun, wenn Panikattacken immer wieder auftreten und ggf. eine sogenannte Panikstörung vorliegt?
Neben kurzfristigen Strategien sind auch medikamentöse Behandlungen (z.B. durch angstlösende Medikamente oder Antidepressiva) sowie eine Psychotherapie möglich. Psychotherapeut:innen können dir beispielsweise helfen, Auslöser für Panikattacken zu erkennen, destruktive Denkmuster (Glaubenssätze) zu identifizieren und mit Ängsten und innerer Unruhe konstruktiver umzugehen.
Um abzuklären, was in deinem Fall sinnvoll ist, suche dir ärztliche oder therapeutische Unterstützung.
Panikattacken den Schrecken nehmen
Auch wenn sich Panikattacken bedrohlich anfühlen, erinnere dich daran, dass sie ungefährlich sind. Wenn solche unerwarteten Angstanfälle zukünftig auftreten, probier doch mal diese Strategien aus.
Die 7Mind Meditation “SOS Umgang mit Panik” ist in leichten und mittelschweren Panikmomenten für dich da. Speichere sie dir gleich für später ab:
Jetzt 7Mind App testenFragen & Antworten
Was hilft schnell bei Panikattacken?
Bei akuten Panikattacken können Atemübungen oder die 5-4-3-2-1-Methode helfen, die Symptome zu lindern. Dabei lenkt die betroffene Person ihre Aufmerksamkeit bewusst auf 5 Dinge, die sie sieht, 4, die sie hört, 3, die sie spürt, 2, die sie riecht und 1, das sie schmeckt. Diese Technik reduziert Angst und bringt ins Hier und Jetzt. Langfristig unterstützt eine Psychotherapie bei der Behandlung von Panikstörung oder Angststörung, wenn Angstanfälle häufiger auftreten.
Was will der Körper mit einer Panikattacke sagen?
Eine Panikattacke signalisiert, dass Körper und Psyche überlastet sind. Häufig treten die Symptome ohne reale Gefahr auf, dennoch will der Körper damit auf Stress oder ungelöste Ängste hinweisen. Für manche betroffene Person mag auch eine Angststörung oder eine biologische Ursache dahinterstecken. Eine Psychotherapie oder Abklärung bei einem/einer Allgemeinmediziner:in kann helfen, die Ursachen zu erkennen und eine passende Behandlung einzuleiten.
Warum bekommt man plötzlich Panikattacken?
Diese spontanen Angstanfälle können nach dem Vulnerabilitäts-Stress-Model ein Zusammenspiel sein aus:
Vulnerabilität (Anfälligkeit), z.B. genetische Veranlagung, biologische oder biografische Faktoren
Stressoren, z.B. Konflikte, Sorgen, Liebeskummer, Überarbeitung, Trauerfälle, …
Auch körperliche Faktoren wie Schilddrüsenüberfunktion, Herzrhythmusstörungen, Unterzuckerung, bestimmte Medikamente oder psychoaktive Substanzen können Panikattacken begünstigen.
Bei wiederkehrenden Panikattacken sollten die Auslöser medizinisch und/oder therapeutisch abgeklärt werden.
Welche Ablenkung bei Panikattacken?
Ablenkung kann hilfreich sein, um den Fokus von der Angst und den Symptomen wegzulenken. Geeignet sind Sinnesübungen wie die 5-4-3-2-1-Technik. Manche nutzen auch Schärfe (z.B. Ingwer oder Wasabinüsse) oder einen bestimmten Duft, um den Fokus von den Symptomen wegzulenken.
Wie kann ich Angstgedanken stoppen?
Reduziere Angstgedanken mit Atemübungen, Techniken aus der kognitiven Verhaltenstherapie oder der Erinnerung, dass Panikattacken und unerwartete Angstanfälle ungefährlich sind, auch wenn sie sich bedrohlich anfühlen. Betroffene lernen so, dass die Symptome zwar unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich sind. Bei häufigerem Auftreten empfiehlt sich allerdings eine professionelle Behandlung, bspw. durch Psychotherapie.
Unsere Psycholog:innen haben die Meditation “SOS Umgang mit Panik” entwickelt, um dich durch leichte oder mittelschwere Panikattacken zu begleiten. Hier kannst du sie anhören:
Jetzt 7Mind App testenQuellen:
[1] Gloster AT, Sonntag R, Hoyer J, et al. Treating Treatment-Resistant Patients with Panic Disorder and Agoraphobia Using Psychotherapy: A Randomized Controlled Switching Trial. Psychotherapy and Psychosomatics. 2015;84(2):100-109. doi:https://doi.org/10.1159/000370162
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