Entscheidungen treffen: Ein kleiner Guide

Die Angst vor einem Fehltritt kann einiges an Kraft rauben. Wir verraten dir einfache Tipps, mit denen du schneller gute Entscheidungen fällen kannst.

Entscheidungen treffen - 5 Tipps

Was ziehe ich heute Abend an? Wo gehe ich heute Abend essen? Was soll ich am Wochenende unternehmen? Welches Studium passt zu mir? Sollte ich mich von meinem:r Partner:in trennen? Ist es richtig, dass ich meinen Job gekündigt habe?

Im Grunde besteht unser gesamtes Leben aus kleinen Entscheidungen. Manche davon können den gesamten Lebenslauf beeinflussen, andere entscheiden nur über eine kurze Erfahrung.

Das Gefühl, die Wahl zu haben, schenkt uns Freiraum und Gestaltungsmöglichkeiten. Sich zwischen mehreren Optionen entscheiden zu können - oder manchmal auch zu müssen - ist für viele Menschen allerdings ein schweres Unterfangen. Bestenfalls wägt man sorgfältig ab und kommt innerhalb kürzester Zeit zu einem Ergebnis. Es kann aber auch passieren, dass man sich stunden- oder sogar tagelang im Kreis dreht, alle Szenarien durchspielt und mit keiner Lösung so richtig zufrieden ist. Das Dilemma: Wenn wir in unseren Gedanken hängen bleiben, erstarren wir innerlich und werden unfähig, uns auf irgendetwas festzulegen.

Mit diesen 5 Tipps gelingt es dir leichter, Entscheidungen zu treffen:

  1. Erstelle eine Pro-Contra-Liste

  2. Stell dir vor, du erzählst 100 Leuten davon

  3. Verabschiede dich von Schwarz-Weiß-Denken

  4. Frage dich, worum es eigent­lich geht

  5. Vertraue dir selbst

Gleich mehr zu den Tipps. Klären wir zuerst, warum manche Entscheidungen so schwer fallen.

Warum fallen uns Entscheidungen so schwer?

Die Qual der Wahl

Natürlich gibt es verschiedene Arten der Entscheidungen. Ein gutes Outfit auszuwählen kann nervig sein, beschäftigt uns aber höchstens für die Dauer des Anlasses. Eine Urlaubsdestination oder Restaurant auszusuchen endet in einer Entscheidung, ist aber eine angenehme Beschäftigung. Schwerer wird es, wenn wir Entscheidungen treffen müssen, die eine Auswirkung auf unser gesamtes Leben haben können. Oft schalten sich wie automatisch Zukunfts- oder Versagensängste ein. Das führt dazu, dass wir uns selbst verunsichern und schließlich so sehr lähmen, dass wir die Entscheidung immer weiter hinauszögern. Der Prozess einer Entscheidungsfindung quält uns dann mehr, als die Entscheidung selbst. Sicherlich kennst du das befreiende Gefühl, wenn eine Entscheidung endlich getroffen ist - auch wenn sie Konsequenzen hat, die unangenehm sind. Was geschieht eigentlich in unserem Gehirn, wenn wir vor einer Entscheidung stehen?

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Das Gehirn redet mit

Aus biologischer Sicht ist es verständlich, dass wir Schwierigkeiten mit Entscheidungen haben. Unser Gehirn besteht schließlich aus zwei Hälften, die miteinander kommunizieren müssen. Ray Dolan und seine Kollegen vom University College London haben untersucht, welche Hirnregionen beteiligt sind, wenn wir den Wert einzelner Optionen festlegen. Die Forscher kamen zu einem interessanten Ergebnis: Welche Entscheidung wir treffen, hängt auch davon ab, wie sicher wir uns mit der Bewertung einer Option fühlen. “Während wir schon wussten, welche Hirnregion den empfunden Wert einer Auswahlmöglichkeit steuert, konnten wir nun im gleichen Hirnareal die neuronalen Signale bei selbstbewussten und weniger selbstbewussten Entscheidungen untersuchen" so Dolan. Unser Selbstbewusstsein, in Bezug auf die Situation, in der wir uns entscheiden sollen, spielt also ebenfalls eine Rolle.

Selbstbewusstsein sammeln wir vor allem dadurch, dass wir uns auf vorherige Erfahrungen beziehen. Vielleicht hast du bereits die Erfahrung gemacht, dass dir dein Bauchgefühl den richtigen Weg weist und kannst dich leichter auf dein Gefühl verlassen. Vielleicht bereust du aber auch eine vergangene Entscheidung und hast Angst davor, wieder den gleichen Fehler zu begehen, fühlst dich verunsichert und weniger “selbstbewusst”, überhaupt wieder Verantwortung für eine Entscheidung zu übernehmen.

Nun aber mehr zu den fünf Tipps, die dir bei deiner nächsten Entscheidung helfen können.

1. Erstelle eine Pro-Contra-Liste

“Langweilig” wirst du jetzt vielleicht denken. Ja, die Pro-Contra-Liste ist ein echter Klassiker in Sachen Entscheidungsfindung. Trotzdem kann sie dir viel über deine Werte verraten. Es kann durchaus sein, dass du unter “Contra” sehr viel mehr Punkte aufgelistet hast, dich aber trotzdem für etwas entscheidest. Die Argumente auf der “Pro” Seite scheinen also schwerer zu wiegen. Es reicht also nicht, bloß die Listenpunkte zu zählen.

Wenn beide Seiten gleich viele Argumente haben, kannst du die einzelnen Punkte mit Zahlen von Eins bis Drei versehen. Eins steht für weniger wichtig, Drei für sehr wichtig. Zähle am Ende die Punkte zusammen und finde so heraus, welche Gründe wirklich ausschlaggebend für deine Entscheidung sind.

2. Stell dir vor, du erzählst 100 Leuten davon

Stell dir vor, du erzählst 100 Leuten von deinem Vorhaben. Es geht nicht darum, dass dir jede Person vertraut ist. Es können auch fremde Menschen sein. Was würden dir diese Leute raten? Wie würden sie deine Entscheidung einschätzen? Natürlich brauchst du nicht wirklich 100 Leute befragen. Dieses kleine Gedankenexperiment kann dabei helfen, deine Situation zu entschärfen. Manche Leute würden deine Entscheidung sicherlich einfach finden und gar nicht nachvollziehen können, warum du dir so einen Kopf machst.

Das Drama entsteht in der Gedankenspirale. Teilen wir unsere Gedanken mit anderen, wirken sie plötzlich weniger bedrohlich. Also stell dir vor, was dir die meisten deiner 100 kleinen Berater sagen würden. Vielleicht kannst du ja schon eine erste Tendenz erkennen.

3. Verabschiede dich von Schwarz-Weiß-Denken

A oder B, links oder rechts, ja oder nein - Häufig sehen wir nur zwei Möglichkeiten. Was uns davon abhält, eine Wahl zu treffen, ist die Angst, etwas falsch zu machen. Wir denken über mögliche Konsequenzen nach, darüber, was die Entscheidung für unsere Zukunft bedeutet. Wer sich zwischen Äpfeln und Birnen entscheiden muss, hat keinen großen Nachteil, wenn er oder sie am nächsten Tag zum Frühstück lieber das andere Obst gegessen hätte. Wenn es darum geht, eine große Investition zu tätigen, die Schule für das eigene Kind auszuwählen oder den Job zu kündigen, sieht das schon anders aus.

Versuche, dich nicht nur zwischen “richtig” oder “falsch”, bzw. “was dann/was wäre, wenn” zu bewegen. Statt an zwei Möglichkeiten hängen zu bleiben, frage dich: Wo ist die Mitte? Gibt es eine Grauzone, die mich zufrieden stellen könnte? GIbt es eine Kombination aus beiden Möglichkeiten? Gibt es einen Plan C oder andere Optionen, die ich noch gar nicht bedacht habe?

Werde dir bewusst, dass es die perfekte Entscheidung nicht geben wird. Entscheide vor allem aus dem Hier und Jetzt heraus, ohne den Teufel an die Wand zu malen oder Katastrophen-szenarien in deinem Kopf zu kreieren. Die Welt hat mehr Farben als nur Schwarz und Weiß. Nutze sie!

4. Frage dich, worum es eigentlich geht

Du stehst vor der Auslage beim Bäcker oder vor der Eisdiele. Schokolade oder Vanille? Croissant oder Franzbrötchen? Du überlegst hin und her. Du hast so richtig Lust, dir etwas zu gönnen aber was, wenn du jetzt das Falsche auswählst? Was, wenn eins viel besser schmeckt als das andere?

Vielleicht kennst du Situationen, in denen kleine Entscheidungen zu einem inneren Kampf werden. Frage dich, worum es wirklich geht. Wahrscheinlich wirst du festellen, dass deine Gefühlslage gar nicht so viel mit dem Eis zu tun hat. Eigentlich möchtest du dir etwas Gutes tun - egal, ob Schokolade oder Vanille. Es könnte sogar sein, dass du plötzlich gar kein Eis mehr brauchst, sondern lieber auf schnellstem Weg nach Hause und in dein Bett fährst. Eine andere Möglichkeit wäre, dich zu fragen, was du dir von einer Entscheidung erhoffst. Was soll die Entscheidung für dich lösen? Wenn du deinen Fokus darauf ausrichtest, was dir wirklich wichtig ist, wirst du die richtige Entscheidung treffen. Und die hat unter Umständen gar nichts mit den Optionen vor deiner Nase zu tun.

5. Vertraue dir selbst

Eine Sache vorweg: Stress ist kontraproduktiv, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Dein Gehirn befindet sich dann nämlich im Alarmzustand - kein guter Zeitpunkt, um wichtige Dinge angemessen zu bewerten. Schau also, dass du dir Ruhe und Zeit für deine Entscheidung einräumst. Du kannst auch über eine bestimmte Entscheidung meditieren. Damit meinen wir nicht, dass du still sitzt und in Gedanken alle Möglichkeiten durchkaust. Stell dir vor der Meditation eine Frage und versuche, deine Gefühle und Gedanken während der Meditation zu beobachten. Lass sie vorbeiziehen und verbinde dich mit der Stille in dir.

Oft hilft es auch, einfach eine Nacht darüber zu schlafen. Besonders bei großen Entscheidungen. Schau, wie es dir am nächsten Tag oder nach der Meditation geht. Vertraue vor allem deinem inneren Lehrer. Egal, ob das für dich das Bauchgefühl ist oder dein Gehirn, das rational alles abwägt.

Ist die Entscheidung einmal getroffen, dann bleibe standhaft. Steh zu deiner Entscheidung und kommuniziere sie wenn möglich ohne Zweifel. Bleib dabei, wofür du dich entschieden hast, auch wenn es im Außen Widerstände gibt. Nur du weißt, was für dich wichtig ist, was du gerade brauchst. Wenn sich die Situation nach deiner Entscheidung anders darstellt als erhofft, dann blicke nicht mit Reue auf das, was du getan hast. Mit Reue machst du das falsch, was dir in einem anderen Moment richtig vorkam. Bleib im Hier und Jetzt. Wenige Dinge sind wirklich in Stein gemeißelt.

Wenn du unglücklich über deine Entscheidung bist, dann schau, was du daraus lernen kannst und ob es Möglichkeiten der Veränderung gibt. Entscheidungen treffen wir zwar im Moment, was daraus wird ist aber ein lebendiger Prozess, der sich entwickelt und stetig verändert.

Vielleicht stehst du gerade vor einer schwierigen Entscheidung. Mach dich für einen Moment frei von allen Ratschlägen und Wegweisern im Außen. Richte deine volle Aufmerksamkeit auf das Gefühl, was jetzt in diesem Moment in dir steckt. Höre zu. Die Antwort schwingt bereits mit.


Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


Bild: Caleb Jones auf Unsplash

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